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Unser Beitrag zur Entschärfung von Gewalt

Aus der September 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer Ist Nicht beim Anblick der gewalttätigen Szenen, die sich in letzter Zeit in einigen amerikanischen Städten abgespielt haben, zutiefst beunruhigt? Viele Menschen mögen sich danach sehnen, etwas gegen die schwelenden Probleme in den Städten zu unternehmen. Doch vielleicht leben sie nicht in einem Stadtteil, der davon betroffen ist. Oder sie denken, daß einer allein sowieso nicht viel bewirken kann. So wenden sie sich beklommen von dem Problem ab und hoffen, daß eine Besserung eintritt.

Doch es gibt etwas, was jeder von uns tun kann, um zu helfen. Wie vielschichtig oder hoffnungslos die Schwierigkeiten auch zu sein scheinen, denen die Menschheit sich gegenübersieht — sie sind lösbar. Der Anfang jeder Lösung liegt nämlich bei dem einzelnen, bei Ihnen und mir. Und selbstlose, christliche Liebe ist das Heilmittel. Die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjen s’aiens), die den Lehren Christi Jesu großen Wert beimißt, zeigt, daß die Menschheit heute die unwiderstehliche Christusliebe braucht, die die Macht Gottes, der göttlichen Liebe, zum Ausdruck bringt.

Jedesmal wenn Sie und ich Harmonie in eine unharmonische Situation bringen oder ein Unrecht wirklich vergeben, jedesmal wenn wir im Angesicht des Hasses lieben, jedesmal wenn wir erkennen, daß das wahre Sein des Menschen in Wirklichkeit die geistige Widerspiegelung Gottes ist — kein verfolgter oder sündiger Sterblicher —, leisten wir einen sehr wichtigen Beitrag zur Entschärfung der Gewalt in der Gesellschaft. Warum? Weil die Probleme der Welt das Resultat ungelöster individueller Schwierigkeiten und Differenzen sind.

Die Fähigkeit, anderen Freundlichkeit, Mitgefühl und Versöhnlichkeit entgegenzubringen, besitzen nicht nur einige wenige auserwählte Menschen. Sie ist jedem von uns angeboren, weil das wirkliche Sein eines jeden Menschen die Widerspiegelung der unerschöpflichen göttlichen Liebe ist.

Ganz gleich, welchen Beruf wir ausüben, wir sind dazu da, für unseren liebevollen Vater, Gott, Zeugnis abzulegen und unseren Mitmenschen — ob sie nebenan wohnen oder in einem anderen Land leben — die Liebe entgegenzubringen, die Gott ohne Vorbehalt jedem Seiner Kinder zuteil werden läßt. Natürlich ist es schwer, Menschen zu lieben, wenn sie egoistisch und verantwortungslos handeln oder sogar gehässig sind. Doch Nächstenliebe sollen wir nicht nur dann üben, wenn es einfach ist oder wenn uns der Sinn danach steht. Jesus forderte seine Nachfolger auf, die göttliche Natur tagaus, tagein zum Ausdruck zu bringen. Er lehrte: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Mt 5:9. Wir haben das göttliche Recht, Frieden zu erleben; doch gleichzeitig sind wir verpflichtet, Frieden zu stiften. Und wir können beides tun, wenn wir beten, um das Bild eines irrenden, sinnlichen Menschen durch den geistigen und vollkommenen Menschen zu ersetzen, den Christus Jesus durch seine Heilarbeit veranschaulichte.

Jemand könnte nun sagen: „Zweifellos wären mehr christliche Liebe und Frieden in der Welt jetzt sehr hilfreich. Doch kann eine Person allein wirklich etwas bewirken?“ Aber sicher! Folgender Bibelvers aus dem Brief des Jakobus macht uns Mut: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Jak 5:16.

Ein kleines Erlebnis, das ich vor einigen Monaten hatte, veranschaulicht dies. Ich war zu einer Reparaturwerkstatt gegangen, um ein Elektrogerät abzuholen. Sobald ich die Werkstatt betrat, wußte ich, daß es Ärger gab. Der Besitzer war völlig betrunken; er beschimpfte seine beiden Hilfskräfte und knallte die Ware hin. Die Situation verschlimmerte sich, als er entdeckte, daß das zu reparierende Gerät nicht angefaßt worden war. Zunächst erbot ich mich, an einem anderen Tag wiederzukommen; mein einziger Gedanke war, so schnell wie möglich das Geschäft zu verlassen. Doch der Inhaber der Werkstatt wurde aggressiv und bestand darauf, daß ich wartete, bis er das Gerät repariert hatte. Zu meiner Bestürzung mußten die beiden Hilfskräfte gehen, denn es war Ladenschluß. Eine der Frauen wurde abgeholt, und als sie zögernd zur Tür hinausging, drehte sie sich um und sah mich an, als wollte sie sagen: „Ich wünschte, ich müßte Sie nicht mit diesem Mann allein lassen.“ Ich kann allerdings sagen, daß ich mir um meine Sicherheit keine Sorgen machte, sondern darauf vertraute, daß Gott bei uns war.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Das Zeugnis der materiellen Sinne ist weder absolut noch göttlich. Ich gründe mich daher rückhaltlos auf die Lehren Jesu, seiner Apostel und der Propheten sowie auf das Zeugnis der Wissenschaft des Gemüts. Andere Grundlagen gibt es nicht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 269.

An jenem Morgen hatte ich mich intensiv mit diesen Worten beschäftigt, und ich glaube, daß dies zur Lösung dieser Situation beitrug, die sicherlich böse hätte ausgehen können. Während der Mann die Reparatur vornahm, setzte ich mich in eine Ecke und betete ernsthaft, um über das Bild der materiellen Sinne hinauszusehen und seine wahre Natur zu erkennen. Langsam veränderte sich die Atmosphäre in der Werkstatt. Nach weniger als einer halben Stunde begann der Mann von seinen finanziellen Sorgen zu sprechen. Geschäftlich gehe es sehr schlecht; er wisse nicht, wie lange er seinen Laden noch werde halten können, und so weiter. Dadurch, daß er sich mir anvertraute, wurde mein Mitgefühl erweckt, und als er mit der Reparatur fertig war, hatten sich die Dinge so verändert, daß der Mann darauf bestand, das Gerät zum Auto zu tragen. „Das kann ich leicht bewältigen“, versicherte ich ihm, aber er wollte nichts davon hören. Durch inniges Gebet waren Groll und Unhöflichkeit in Freundlichkeit und Wohlwollen umgewandelt worden!

Die Bibel zeigt uns den sicheren Weg zur Harmonie in all unseren Beziehungen. Bereits im ersten Kapitel offenbart sie, daß Gott den Menschen zu Seinem Ebenbild geschaffen und Seine gesamte Schöpfung als sehr gut bezeichnet hat. Das ist unser Ausgangspunkt, und es gibt nichts, was unsere Beziehungen auf eine festere Grundlage stellen könnte.

Was immer die Ursachen für die Meinungsverschiedenheiten und Streitereien in der menschlichen Gesellschaft sein mögen, wir finden das Gegenmittel darin, daß wir uns nach dem göttlichen Maßstab richten, den unser Meister setzte. Er führte uns eindringlich vor Augen, wie wichtig es ist, daß wir einander lieben. „Ein schönes Ideal“, mag jemand denken. „Aber ich bin nicht sicher, ob ich wirklich in der Lage dazu bin. Ich kann mit dem Groll und der Respektlosigkeit anderer nicht fertig werden. Die Leute können einem so auf die Nerven gehen!“

Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß es nur ein Gemüt gibt, dann hat sich das göttliche Gesetz, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, entfaltet; wohingegen die Annahme von vielen herrschenden Gemütern des Menschen natürlichen Zug zu dem einen Gemüt, dem einen Gott, hindert und das menschliche Denken in entgegengesetzte Kanäle leitet, wo Selbstsucht regiert.“ Ebd., S. 205.

Wir können viel tun, um Heilung in der Welt voranzutreiben. Dazu müssen wir erkennen, daß es wirklich nur ein Gemüt gibt, das der Mensch widerspiegelt, und daß Charakterzüge, die Konflikte und Gewalt auslösen, nicht zu unserem wahren, von Gott geschaffenen Sein gehören. Gott ist völlig gut und hat alles erschaffen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß selbst das schlimmste Verhalten und die größte Feindseligkeit nicht zum Menschen Gottes gehören, können wir über den äußeren Anschein hinausblicken. Wir können dann wie unser Wegweiser den Menschen aus Christi Sicht betrachten. Und diese geistige Sicht entschärft die entflammten Emotionen.

Die Bibel rät uns: „Seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.“ 1. Petr 3:8. Wenn wir das sind, tragen wir wesentlich dazu bei, Haß und Unzufriedenheit zu heilen. Wenn wir uns jeden Tag die Zeit nehmen, von dem Standpunkt aus zu beten, daß es nur ein Gemüt gibt, und die Liebe leben, die dem einen Gemüt, der göttlichen Liebe, entspringt, spüren wir den Einfluß der heilenden Kraft Gottes auf die Furcht und den Groll in unserer eigenen Umgebung. Und durch diese christusähnliche Tätigkeit tragen wir erheblich zur Harmonie und zum Fortschritt in der Welt bei.

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes,
als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen,
Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer
den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand
Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat,
so vergebt auch ihr! Und der Friede Christi ...
regiere in euren Herzen.

Kolosser 3:12, 13, 15

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