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Freundschaft und Partnerschaft

Aus der September 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir erhalten oft Anfragen zum Thema Freundschaft, Partnerschaft und Ehe — ein nicht gerade einfaches Thema in den neunziger Jahren. Das folgende Gespräch geht auf einige Fragen ein, die von unseren Lesern aufgeworfen wurden. Wir unterhielten uns und Dies ist der zweite Teil eines Interviews, das im Juli-Herold begann.

Wann ist Ihrer Erfahrung nach eine Beziehung mit jemandem am segensreichsten?

Julie: Ich war nicht auf der Jagd nach einem Ehemann, noch bat ich Gott um einen. Ich vertraute darauf, daß ich durch Gebet am besten erkennen würde, ob ich in solch einer Bindung segnen und gesegnet werden könnte. Aber ich hatte einige Jahre unter einem sehr üblen Gefühl der Einsamkeit gelitten, das mich zu einigen Dingen verleitet hatte, die ziemlich dumm waren. Es hilft, wenn man auf seine Motive achtet, damit man nicht etwas aus Selbstsucht tut oder nur um bewundert zu werden. Vielleicht hat man zwei feste Freunde auf einmal, oder man befindet sich in einer Beziehung, die festgefahren ist, aber aus reiner Gewohnheit macht man so weiter. Oder man spürt, man sollte eine Beziehung aufgeben, aber man hat solche Angst davor, einsam zu sein — Angst vor dem Vakuum, das vor einem zu gähnen scheint, wenn man die Beziehung beenden sollte. Oder man geht eine Beziehung nur aus Einsamkeit ein. Vielleicht ignoriert man die innere Stimme, die einem sagt, daß man sich nicht darauf einlassen sollte. Oder man fühlt sich zu einer anderen Person nicht aus den richtigen Gründen hingezogen, aber man denkt: „Ach, es ist besser als gar nichts.“ Und ich habe festgestellt, daß all das Motive sind, die auf eine höhere Ebene gehoben werden müssen. Etwas, was ich entdeckt habe, ist, daß Selbstsucht bestraft wird. Gott bestraft Selbstsucht nicht; sie bestraft sich selbst. Man merkt es meistens in dem Moment nicht. Man leidet unter irgendwelchen Dingen, nicht unbedingt etwas Großem, aber vielleicht unter einer allgemeinen Unzufriedenheit — oder man ringt mit der einen oder anderen Sache, aber es ändert sich nichts, und man sieht den Zusammenhang nicht, daß ...

Die Erfahrung von diesen selbstsüchtigen Motiven bestimmt wird ...?

Julie: Ja, genau. Die Selbstsucht taucht alles, was man tut, ins selbe Licht und begrenzt den Blickwinkel, begrenzt den geistigen Sinn. Meiner Meinung nach ist nicht nur moralische Reinheit ein Eckstein für Beziehungen, sondern Selbstlosigkeit genauso. Manchmal dauert es eine Weile, bevor man aufwacht. So war ich in der Schulzeit mit einem sehr netten Jungen befreundet, aber nach ein paar Jahren merkte ich eines Tages, daß wir der Beziehung entwachsen waren. Ich wußte, daß es richtig war, Schluß zu machen, aber ich hatte Angst. Ich machte mir Sorgen um diesen Jungen; ja, ich war ganz verzweifelt. Der Gedanke, daß wir Schluß machen sollten, machte ihn so unglücklich. Ich dachte: „Wie wird er ohne mich auskommen? Er hat sonst niemanden; er glaubt nicht einmal an Gott." Ich schien für sein Glück verantwortlich zu sein. Dann kam mir der Gedanke sehr klar von Gott: „Du verläßt dich doch darauf, daß Ich mich um dich kümmere; dann vertraue auch darauf, daß Ich mich um ihn kümmere.“ Das tröstete mich, und ich konnte gehorchen. Aber einige Monate später waren wir wieder zusammen. Wir waren nicht wirklich glücklich oder harmonierten miteinander. Dann bekam ich einen Brief von meiner Großmutter, die nichts von dem wußte, was ich durchmachte. In ihrem Brief stand der Satz: „Bleib’ Gott nahe.“ Ich antwortete aus ganzem Herzen: „Ja“. Und das brach meine Fesseln einfach. Ich konnte diesmal dauerhaft Schluß machen.

Bevor wir wieder eine Beziehung eingegangen waren, hatte mein Freund sich übrigens veranlaßt gefühlt, eine alte Bekannte zu besuchen. Nach unserem endgültigen Auseinandergehen hat er sich in sie verliebt und sie geheiratet. Sie sind jetzt seit einer Reihe von Jahren glücklich verheiratet. Und ich freute mich darüber von ganzem Herzen. Man sieht also, daß Gott Sein Versprechen bereits erfüllt und sich um die Bedürfnisse meines Freundes gekümmert hatte. Und ich war auch versorgt. Unerwartete neue Aktivitäten, Freundschaften und Möglichkeiten taten sich auf. Mein Leben wurde interessanter. Ich glaube, mein Eintreten für das Rechte machte es möglich, daß sinnvollere, vielfältigere Aktivitäten in mein Leben traten. Ich lernte, mich darauf zu verlassen, daß Gott zu allen Menschen spricht und ihnen das gibt, was sie wirklich segnet und sie zu einem höheren Begriff von ihrer wahren Identität und Individualität führt.

Nachdem Ihnen schon klar war, daß Sie diese Beziehung beenden sollten, scheint das größte Problem gewesen zu sein, daß Sie wieder hineingezogen wurden, obwohl Sie bereits durch Ihr Gebet gespürt hatten, daß es besser war, es nicht zu tun. Könnten Sie ein bißchen näher erklären, wie Sie mit der Situation fertig wurden?

Julie: Ich brauchte lange, um zu erkennen, daß die Gewohnheit — und auch Einsamkeit — mich zu dem Freund zurückzogen. Und ich klammerte mich an das wenige Gute, das ich erfahren hatte, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie es mehr Gutes geben könnte. Doch eine geschlossene Faust kann nichts empfangen. Ich erkannte auch nicht, daß ich die guten Eigenschaften, die ich in meinem Freund sah, auf die Person bezog, anstatt zu verstehen, daß sie von Gott kommen und Gott ihre Entfaltung fördert. Aber als mein Verlangen größer wurde, Gott näher zu sein, wurde ich von dem Gefühl befreit, daß die Gewohnheit stärker war als ich. Das Verlangen, Gott nahe zu sein oder mehr von Seinem Wesen auszudrücken, ist ein unglaublich starker Katalysator.

Es gibt noch etwas anderes, was uns manchmal an eine Beziehung bindet, die nicht das Beste für uns ist, und zwar der Gedanke: „Na ja, ich weiß, daß diese Beziehung nicht toll ist, aber mein Freund oder meine Freundin wird sich durch meinen Einfluß ändern.“ Oder man will das Gute vor dem Verfall retten, das man in jemandem sieht, den man attraktiv findet. Aber es ist wirklich immer Gottes Einfluß, der uns rettet und fördert. Dadurch, daß wir dies erkennen, unterstützen wir das Gute im anderen. Doch es ist nicht immer weise, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, selbst wenn man etwas Gutes darin sieht. In manchen Fällen könnte man es mit einem brennenden Gebäude vergleichen. Man wird nicht einfach nur gleichgültig dastehen und denken: „Gott ist immer gegenwärtig, also rühre ich mich nicht von der Stelle!" Nein, wenn man Gottes Allgegenwart versteht, bringt einen dieses Verständnis in Sicherheit. Gott weiß, was für unseren Fortschritt richtig ist, und Er teilt es uns mit.

Das bringt uns zu dem zurück, was wir im ersten Teil unseres Gesprächs erwähnten, daß Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit sagt: „Geist, Gott, sammelt ungeformte Gedanken in ihre geeigneten Kanäle. .. “Wissenschaft und Gesundheit, S. 506. Die falsche Vorstellung, daß man letztendlich für das geistige Wachstum eines anderen die Verantwortung trägt, ist eine verdrehte, persönliche Sicht von etwas, was in Wirklichkeit eine Tätigkeit Gottes ist. Er „sammelt ungeformte Gedanken in ihre geeigneten Kanäle.“ Gott das, nicht wir.

Julie: Und doch sind wir immer dafür verantwortlich, Gottes Weisungen zu befolgen. Dazu braucht man moralische Stärke. Sie drückt sich im Gehorsam gegenüber dem Moralkodex aus — den Zehn Geboten, vorehelicher und außerehelicher Keuschheit. Besonders wenn die Gesellschaft einem jegliche Unterstützung vorzuenthalten scheint! Moral ist der Ausdruck des geistigen Gesetzes, das das menschliche Leben regiert. Das ist der Felsen, auf dem wir stehen. Und man braucht moralische Stärke, um Gottes Führung auch in anderer Weise zu folgen. Ich glaube, daß einfach der Wunsch, mehr Reinheit oder Gehorsam oder Freude auszudrücken, in unserem Denken Raum schafft für Gottes formenden Einfluß, den wir dann in unserem Leben und in unseren Beziehungen spüren.

Man braucht nur ins Kino zu gehen, irgendeinen Fernsehfilm anzusehen oder eine Illustrierte zu lesen — überall wird einem vorgegaukelt, daß man mehr vom Leben hat, wenn man die Zehn Gebote bricht, als wenn man sie befolgt und dadurch moralische Stärke und geistige Vorteile gewinnt.

Michael: Aber oft bricht man die Zehn Gebote in der Absicht, das körperliche und seelische Wohlbefinden zu erhöhen, und das hilft einem nicht, sich als ein geistiges Wesen, als Gottes Idee, zu sehen. Moralisches Versagen ist mit vielen Problemen verbunden. Die Suche nach körperlichem und seelischem Wohlbefinden in der Materie kann einem nie die Befriedigung geben, die eine geistige Heilung mit sich bringt, eine neue Erkenntnis oder ein Einblick in das, was jenseits aller Sinneswahrnehmung liegt. Man muß vom geistigen Sinn Gebrauch machen.

Julie: Der materielle Sinn tritt immer für sich selbst ein. Er argumentiert immer auf die Weise, für die man am empfänglichsten ist. Er will einen so davon überzeugen, daß er echt ist, daß er rechtmäßig ist und in irgendeiner Form Erfüllung bringen kann. Wenn man dem auf den Grund geht, stellt man natürlich fest, daß das nicht stimmt. Man fühlt sich leer. Und wenn man versucht, sich mit noch mehr Materie und mehr materieller Empfindung zu füllen, erhält man einfach mehr Leere. Es ist so, als ob man eine Reihe Nullen nebeneinanderstellte.

Was ist mit Leuten, die ihr Leben lang in dieser Richtung nach Erfüllung gesucht haben? Sind sie es wert, Fortschritte zu machen und einen anderen Weg auszuprobieren?

Julie: O ja, sie sind es immer wert gewesen.

Michael: Die ganze Zeit, in der sie in eine andere Richtung geschaut haben, waren sie in Wirklichkeit geistig und von Gott geliebt. Sie haben also nichts verloren. Sie haben es bloß nicht gemerkt, obwohl es jeden Moment möglich ist, sich dessen bewußt zu werden.

Und wenn nun jemand zu der Erkenntnis kommt, daß seine Stärke in den moralischen Gesetzen liegt, über die wir gerade gesprochen haben — was ist dann mit der Vergangenheit? Ist diese Person an die Vergangenheit gefesselt?

Julie: Nein! Denn wenn es einem erst einmal aufgeht, daß Geist, Gott, so viel natürlicher und erfüllender ist als alles Materielle, und man dies in seinem Leben zum Ausdruck bringen möchte, dann erkennt man, daß alles, was man in der Vergangenheit getan hat — was der Geistigkeit unähnlich war —, gar nicht man selber war, daß es nicht wirklich war.

Also denken Sie, daß Gott keine Liste führt und einem für immer Minuspunkte anrechnet?

Julie: Richtig. Viele Menschen in der Bibel haben Fehler gemacht, aber sie konnten ihr Denken umkehren und etwas von ihrer wahren, geistigen Natur erkennen und danach leben — und zwar so, daß uns ihre Erfahrung heute noch segnet.

Um auf die Ehe zurückzukommen: Würden Sie sagen, daß man eine Ehe unter anderem danach beurteilen kann, ob sie andere segnet?

Michael: Ja, Christus Jesus sagte doch: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Mt 7:20. Unsere Ehe hat uns sicher stärker gemacht, und das wiederum, so glauben wir jedenfalls, hat uns geholfen, unserer Umgebung zu helfen — der mentalen, moralischen und physischen Umgebung.

Julie: Aber das soll nicht heißen, daß eine Ehe nicht gelegentlich auf Widerstand stößt oder Schwierigkeiten gegenübersteht. Man kann bei der Beurteilung einer Ehe nicht unbedingt danach gehen, ob die Verwandten darüber unglücklich sind, weil sie möchten, daß der Ehepartner reicher ist, besser aussieht oder eine berufliche Stellung hat, die höher angesehen ist. Ich denke, man muß sie danach beurteilen, ob man intuitiv spürt, daß Gott den Fortschritt der Ehepartner unterstützt. Fühlt man Gottes Befehl: „Dies ist der Weg; den geht!“ Jes 30:21.?

Könnten Sie uns ein Beispiel geben, wie man das fühlt?

Julie: Na ja, man muß spüren, daß die Beziehung das eigene geistige Wachstum fördert. Als wir anfingen, miteinander zu gehen, stellten wir fest, wie gut wir beten konnten. Ich merkte, daß meine geistige Wahrnehmung schärfer wurde. Mein geistiges Wachstum wurde beschleunigt. Ich brauchte die Beziehung nicht vor mir selbst zu rechtfertigen oder nach besseren Eigenschaften in ihr zu suchen oder sie zu verlangen. Sie brachte geistige Harmonie und Fortschritt zum Ausdruck. Sie verherrlichte Gott von Anfang an.

Michael: Die Gefühle standen nie im Vordergrund; die Beziehung war immer ruhig. Ruhig, aber nie langweilig! Es war einfach richtig.

Anmerkung der Redaktion: Es gibt natürlich viele unterschiedliche Wege zu glücklichen und Fortschritt bringenden Beziehungen. Christliche Wissenschafter haben jedoch entdeckt, daß Gebet — in jeder menschlichen Lage — die beste Ausgangsbasis ist. Gebet gibt unserem Leben eine Richtung und bringt Erfüllung, indem es in unserem Denken und Herzen unsere grundlegende Beziehung zu Gott aufrichtet. Wenn wir unsere Einheit mit Gott als Seine Widerspiegelung, Sein geliebtes Kind, erkennen, entdecken wir unsere Vollständigkeit und erlangen ein gesundes Selbstwertgefühl — ob wir nun mit jemandem befreundet, verheiratet oder ob wir alleinstehend sind. Gott bleibt für jeden von uns der ständige Gefährte.

Der dich gemacht hat, ist dein Mann — Herr Zebaoth
heißt sein Name —, und dein Erlöser ist der Heilige Israels.
Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,
aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und
der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen,
spricht der Herr, dein Erbarmer.

Jesaja 54:5, 10

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