Die Aus Zwölf Nationen bestehende Europäische Gemeinschaft unternimmt entscheidende Schritte in Richtung auf ein vereintes Europa. Von vielen, die nationalstaatlichen Vorstellungen verhaftet sind, wird diese Entwicklung mit Skepsis betrachtet. Sie fragen sich, ob das gut gehen wird und nicht zur Selbstaufgabe der einzelnen Staaten führt. Andere sind überzeugt, daß im Hinblick auf die Erfahrungen in der Vergangenheit und die Probleme, die in Zukunft der Lösung harren, es lohnt, den Einigungsprozeß mutig voranzutreiben. Schon 1946 prophezeite Winston Churchill in Zürich: „Falls Europa einmal im freien Austausch seines gemeinsamen Erbes vereint wäre, würden das Glück, der Wohlstand und die Herrlichkeit, deren sich seine dreihundert oder vierhundert Millionen Bürger dann erfreuen könnten, keine Grenzen kennen.“ Und er fuhr fort: „Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa bauen... Der Vorgang an sich ist einfach. Man braucht lediglich die Entschlossenheit einiger hundert Millionen Männer und Frauen, das Rechte zu tun anstelle des Falschen, und so als Lohn Segen statt Fluch zu ernten.“ Sir Winston Churchill, Blood, Toil, Tears and Sweat: The Speeches of Winston Churchill (Boston: Houghton Mifflin Company, 1989), S. 310–311.
Aber wie lassen sich auch nur die Anfangsstadien einer größeren Einheit herbeiführen? Soll der Fortschritt von Dauer sein, so darf man die Sache nicht allein vom wirtschaftlichen Standpunkt aus angehen. Dies würde die Menschen nicht dazu anregen, „das Rechte zu tun anstelle des Falschen“. Statt dessen müssen wir unser gemeinsames Erbe entdecken, müssen erkennen lernen, was dieses Erbe wirklich bedeutet, und diese Erkenntnis in die Tat umsetzen. Zu diesem Erbe gehört der jüdisch-christliche Glaube an einen allmächtigen Gott, der das Weltall in Gerechtigkeit und Ordnung regiert.
Das erste Kapitel des ersten Buches Mose gibt uns einen inspirierenden Einblick in das Wesen Gottes und Seines Weltalls. Der Schöpfungsbericht ist nicht nur poetisch; er gibt uns vielmehr eine solide Grundlage, von der aus wir eine größere Einheit im menschlichen Leben erlangen können. So heißt es dort, daß Gott „den Menschen zu seinem Bilde“ schuf und daß alles, was Gott geschaffen hatte, „sehr gut“ war. Das ist eine außergewöhnliche Auffassung vom Menschen, die uns ahnen läßt, daß der Mensch Rechtschaffenheit und Güte ausdrückt, also nicht ungerecht und schlecht ist.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.