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Vereint durch unser gemeinsames Erbe

Aus der Dezember 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Aus Zwölf Nationen bestehende Europäische Gemeinschaft unternimmt entscheidende Schritte in Richtung auf ein vereintes Europa. Von vielen, die nationalstaatlichen Vorstellungen verhaftet sind, wird diese Entwicklung mit Skepsis betrachtet. Sie fragen sich, ob das gut gehen wird und nicht zur Selbstaufgabe der einzelnen Staaten führt. Andere sind überzeugt, daß im Hinblick auf die Erfahrungen in der Vergangenheit und die Probleme, die in Zukunft der Lösung harren, es lohnt, den Einigungsprozeß mutig voranzutreiben. Schon 1946 prophezeite Winston Churchill in Zürich: „Falls Europa einmal im freien Austausch seines gemeinsamen Erbes vereint wäre, würden das Glück, der Wohlstand und die Herrlichkeit, deren sich seine dreihundert oder vierhundert Millionen Bürger dann erfreuen könnten, keine Grenzen kennen.“ Und er fuhr fort: „Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa bauen... Der Vorgang an sich ist einfach. Man braucht lediglich die Entschlossenheit einiger hundert Millionen Männer und Frauen, das Rechte zu tun anstelle des Falschen, und so als Lohn Segen statt Fluch zu ernten.“ Sir Winston Churchill, Blood, Toil, Tears and Sweat: The Speeches of Winston Churchill (Boston: Houghton Mifflin Company, 1989), S. 310–311.

Aber wie lassen sich auch nur die Anfangsstadien einer größeren Einheit herbeiführen? Soll der Fortschritt von Dauer sein, so darf man die Sache nicht allein vom wirtschaftlichen Standpunkt aus angehen. Dies würde die Menschen nicht dazu anregen, „das Rechte zu tun anstelle des Falschen“. Statt dessen müssen wir unser gemeinsames Erbe entdecken, müssen erkennen lernen, was dieses Erbe wirklich bedeutet, und diese Erkenntnis in die Tat umsetzen. Zu diesem Erbe gehört der jüdisch-christliche Glaube an einen allmächtigen Gott, der das Weltall in Gerechtigkeit und Ordnung regiert.

Das erste Kapitel des ersten Buches Mose gibt uns einen inspirierenden Einblick in das Wesen Gottes und Seines Weltalls. Der Schöpfungsbericht ist nicht nur poetisch; er gibt uns vielmehr eine solide Grundlage, von der aus wir eine größere Einheit im menschlichen Leben erlangen können. So heißt es dort, daß Gott „den Menschen zu seinem Bilde“ schuf und daß alles, was Gott geschaffen hatte, „sehr gut“ war. Das ist eine außergewöhnliche Auffassung vom Menschen, die uns ahnen läßt, daß der Mensch Rechtschaffenheit und Güte ausdrückt, also nicht ungerecht und schlecht ist.

Das äußere Bild jedoch sieht völlig anders aus, wie uns tagtäglich bewußt wird. Einzelne Personen wie auch Nationen handeln manchmal ungerecht und verhalten sich feindselig; sie mißachten Gesetze und lassen oft jegliche Solidarität vermissen, weil sie ihre eigenen Zwecke auf Kosten anderer verfolgen wollen.

Die Wissenschaft des Christentums hilft uns, derartige Widersprüche aufzulösen. Sie weist darauf hin, daß es notwendig ist, zwischen der geistigen Wahrheit über den Menschen als Gottes vollkommene Schöpfung und dem sterblichen, materiellen Begriff von Identität zu unterscheiden, der uns wirklich erscheint. Man verkennt den Menschen, wenn man ihn für einen Sterblichen hält, der oft mit anderen Sterblichen im Kampf liegt. So ist der Mensch nicht, den Gott zu Seinem Ebenbild erschaffen hat.

Diese Wahrheit wurde ursprünglich von unserem Meister Christus Jesus durch sein Heilungswerk offenbart. Und die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir heutzutage Jesu Lehre praktisch anwenden können. Sie befähigt uns, alle Menschen so zu sehen, wie sie wirklich sind — als Gotteskinder, geistige Kinder unseres Vaters — und somit als unsere Geschwister, welcher Nationalität, Rasse oder Kultur sie auch angehören. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Mit einem Vater, nämlich Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden; und mit einem Gemüt, und zwar Gott oder dem Guten, würde die Brüderschaft der Menschen aus Liebe und Wahrheit bestehen und Einheit des Prinzips und geistige Macht besitzen, die die göttliche Wissenschaft ausmachen. Wissenschaft und Gesundheit, S. 469.

Als ich die Christliche Wissenschaft noch nicht lange kannte, half mir dieser Gedanke, den Groll zu überwinden, den ich einem Land gegenüber hegte, von dem mir, wie ich meinte, viel Ungerechtigkeit widerfahren war. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Menschen des Staates, der den Teil meines Landes, in dem ich aufgewachsen war, besetzt und besiedelt hatte, einen Verwandten von mir schwer mißhandelt. Ich hatte vor der Besetzung fliehen können und lebte im Westen, wo ich mich einer mir vollkommen fremden Umgebung anpassen mußte. Meine Eltern hatte ich in den Kriegswirren verloren.

Mein Verwandter konnte schließlich zu seiner Familie im Westen kommen. Er erzählte mir, wie man ihn behandelt hatte, als er unfreiwillig in unserer Heimatstadt geblieben war. Ich war sehr wütend.

In dieser Zeit lernte ich die Christliche Wissenschaft kennen und wurde eingeladen, die Sonntagsschule einer Gruppe Christlicher Wissenschafter an meinem Wohnort zu besuchen. Nach einigem Zögern ging ich hin. Schon lange hatte ich mich danach gesehnt, Gott kennenzulernen. In der Religion, in der ich erzogen worden war, konnte ich Ihn nicht finden. So sah ich diese Einladung als Gelegenheit an, mehr über Gott zu erfahren. Und das geschah dann auch. Besonders empfänglich war ich für die geistige Tatsache, daß Gott unser Vater und unsere Mutter ist und daß Er göttliche Liebe ist, die die gesamte menschliche Familie in Übereinstimmung mit dem Gesetz in vollkommener Harmonie und Gerechtigkeit regiert.

Wenn ich jetzt an die Menschen des Nachbarlandes dachte, erlangte ich zum ersten Mal einen Schimmer davon, daß auch sie die geliebten Kinder unseres Vater-Mutter Gottes sind. Mir wurde klar, daß sie in Wahrheit Seine gerechten und gesetzestreuen Kinder sind und nicht grausame, rachsüchtige Sterbliche. Ich konnte mich objektiver in ihre Lage versetzen und berücksichtigen, daß viele von denen, die jetzt in meiner ehemaligen Heimat leben, selber aus ihrer Heimat noch weiter östlich vertrieben worden waren. Mir wurde auch bewußt, daß ich nicht einer ganzen Nation die Schuld geben konnte für das, was einzelne Menschen getan hatten. Schließlich wurde mir auch klar, daß Gott sogar die, die meinen Verwandten mißhandelt hatten, immer als Seine vollkommenen, liebevollen Kinder sah und sie in Wirklichkeit niemals an Verbrechen teilgenommen hatten. Es dauerte lange, bis ich dies einsah, doch schließlich konnte ich vergeben. Ich war frei. Aller Groll war verschwunden.

Später lernte ich viele Bürger jenes Landes kennen. Einige wurden gute Freunde von mir, und ich stellte fest, daß unsere Freundschaft auch ihnen half, von falschen Gefühlen gegenüber meinem Land frei zu werden.

Diese Erfahrung hat mir gezeigt, daß jeder zur Vereinigung der Menschheit beitragen kann, indem er jeden einzelnen — ungeachtet seiner Nationalität oder Rasse — von einem geistigen Standpunkt aus sehen lernt. Wir können andere als Kinder unseres himmlischen Vaters ansehen und damit als unsere Geschwister, die dem Willen Gottes, dem göttlichen Gesetz, gehorsam sind. Und so werden wir „Segen statt Fluch“ ernten.

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