Es Geschah Eines Morgens im Hotelzimmer. Die rote Ladelampe meines elektrischen Rasierapparats leuchtete auf, das Brummen des kleinen Motors wurde immer leiser, und kurz danach blieb er stehen, weil der Akku leer war.
Kein Problem für mich. Ich steckte das mitgeführte Elektrokabel in die Steckdose und beendete die Rasur. Mittags war das Gerät erneut vollständig geladen, und die grüne Kontrolldiode besagte: „Energie vorhanden.“
Manchmal hört man die Bemerkung eines Freundes oder Kollegen, er fühle sich matt, müde, sein Akku sei leer.
Bleierne Müdigkeit, träge Erschöpfung und die Sorge, nicht mehr leistungsfähig zu sein, sind Suggestionen, die bisweilen sehr überzeugend zu sein scheinen. Vielleicht glaubt man sogar, nicht einmal die Kraft zu haben, sich gegen solche Suggestionen auflehnen zu können.
Tatkraft und Elan werden häufig als Folgen eines starken, zielgerichteten menschlichen Willens angesehen. Wäre es so, könnten sie tatsächlich schnell verlorengehen, da es in sterblichen Fähigkeiten keine Beständigkeit oder Zuverlässigkeit gibt.
Mary Baker Eddy hat der Welt durch ihr Leben und Wirken ein Beispiel gegeben, wie Demut und der Gehorsam gegen die göttliche Liebe ihr unermüdliche Schaffenskraft und vielfältige Betätigung ermöglicht haben. Diese Lebendigkeit und Frische hat auch auf Besucher, die sie traf, immer wieder großen Eindruck gemacht.
In Mrs. Eddys Buch Kanzel und Presse wird wiedergegeben, was eine Besucherin berichtete: „An dem Abend, als ich Mrs. Eddy dank ihrer Freundlichkeit zum ersten Mal gegenüberstand, war ich besonders abgespannt. Beim Weggehen war ich so erfrischt und voller Energie, daß ich glaube, ich hätte jede denkbare Strecke zu Fuß gehen können. Seitdem habe ich Mrs. Eddy häufig aufgesucht, und stets wiederholte sich diese Erfahrung.“ Kanzel, S. 36. Diese Wirkung ist allein durch den erhaltenden Einfluß des unendlichen Gemüts, durch Gott, möglich.
Natürlich ist Aktivität, nur um etwas zu tun, nicht Gottes Wille. Hektische Betriebsamkeit, die sich womöglich in Sackgassen verrennt, hat mit dem Impuls des göttlichen Gemüts nichts zu tun. Wenn wir die Intelligenz ausdrücken, die dem Gemüt innewohnt, können wir im rechten Moment das Richtige tun, weil die Energie, die wir beweisen, harmonisierend und glättend wirkt.
Niemandem muß die Sicherung durchbrennen, und Kurzschlüsse in der Gemeinschaft mit anderen Menschen werden vermieden, wenn die Dankbarkeit für Gottes Kraft unsere Handlungen prägt. Die menschliche Willenskraft, die sich in Rücksichtslosigkeit, übertriebenem Ehrgeiz und Härte zeigt, führt zu keinem dauerhaften Erfolg. Das, was sich bisweilen Stärke nennt, verpufft, wenn dahinter Egoismus oder Neid stehen. Niemand erlangt einen Vorteil, wenn aufgrund schlechter Motive gehandelt wird.
An mehreren Stellen in ihren Werken verwendet Mrs. Eddy den Begriff göttliche Energie, und sie weist damit auf die Quelle wirklicher Macht hin, die Gott, Geist, ist. Die ewige Energie des Guten erweckt und belebt und hält uns tätig.
Da Gott und Mensch, das immer wirkende göttliche Gemüt und Sein Ausdruck, in einer unzerstörbaren und harmonischen Einheit zugleich bestehen, gibt es keinen Grund, sich um eine nachlassende Schaffensfreude zu sorgen. Das immerwährende, sich permanent ausdrückende Gute ist keinen Schwankungen unterworfen — weder qualitativ noch quantitativ. Gott, unser Vater, verändert sich nicht, und wir, als Seine geistigen Ideen, müssen die unveränderliche Vitalität und Freude der göttlichen Natur zum Ausdruck bringen.
Durch Sein Wirken bewies Christus Jesus, daß wir Gott vertrauen und unser Leben Seinem Willen unterstellen können. Tatsächlich ist „Dein Wille geschehe“ die wissenschaftlich korrekte Antwort auf die sterbliche Suggestion: „Mir fehlt die Energie“. Gottes Weisungen zu lauschen und in unserem täglichen Tun die göttliche Liebe zu verherrlichen ist der einzig erfolgreiche Weg, aktiv zu bleiben.
Die Entdeckung, daß Frische und Handlungsfreiheit von Gott kommen, befreit und belebt. Wenn das Vertrauen in die unmittelbare Gegenwart Gottes wächst, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Gottes Willen besser zu verstehen und zu betätigen. Damit bekräftigen wir Seine lebenspendende, erhaltende Macht.
Wichtig ist auch, uns darüber klarzuwerden, daß es in Gottes Universum kein Zeitelement gibt. So ist die Zeitspanne, für die man einer Suggestion von Müdigkeit, Krankheit, Sünde oder einer anderen Schwierigkeit aufgesessen ist, nicht das Ausschlaggebende. Und es erübrigt sich die Frage, wann man wieder aktiv sein könne. Gottes Willen zu tun verleiht die Energie, die sich ständig in vielen einzigartigen Schattierungen entfaltet.
Wir können uns unverzüglich als Ausdruck der tätigen göttlichen Liebe identifizieren. Wir betrachten uns dann nicht mehr von einem einengenden, sterblichen Standpunkt aus, sondern zeigen die demütige Bereitschaft, Gott zu dienen. Diese geistige Bereitschaft besteht losgelöst von allen erdenklichen äußeren Umständen. Ja, sie ist ein natürlicher Bewußtseinszustand, der uns inspiriert, uns beflügelt und zu weiterer Aktivität führt.
In ihrem grundlegenden Werk über die Christliche Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt Mrs. Eddy: „Laßt uns die göttliche Energie des Geistes empfinden, die uns in die Neuheit des Lebens bringt und nicht anerkennt, daß eine sterbliche oder materielle Kraft fähig ist zu zerstören.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 249. Diese Neuheit des Lebens verheißt Wandlung und Segen. Es spielt keine Rolle, ob wir früher geglaubt haben, wir könnten etwas nicht tun, sondern entscheidend ist, daß wir offen und mutig in der Neuheit des Lebens unsere gegenwärtigen Möglichkeiten demonstrieren.
In der Bibel finden wir überzeugende Beispiele für das Wirken der göttlichen Energie im Leben einzelner und ganzer Völker. In einem Psalm spricht der Autor wie folgt über Gott: „Von einer Generation zur anderen soll man rühmen, was du vollbracht hast, und deine machtvollen Taten weitererzählen! Vom Glanz deines Königtums sollen sie reden und von deiner gewaltigen Macht, um allen Menschen deine Taten zu verkünden, die Herrlichkeit und Pracht deines Königtums!“ Ps 145:4, 11, 12 (nach der Guten Nachricht).
Der Weg zu größerer Aktivität und Tatkraft ist dann kein mühsames Suchen nach etwas Fremdem, es ist ein Akzeptieren von etwas, was wir als Gottes Ideen bereits besitzen. Christus, der göttliche Einfluß auf das menschliche Bewußtsein, ist jeden Augenblick und in allen erdenklichen Situationen gegenwärtig. Der Christus wirkt ständig und offenbart unsere wahre Natur und die Verfügbarkeit von Gottes Macht. Das göttliche Gemüt verleiht uns alle Handlungsfähigkeit und alle Kraft, die wir benötigen.
Der Apostel Paulus hat den Ephesern manchen Hinweis geschrieben, und eine seiner Aussagen scheint für unser Thema besonders wichtig zu sein. Er mahnte: „Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ Eph 6:10. Der Mensch ist niemals von seiner göttlichen Quelle, von Wahrheit, Leben und Liebe, getrennt. Diese Einheit ist unzerstörbar, zuverlässig, belebend; und unser Verständnis von Gottes Allmacht und Allgegenwart macht uns stark.
