Auszüge aus dem gleichnamigen Vortrag über die Christliche Wissenschaft, den nach einem schweren Wirbelsturm in Miami, Florida, USA, gehalten hat
Als Der Hurrikan Andrew sich dem Süden Floridas näherte, haben viele Menschen gebetet. Auch meine Frau und ich haben das getan. Unsere Gebete waren allerdings kein Flehen zu Gott, sondern wir bemühten uns, besser zu verstehen, daß Gott überall gegenwärtig und immer bei jedem einzelnen ist, der sich bedroht fühlt, und daß Er für ihn sorgt. Wir beteten, um zu erkennen, daß alle wahre Macht allein in Gott, dem Guten, liegt.
Und doch kam der Wirbelsturm. Er richtete schwere Verwüstungen an. Mehrere Menschen wurden getötet, 85 000 wurden obdachlos — von anderen Schäden gar nicht zu reden. Ganz sicher haben viele derjenigen, die obdachlos wurden und schlimme Zerstörungen an Hab und Gut hinnehmen mußten, ebenso wie wir ernsthaft gebetet. Und so könnte man versucht sein zu sagen, Gebet sei wirkungslos geblieben. Andererseits gab es aber auch Menschen, die gebetet haben und deren Häuser und Geschäfte unzerstört blieben. Ergibt das alles einen Sinn? Ist Gebet wertlos? Treibt Gott Vetternwirtschaft? Handelt Er aus reiner Willkür? Oder steckt Gott gar selbst hinter solchen Katastrophen?
In den Gesetzbüchern werden auch heute noch Naturkatastrophen wie Orkane, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen oder Feuersbrünste als „höhere Gewalt“ bezeichnet. Und viele Menschen nehmen Katastrophen als gottgewollt hin. Aber mit solchem Gott könnte ich nichts anfangen — zu Ihm könnte ich nicht beten. Allerdings lesen wir in der Bibel: „Heimsuchung kommt vom Herrn Zebaoth mit Wetter und Erdbeben und großem Donner, mit Wirbelsturm und Ungewitter und mit Flammen eines verzehrenden Feuers.“ Jes 29:6. Und auch: „Der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut.“ Jes 45:7. Wird damit nicht die Auffassung von einem rächenden Gott in der Bibel bestätigt?
Andererseits heißt es in der Bibel aber auch: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:31. Und: „Deine [Gottes] Augen sind zu rein, als daß du Böses ansehen könntest, und dem Jammer kannst du nicht zusehen!“ Hab 1:13. Und als Trost für ein verwüstetes Land: „Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr...mich gesandt [hat], ... die zerbrochenen Herzen zu verbinden, ... zu schaffen den Trauernden zu Zion, daß ihnen Schmuck statt Asche, ... Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden... Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen und, was vorzeiten zerstört worden ist, wieder aufrichten; sie werden die verwüsteten Städte erneuern.“ Jes 61:1, 3, 4.
Stehen diese Verse nicht in direktem Gegensatz zu dem, was die ersten Zitate aussagen? Wie können wir beides unter einen Hut bringen? Wenn wir diese Bibelstellen wörtlich nehmen — sie blindlings akzeptieren, ohne weiter darüber nachzudenken —, dann widersprechen sie sich tatsächlich. Wir müssen sie von einem anderen Blickwinkel aus sehen.
Ein Beispiel: Eines Tages saß ich in meinem Hotelzimmer und arbeitete. Als ich aufschaute, traute ich meinen Augen nicht. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß der Stuhl mit der geraden Rückenlehne, der vor dem Schreibtisch stand, schief war! Auf der einen Seite endete die Lehne in einem Knauf, auf der anderen Seite nicht. Warum diese Ungleichmäßigkeit? Während ich noch darüber nachgrübelte, bewegte ich zufällig meinen Kopf. Und plötzlich veränderte sich der Stuhl. Der Knauf war ab. Es war der Türknauf an der Wand gegenüber gewesen! Von diesem einen Blickwinkel aus schien es, als ob er zum Stuhl gehöre. Ich mußte den Stuhl nicht verändern, nur meinen Blickwinkel.
Es gibt ein Buch, das unseren Blickwinkel so entscheidend verändert, daß wir die Logik der inspirierten Botschaft der Bibel erkennen können. Dieses Buch ist Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Die Verfasserin, Mary Baker Eddy, war eine geistige Denkerin von Format. Sie konnte den hartherzigen, rächenden Gott, der ihr von der Kanzel gepredigt worden war, nicht in Einklang bringen mit ihrer Überzeugung, daß Gott gut ist, die allumfassende, unparteiische göttliche Liebe.
Sie selbst hatte Tragödien, Entbehrungen, Armut, chronische Krankheit und sogar Todesgefahr erlebt. Sie hatte es mit den verschiedensten medizinischen und alternativen Heilmethoden versucht, aber nichts half ihr auf Dauer. Von Kind an suchte sie in der Heiligen Schrift nach einem tieferen Verständnis von Gott. Endlich fand sie Heilung auf rein geistiger Grundlage. Und sie fand einen vollkommen logischen Gottesbegriff.
Später schrieb sie in Wissenschaft und Gesundheil: „Im Buch Jesaja lesen wir:, Der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der Herr, der dies alles tut’; doch der Prophet bezog sich auf das göttliche Gesetz, das die Annahme vom Bösen bis zum äußersten aufrührt, wenn es dasselbe an die Oberfläche bringt und auf den gemeinschaftlichen Nenner Nichts zurückführt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 540. Und an anderer Stelle erklärt sie, nachdem sie solche Unglücke wie Erdbeben, Wind, Wellen, Blitz und Feuer aufgezählt hat: „Die Offenbarwerdungen des Bösen, die die göttliche Gerechtigkeit fälschen, werden in der Bibel, der Zorn des Herrn’ genannt. In Wirklichkeit zeigen sie die Selbstzerstörung des Irrtums oder der Materie an und weisen auf das Gegenteil der Materie, auf die Stärke und Fortdauer des Geistes hin.” Ebd., S. 293. Geist ist ein biblischer Name für Gott und weist auf Sein Wesen als alles durchdringende Gegenwart hin — von Grund auf nichtmateriell und völlig gut.
Von diesem erleuchteten Standpunkt aus fand Mrs. Eddy in der Bibel ein folgerichtiges und logisches Gesetz — das unparteiische, universale göttliche Gesetz des unwandelbaren Guten. Und dieses Gesetz des Guten wirkt — wenn wir es verstehen und darauf vertrauen — als Gesetz der Wiederherstellung von Harmonie und Normalität überall dort, wo es Verlust oder Verwüstung gegeben hat. Wir ignorieren das Böse nicht, wenn wir uns an das göttliche Gesetz wenden, sondern wir tragen dazu bei, seine Falschheit aufzudecken. Wir versuchen nicht, die Falschheit zu erklären, sondern erkennen sie als das, was sie ist — eine Lüge.
Genau so definierte Jesus das Böse — als einen „Lügner und [den] Vater der Lüge”. Joh 8:44. Jesus argumentierte nicht mit dem Bösen, noch versuchte er, es zu rechtfertigen. Er beseitigte es einfach, ganz gleich, ob es sich als Krankheit äußerte oder als Ansteckung, moralische Verfehlung, Bostheit, Sturm, Hunger oder sogar als Tod. All das tat er allein durch Gebet. Und dieses Gebet bestand in dem Verständnis, daß das wahre Wesen Gottes absolut gut ist und daß der Mensch in seiner wahren Natur das Gleichnis Gottes und daher ebenfalls ganz und gar geistig und gut ist.
Jesus war Gott näher, hatte mehr Herrschaft über zerstörerische Gewalten — Stürme eingeschlossen — und betete wirksamer als irgend jemand sonst auf dieser Erde. Und doch wurde er am Ende ans Kreuz geschlagen und begraben. Sah das nach einem großartigen Sieg aus? Bedeutete es, daß seine Gebete keine Kraft mehr hatten? Seine Jünger empfanden es als endgültige Niederlage, als Tragödie. Aber natürlich war dies nicht das Ende. Die Kreuzigung führte zur Auferstehung, die Auferstehung zur Himmelfahrt.
Jesu Auferstehung hat eine Botschaft für uns alle. Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, definiert die geistige Bedeutung von Auferstehung so: „Vergeistigung des Denkens; eine neue und höhere Idee von der Unsterblichkeit oder dem geistigen Dasein; die materielle Annahme, die dem geistigen Verständnis weicht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 593.
Seit ich hier in Florida bin, habe ich mit vielen Leuten gesprochen, die furchtbara Verluste erlitten haben, und sie haben alle etwas von dieser Auferstehung erlebt. Materielle Dinge sind ihnen weniger wichtig geworden. Sie haben besser verstehen gelernt, was wahre geistige Substanz ist.
Eine Frau, deren Haus völlig zerstört worden war, fand durch diese Erfahrung bestätigt, was Mrs. Eddy entdeckt hatte, als sie schrieb: „Ich habe schon lange erkannt, daß mir die Welt weder etwas nehmen noch etwas geben kann, und nun habe ich nur einen Ehrgeiz und eine Freude." Vermischte Schriften, S. 281. Diese Frau erkannte außerdem, daß jedes Unglück, jeder Verlust zum Segen werden kann, wenn wir uns Gott zuwenden.
Vielen ist aufgefallen, daß die gegenseitige Hilfsbereitschaft und der Gemeinsinn unter den Menschen ihres Ortes größer geworden sind. Und außerdem gab es so viele Menschen, die sich sofort zur Verfügung stellten, um mit Liebe und Sachverstand bei den vielen Aufgaben des Wiederaufbaus zu helfen. Es ist allerdings wichtig, dafür zu sorgen, daß dieser Geist der Güte und der intelligenten Hilfe lebendig bleibt und den Gemeinden so einen dauerhaften Glanz verleiht.
Wie können wir diesen Geist lebendig erhalten? Indem wir erkennen, daß solche Eigenschaften ihren Ursprung im Göttlichen haben, wenn sie auch auf der menschlichen Ebene zum Ausdruck kommen. Sie sind der Beweis, daß Gott wirkt. Sie zeigen, wie die Christlichkeit, die jedem Menschen eigen ist, ans Licht kommt. Und dieses Gute ist von Dauer, da es von Gott herrührt. Es kann niemals untergraben werden oder verrotten, kann nicht unterbrochen oder korrumpiert, erschöpft oder ausgelöscht werden. Dieses Gute kann auch niemals niedergerissen, weggeblasen oder verbrannt werden. Es ist unzerstörbar, da es der permanente Ausdruck des permanenten Guten ist, das wir Gott nennen.
Das zu erkennen hilft uns, mit den entgegengesetzten Charakterzügen fertig zu werden, die manchmal zum Vorschein kommen — Ungeduld, wenn etwas länger dauert, Ärger, Enttäuschung, bürokratischer Stumpfsinn, Habgier, Selbstmitleid, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und so weiter. Wenn wir diese Charakterzüge als Irrtümer — nicht als Tatsachen — erkennen, als Lügen, die behaupten, Gottes Güte sei entweder abwesend oder zunichte gemacht, dann können wir lernen, solche Charakterzüge von den Menschen zu trennen, die davon beherrscht zu sein scheinen — auch von uns selbst. So können wir diese Irrtümer heilen, sie durch das Verständnis loswerden, daß sie wertlos sind, ohne Substanz, und daß sie keinen Raum haben in der Güte des Gottesmenschen — des wahren Du, des wahren Ich, des wahren Jedermann.
Darum sollten wir uns auch stets bewußt sein, daß das Gute, wo immer es sich zeigt, die ganze Macht Gottes hinter sich hat; und wir sollten das Böse — sei es noch so aggressiv — als Lüge identifizieren, die nichts hinter sich hat. Damit fördern wir das Gute und tragen zur Zerstörung alles dessen bei, was sich dem Guten entgegenstellen möchte. Dies ist Gottes Wiederherstellungsgesetz in Tätigkeit. Es ist ein Aspekt der Auferstehung.
Wie können wir nun wiederaufbauen, wie es nach jeder Katastrophe geschehen muß? Vielleicht ist kein Verlust — abgesehen vom Tod eines Freundes oder eines Verwandten — schwerer zu ertragen als der Verlust unseres Heims und aller unserer Besitztümer. Wie können wir mit so etwas fertig werden?
Ein Mann, dessen Haus zerstört worden war, erzählte mir, was er alles über den Unterschied zwischen einem Haus und einem Heim erkannt habe und wieviel ihm das bedeute. Ein Haus kann ausgeraubt, beschädigt, zerstört werden, ein Heim niemals — wenn wir verstehen, was ein Heim wirklich ist.
Unser Heim ist dort, wo wir mental zu Hause sind. Wir haben es immer bei uns. Im wahrsten Sinn besteht es aus den göttlichen Eigenschaften, die wir im Bewußtsein haben — Eigenschaften wie Harmonie, Liebe, Für-einander-Dasein, Geduld, Schönheit und Ordnung, ferner Vitalität, Aktivität, Intelligenz, Entfaltung oder auch Furchtlosigkeit, Gesundheit, Kreativität, Geistigkeit und Frieden. Diese Eigenschaften sind nicht materiell, daher können sie auch nicht zerstört werden. Sie sind von Gott gegeben und somit von Dauer. Je mehr wir sie bewußt pflegen, sie in uns wachsen lassen, desto mehr durchdringen sie unser ganzes Leben. Und dann werden wir unter Garantie eine geeignete Unterkunft finden oder bauen, wo wir unser Heim unterbringen können. Das kann ein Haus, eine Eigentumswohnung oder Mietwohnung sein, manchmal auch ein Hotelzimmer, ein Zelt, ein Wohnwagen, ein Boot oder auch nur ein Schlafsack unterm Sternenzelt. Unser Heim ist da, wo wir sind.
Die Bibel vermittelt uns den höchsten Begriff von Heim, wenn der Psalmist davon spricht, daß wir „unter dem Schirm des Höchsten“ sitzen und „unter dem Schatten des Allmächtigen“ Ps 91:1. bleiben. Und der 23. Psalm schließt mit den Worten: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Ps 23:6. Mrs. Eddy interpretiert das geistig als ein ewiges Wohnen in dem „Bewußtsein der Liebe” Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 578. — der göttlichen Liebe, die Gott ist. Die beste Form von Haushaltspflege ist das beständige Gebet, das uns zu diesem Bewußtsein der Liebe erhebt und dort bleiben läßt.
Ich habe auch mit Leuten gesprochen, deren Haus erhalten blieb. Und die haben mir von ihren Schuldgefühlen berichtet. Sie hatten sich gefragt: „Warum ich? Womit habe ich das verdient? Ich bin nicht besser als meine Freunde oder Nachbarn, deren Häuser kaputt sind.“ Das mag so sein. Doch wie ich schon sagte, ist das Böse niemals logisch. Es handelt nie sinnvoll. Und eine Antwort finden wir nicht, wenn wir uns immer tiefer in das „Warum“ des Bösen verbohren. Statt dessen müssen wir die wahre Natur Gottes und Seiner Schöpfung besser verstehen lernen.
Weil wir völlig davon überzeugt sind, daß der Donnerstag vor dem Freitag kommt, würden wir nie auf die Idee kommen zu fragen, warum der Freitag vor dem Donnerstag kommt, selbst wenn jemand die Tage in dieser Reihenfolge aufgeschrieben hätte. Wir wissen ganz einfach, daß das ein Irrtum ist, weder wahr noch wirklich. Genauso ist es mit der Frage nach der scheinbaren Realität des Bösen. Das Böse ist immer Schein, nie Sein.
Wie wirklich oder zerstörerisch das Böse für das materielle Bewußtsein auch zu sein scheint: wenn wir es an der Wirklichkeit der geistigen Sicht der Dinge messen — dem Bewußtseinszustand, den Jesus das „Reich Gottes“ nannte —, können wir erkennen, daß das Böse nur scheinbar und nicht wirklich existiert. Dann wollen wir gar nicht mehr „warum?“ fragen, sondern machen uns daran, Herrschaft über die scheinbare Gewalt des Bösen zu gewinnen.
Nur weil Menschen, die gebetet haben, ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, sollten wir nicht glauben, daß Gebet wirkungslos ist. Es zeigt vielmehr, daß die Antwort auf Gebet in genau der Form erfolgt, die den Bedürfnissen und Umständen des einzelnen Menschen entspricht. Und zugleich macht es uns bewußt, daß wir alle lernen müssen, besser zu beten und im geistigen Verständnis zu wachsen, um der unfehlbaren Wirksamkeit des heilenden Gebets Jesu auch nur nahezukommen.
Eines jedenfalls habe ich aus all meinen Gesprächen mit Leuten, die eine Naturkatastrophe überstanden haben, gelernt: Die, deren Häuser zerstört worden waren, fanden durch ihre Gebete wirksame Hilfe bei allen erforderlichen Schritten und konnten sich ihre Zuversicht und Gelassenheit bewahren. Und die, deren Häuser stehengeblieben waren, konnten sich durch ihre Gebete über ihre Schuldgefühle erheben und erkennen, daß sie nun in der Lage waren, den Menschen zu helfen, denen es schlechter ging als ihnen.
Jeder individuelle Sieg, den wir durch Gebet erringen, trägt zur Heilung der Welt bei, denn er löscht eine Phase der begrenzenden sterblichen Annahme aus. Wie groß oder wie weit entfernt oder wie verheerend auch ein Gemeindeoder Weltproblem zu sein scheint, wir können immer wertvolle Hilfe durch Gebet leisten und dadurch, daß wir die Macht Gottes individuell beweisen. Wir können sicher sein, daß Gebet seine Wirkung tut, da es das immer gegenwärtige universale Gesetz ausdrückt — Gottes Gesetz der Wiederherstellung —, und dieses Gesetz wird das menschliche Bewußtsein und damit auch die menschliche Erfahrung umwandeln.
Darum brauchen wir uns angesichts von Stürmen, Bränden, Erdbeben oder Überschwemmungen nicht hilflos zu fühlen. Jesus stillte Stürme durch Gebet. Auch wir können durch unser Gebet zur Verhütung von Unheil aller Art beitragen. Unsere scheinbar so materielle Welt ist weit mentaler, als wir meinen. Wir erfahren die Welt subjektiv — unsere Erfahrung manifestiert, was wir in unser Denken hineinnehmen. Einige der furchtbarsten Stürme sind mental — Ausbrüche von Zorn, Launenhaftigkeit, Haß, Rache, Vorurteil, Bosheit und Furcht.
Jedesmal wenn wir versucht sind, jemanden in einem Wutanfall „zur Schnecke" zu machen, aber statt dessen innehalten und still anerkennen, daß Gott am Ruder sitzt, stillen wir einen Sturm. Jedesmal wenn wir versucht sind, vor Zorn, Haß oder Vorurteil aufzubrausen, uns aber im Zaum halten und Geduld, Mitgefühl und Vernunft die Oberhand gewinnen lassen, haben wir einen Sturm gestillt. Jedesmal wenn die Furcht uns mit einer Krankheit zu Boden drücken will, wir aber „nein“ sagen und uns von dem Frieden und der Macht der göttlichen Liebe erfüllen lassen, haben wir einen Sturm gestillt. Und wir werden uns geheilt erheben, wie die Schwiegermuter des Petrus, als sie mit Fieber im Bett lag. Die Bibel berichtet uns, daß Jesus zu ihr trat. Er „faßte sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen“. Mk 1:31. Keine Erholungsphase. Keine Nachwirkungen. Nur augenblickliche Dienstbereitschaft.
Das ist die Macht des Christus, wie Jesus sie lebte. Und Sie und ich können diese Macht heute genauso ausüben. Die Christusmacht stillt die Stürme im Denken und Leben jedes Menschen. Und jeder einzelne Sieg trägt zur Verminderung kollektiver Ausbrüche in unseren Gemeinden bei. Wenn diese mentalen Stürme in den Menschen und den menschlichen Gemeinschaften gestillt werden, wird sich mehr und mehr ein mentales Klima entwickeln — ein geistig mentales Kilma —, in dem physische Stürme immer weniger möglich werden. Dasselbe gilt auch für andere Katastrophen wie Erdbeben, Dürre, Überschwemmungen, Brände, ja auch für Unfälle und Verbrechen.
Jede Spekulation, daß solche Katastrophen möglicherweise der Wille Gottes seien oder irgend etwas mit Ihm zu tun haben könnten, rührt von einer falschen Auffassung vom wahren Wesen Gottes her. Gott ist das unendliche, unzerstörbare Gute — eine Macht, die stets bei uns ist und die durch geistiges Gesetz wirkt, das stets zur Verfügung steht, um uns von den Folgen von Unglück, Verlust, Kummer, Krankheit, Verbrechen, Armut und Hoffnungslosigkeit zu befreien, von allem, was uns der Harmonie und Normalität berauben möchte.
Wenn wir diese Gegenwart Gottes nicht spüren, dann ist das geradezu so, als stünden wir draußen in der Sonne, hielten unsere Augen geschlossen und beklagten uns, daß wir nur Dunkelheit sehen könnten. Die Sonne ist nicht schuld daran! Wir brauchen ja nur unsere Augen aufzumachen. So müssen wir auch unser Denken öffnen, um Gott wahrzunehmen. Und dieses Gedankenöffnen ist Gebet. Es macht uns empfänglich für die umwandelnde und aufbauende Wirkung von Gottes Gesetz in unserem Bewußtsein — und damit in unserem täglichen Leben.
Wir erwähnten, daß die Tragödie der Kreuzigung Jesu zum Triumph der Auferstehung führte und daß aus einem Wirbelsturm und seinen Verwüstungen viele Auferstehungserfahrungen erwachsen können — und auch tatsächlich erwachsen. Wenn wir Auferstehung als Vergeistigung des Denkens verstehen, wird uns klar, daß das ein von Tag zu Tag sich fortsetzender Prozeß ist — durch den wir die Mittel erhalten, alle Probleme zu meistern, die sich aus einem Unglück und dem anschließenden Wiederaufbau ergeben.
Und wir sprachen davon, daß es notwendig ist, die mentalen Stürme in uns selbst und in unseren Gemeinden zu stillen. Das ist die beste Methode zur Verhütung von Katastrophen.
Wenn Sie sich selbst täglich an der Katastrophenbekämpfung beteiligen und Auferstehungsarbeit leisten, tragen Sie auf großartige Weise zum Aufoder Neubau einer Modellgemeinschaft bei, auf die die ganze Welt mit Staunen blicken wird. Und Sie werden mit Recht den Segen der großen Verheißung aus dem Jesajabuch empfangen: „Und der Herr wird dich immerdar führen... Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen:, Die die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, daß man da wohnen könne’.“ Jes 58:11, 12.
