Folgende Schlagzeile Fiel mir auf: „Reise durch die Zeiten — Kosmonaut kehrt in eine neue Welt zurück.“ Im März des vergangenen Jahres konnte Sergej Krikalow, der fast ein Jahr lang die Erde in der sowjetischen Raumstation „Mir“ umkreist hatte, endlich nach Hause kommen. Aber eine ganz andere Welt erwartete ihn. In dem Artikel wurde berichtet: „Während er die Erde umkreiste, wurde in der Sowjetunion ein Umsturzversuch verhindert, die Führungsspitze ausgewechselt, und die Sowjetunion hörte auf zu existieren.. . Selbst seine Heimatstadt änderte ihren Namen während seines Aufenthalts im All — von Leningrad zu St. Petersburg.“ Tatsächlich hielt der politische Wandel zu Hause ihn fünf Monate länger als ursprünglich geplant in der Umlaufbahn. Bei der Landung in Kasachstan gaben ihm die Medien den Beinamen „Zeitreisender“ und verglichen ihn mit den „Science-fiction-Gestalten, die sich plötzlich in ein neues Jahrhundert katapultiert finden“ (aus dem Boston Globe).
In unserer Zeit ist es wohl nichts Ungewöhnliches, wenn man das Gefühl hat, ein Spielball der Ereignisse in einer sich ständig verändernden Welt zu sein, vielleicht sogar ein Opfer des schnellen Wandels, über den der einzelne kaum die Kontrolle hat. Wie vielen mag es vorkommen, als seien sie selbst kurz davor, „in ein neues Jahrhundert katapultiert" zu werden — ohne ausreichende Vorbereitung und ohne wesentliche Möglichkeiten zur Mitgestaltung der eigenen Zukunft? Die meisten Menschen scheinen keine vernünftige Gelegenheit zu haben, sich auf das kommende Jahrtausend einzustellen, und nicht wenige finden zweifellos die ständigen Anforderungen des Alltags schon frustrierend genug, weil sie ihnen trotz aller Bemühungen niemals ganz gerecht werden können.
Obwohl es bestimmt für jeden von uns viele Möglichkeiten gibt, sich mit der Zukunft zu befassen und sich auf sie vorzubereiten — indem wir uns weiterbilden, uns auf dem laufenden halten und wachsam bestimmte Tendenzen beobachten —, so kann sich doch kaum jemand ununterbrochen damit beschäftigen. Was uns allen jedoch helfen kann, ist eine neue Lebensauffassung — eine geistige Perspektive, das Verständnis unserer individuellen Rolle in Gottes Plan und das Vertrauen auf unsere gottverliehene geistige Fähigkeit, mit den ständigen Veränderungen unserer Welt fertig zu werden.
Eine geistige Lebensauffassung ist unerläßlich, wenn wir überhaupt irgendeine Kontrolle über die Zukunft haben und die großen Veränderungen im persönlichen wie gesellschaftlichen Bereich wirksam bewältigen wollen, die ganz sicher Auswirkungen auf das Leben jedes einzelnen von uns haben werden. Was die Bibel sowohl im Alten wie im Neuen Testament lehrt, läßt uns erkennen, daß es außerhalb unserer Beziehung zu Gott gar kein sinnvolles Dasein gibt. Der Apostel Paulus drückte es so aus: „Denn in ihm leben, weben und sind wir." Apg 17:28. Das Erkennen dieser Tatsache ist wesentlich für die erfolgreiche Auseinandersetzung mit den Veränderungen.
In Gott finden wir beständiges Gutes, die Kontinuität alles dessen, was Frieden, Freude und Vitalität in unser Leben bringt. Dieses wahrhaft Gute wird nie unterbrochen; es ist unveränderlich, weil es seinen Ursprung in Gott hat, der unveränderliche, universale göttliche Liebe ist. In der geistigen Schöpfung, die Gottes Weltall und auch den Menschen einschließt, zeigt sich der Fortschritt in der dauernden Entfaltung Seines Guten. Das Verständnis dieser ständigen geistigen Entwicklung bewahrt uns ein harmonisches, friedvolles und nützliches Leben angesichts dessen, was das menschliche Gemüt für die Unwägbarkeiten und die Unruhe wechselnder Szenen des materiellen Lebens hält.
Ein Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft weist uns auf diese geistige Wirklichkeit hin:
Wo Gottes Liebe führet,
Da bleibe ich im Licht
Da Gott sich nicht verändert,
Fürcht’ ich den Wechsel nicht.Liederbuch, Nr. 148.
Mary Baker Eddy erläutert in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Der Gott der Christlichen Wissenschaft ist die allumfassende, ewige, göttliche Liebe, die sich nicht ändert noch Böses, Krankheit oder Tod verursacht.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 140. Die Wissenschaft Christi bestätigt, daß wir in diesem beständigen Guten, das sich entfaltet, — in der göttlichen Liebe — leben, weben und sind.
Und weil das Gute unendlich ist — weil es die geistige Tatsache bestätigt, daß Gottes Güte grenzenlos ist —, wird uns als Kindern Gottes immer der grenzenlose Horizont des Guten bewußt werden. Zugleich erkennen wir, daß wir schon immer Teil seines unwandelbaren Wesens, seiner Macht und Gegenwart gewesen sind. Das göttliche Gute kann niemals weniger oder mehr sein, als es bereits ist. Und ferner: schon jetzt ist alles Gute unendlich, ewig, immer gegenwärtig, all-mächtig.
Jeder hat ein von Gott bestimmtes Lebensziel: Ihn als Sein unmittelbares geistiges Bild und Gleichnis widerzuspiegeln, Gottes heiliges Wesen durch das Ausdrücken Seiner Güte zu verherrlichen und Seine Macht zu bezeugen, indem er Seine Liebe zum Ausdruck bringt. In dem Maße, wie wir verstehen und akzeptieren lernen, daß wir der Mensch sind, den Gott erschaffen hat, entdecken wir auch, daß unser geistiges Lebensziel nicht irgendwie weltfremd oder lebensfern ist; im Gegenteil, dieses Lebensziel inspiriert und erhebt uns und hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Erfahrung. In dieser einzigartigen Aufgabe, die Gott für jeden von uns hat, entdecken wir, wie wir auch in der Rastlosigkeit dieser Welt ausgeglichen und in Frieden leben können. Und darüber hinaus ist uns die Kraft gegeben, „Täter des Worts und nicht Hörer allein“ Jak 1:22. zu werden, wie es die Bibel ausdrückt. Wenn es uns zur Gewohnheit wird, Gott in allem, was wir tun, zu verherrlichen, werden wir in unseren Bemühungen produktiver, so daß wir anderen echten Segen bringen, ihnen helfen und sie heilen. Christus Jesus ist unser höchstes Beispiel für solch ein Leben und Wirken, bei dem Gott im Mittelpunkt steht, und seine Taten führen uns zu der Erkenntnis, daß unser wahres Lebensziel unverändert feststeht, ganz gleich, wie viel oder wie schnell sich die Welt verändert.
Gebet läßt uns die geistige Wirklichkeit der Schöpfung Gottes und unseren individuellen Platz in dieser Schöpfung klarer erkennen. Durch Gebet werden wir zuversichtlich mit den Veränderungen im menschlichen Leben fertig, weil unser Vertrauen auf den Felsen Christus, die Wahrheit, gegründet ist. Wir entdecken dann, daß Gott uns Intelligenz gegeben hat, Intuition, Scharfsinn, Beständigkeit, Integrität — und all dies im Überfluß. Gott ist göttliches Gemüt, unendliche Intelligenz; und wenn wir verstehen, daß wir dieses eine Gemüt widerspiegeln, werden wir uns nie überrumpeln lassen, werden nie das Gefühl haben, nicht mehr Schritt halten zu können oder angesichts des rapiden Wandels in unserer Gesellschaft nicht genügend gerüstet zu sein.
Wenn wir im Bewußtsein des sich entfaltenden Guten bleiben, fürchten wir die Veränderungen nicht oder machen uns keine Sorgen deswegen. Wir werden alles Fortschrittliche begrüßen und konstruktiv das umzuwandeln helfen, was nicht fortschrittlich ist. Das geistige Verständnis — die geistige Perspektive, daß der Mensch in Gott lebt — hält nicht nur mit dem Gang der Zeiten Schritt, es eilt ihnen voraus und führt uns mit moralischen und geistigen Visionen in die Zukunft. Diese wahrhaft christliche Anschauung von der Wirklichkeit, vom individuellen Wert und Lebenszweck, bildet einen soliden Rahmen für den Fortschritt und für die Beständigkeit des Guten — im eigenen Leben, in unserer Familie, unserem Gemeinwesen und unserer Welt.
In allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet
und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Ich vermag alles durch den,
der mich mächtig macht.
Philipper 4:6, 7, 13
