Südafrika Ist Schon seit geraumer Zeit eine Art riesiges politisches Schachbrett. Die sich gegenseitig bekämpfenden politischen Kräfte entwickeln ständig neue Taktiken, um einen Vorteil für sich herauszuschlagen. Tragischerweise degradieren solche Taktiken Männer, Frauen und Kinder oft zu bloßen Schachfiguren. Solch ein menschliches Szenario läßt wenig Raum für Hoffnung, es sei denn, die Menschen entdecken, daß sie keineswegs hilflose Schachfiguren sind.
Mitte der siebziger Jahre, in einer Zeit großer Ungerechtigkeit und damit einhergehender Unruhen unter der Bevölkerung, plante eine militante politische Gruppe in Soweto eine große Demonstration durch die Innenstadt von Johannesburg. Alle Einwohner, die physisch dazu fähig waren, wurden aufgerufen, daran teilzunehmen. Viele wollten nicht mitmarschieren; doch sie wußten, daß sie von den Demonstranten aus ihren Häusern gezerrt würden, wenn sie sich weigerten. Unter denen, die sich so bedroht sahen, befanden sich einige Christliche Wissenschafter.
Die Lage war so explosiv, daß diese Wissenschafter andere Kirchenmitglieder in allen Provinzen baten, wegen dieser Situation zu beten. Beim Nachdenken über das Wesen Gottes war vor allem eine Bibelstelle hilfreich. Sie lautet: „Er macht zunichte die Pläne der Klugen, so daß ihre Hand sie nicht ausführen kann.“ Hiob 5:12.
Eine Woche später fand die Demonstration statt, doch niemand wurde gezwungen, daran teilzunehmen, und — ganz anders als geplant — wurden im Stadtzentrum wenig Sachschäden angerichtet, und es gab kaum Verletzungen.
Ich habe seitdem oft über diesen Vers aus dem Buch Hiob nachgedacht, besonders wenn Wellen von Gewalt und Aufruhr über das ganze Land rollten. Diese und viele andere Stellen haben sich als gute Grundlage für unser Gebet erwiesen, um den Spannungen in Südafrika zu begegnen. Mir ist dabei klarer geworden, was die Christliche Wissenschaft über die Allheit Gottes, des göttlichen Gemüts, und über Seine intelligente, geistige Idee, den Menschen, lehrt. Ich bin überzeugt, daß Gebete, die unaufhörlich die Allerhabenheit und Gegenwart des göttlichen Gemüts anerkennen, sehr zur Heilung politischer Spannungen beitragen. Mrs. Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit: „Gemüt ist nicht hilflos. Die Intelligenz ist nicht stumm vor der Nicht-Intelligenz.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 191.
Wo wir auch sein mögen — ob zu Hause, in einem Einkaufszentrum oder im Auto — wachsames Gebet, das jeden einschließt, ist jeden Tag vonnöten. Solches Gebet vertreibt das Gefühl der Hilflosigkeit und gibt uns statt dessen ein Gefühl der Herrschaft und Zuversicht. Je mehr wir arbeiten und beten, um die Majestät und Macht des unendlichen Gemüts, Gottes, zu erkennen, desto mehr werden wir im täglichen Leben die Harmonie des geistigen Daseins erleben. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Das unsterbliche Gemüt, das alles regiert, muß sowohl im sogenannten physischen Reich wie im geistigen als allerhaben anerkannt werden.“ Ebd., S. 427.
Die Evangelien berichten, daß Christus Jesus oft inmitten großer Menschenmengen wirkte. Derselbe belebende Christus-Geist — die Bibel nennt ihn „Immanuel“ oder „Gott mit uns“ Mt 1:23. — ist auch heute da. Der Christus ist die Macht Gottes, und er ist stets im menschlichen Bewußtsein gegenwärtig, um Haß und grausame Vergeltung zu entschärfen.
Vor etwa drei Jahren gab es eine Zeit, in der große Angst herrschte und die Warnungen vor möglichen terroristischen Bombenanschlägen zunahmen. Als ich eines Tages meinen Wagen gegenüber von einem Bürogebäude parkte, kam mir der Gedanke, wie leicht dieses Gebäude Ziel eines solchen Anschlags sein könnte. Sofort mußte ich an jenen Vers aus dem Buch Hiob denken, und ich begann zu beten. Zwei Stunden später explodierte eine Bombe im Foyer des Gebäudes, doch die verbrecherische Absicht war fraglos auf ein Minimum reduziert gewesen. Denn wäre die Bombe früher explodiert, hätten Hunderte von Büroangestellten, die auf ihrem Heimweg das Gebäude passierten, verletzt werden können, da das Gebäude an einer verkehrsreichen Straße stand. Zur Zeit der Explosion befanden sich jedoch weder Menschen noch Autos auf der Straße, und außer Tafelglasfenstern und -türen wurde nichts beschädigt.
Für mich sind solche Geschehnisse ein Hinweis darauf, daß wir Gottes allgegenwärtige, allintelligente Liebe als einzig bestimmenden Faktor für die Handlungen der Menschen „auf Erden“ sehen müssen — wie er es ja auch „im Himmel“ ist. Das gilt für Belfast ebenso wie für Kapstadt oder Jerusalem.
Das wahre, von Gott geschaffene Wesen des Menschen ist weder tierisch noch brutal. Wenn wir dieses Selbst erkennen lernen, werden wir immer mehr Herr werden über die tierischen Neigungen. Jesus gebietet uns allen, einander zu lieben und so unser gegenseitiges Wohlergehen zu fördern. Die Macht der Liebe Gottes kennt keine Konflikte, ebensowenig wie die aufgehende Sonne im Streit mit der zurückweichenden Dunkelheit liegt.
