Die Tage Waren sehr kalt, und sie wurden kürzer. Mit jedem Nachmittagsspaziergang wurde mein Schatten länger. Verschiedene schwere Probleme hatten in mir dieselbe Melancholie hervorgerufen, die sich auch in der Natur zeigte. Nach und nach wurden überall die Weihnachtsdekorationen hervorgeholt — Lametta, Adventskränze, Lichter. Doch das trug nicht dazu bei, meine Stimmung zu heben.
Ich hatte schon vor langer Zeit aufgehört, mich auf die Weihnachtszeit besonders zu freuen. Die ständig zunehmende Betriebsamkeit, die hemmungslose Vermarktung, das pausenlose Gedudel von Weihnachtsliedern, all das war geradezu ein Hohn auf alles wahrhaft Befriedigende. Dadurch, daß ich den weltlichen Trubel mied, glaubte ich, der geistigen Bedeutung der Weihnacht Rechnung zu tragen. Im Grunde jedoch sehnte ich mich nur nach dem anspruchslosen Grau des Januars und nahm von Weihnachten einfach keine Notiz.
Doch in diesem Jahr hatte ich mir verschiedentlich einzelne Bücher der Bibel vorgenommen und sie gelesen. Eines Morgens wandte ich mich dem Johannesevangelium zu. Die einleitenden Verse berührten mich tief. Ich las von dem Wort, das Gott war, von dem Leben, das das Licht der Menschen war, dem Licht, das in der Finsternis scheint, von dem Wort, das Fleisch ward. Zuerst wurde mir nur die Herrlichkeit des Kommens Christi Jesu bewußt. Aber das weckte in mir das Verlangen, meine Einstellung in bezug auf Weihnachten zu ändern.
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