Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Latrishas Entscheidung

Aus der Februar 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Latrisha war sauer. Es kochte in ihr wie Wasser in einem Topf. Am liebsten hätte sie ihre Schwester Mirella (Ella genannt) verhauen, denn die hatte etwas Furchtbares gesagt. Das böse Gefühl blubberte und blubberte in ihr, bis sie ihr Buch nahm und es die Treppe hinunterpfefferte. Ella und Latrisha schauten zu, wie es hart auf eine Stufe aufschlug, abprallte und dann unten landete.

„Na, jetzt kannst du aber was erleben“, sagte Ella, „jetzt hast du das Buch kaputtgemacht, das dir Frau Ray geborgt hat.“ Latrisha konnte sogar von hier oben sehen, daß die eine Buchkante verbogen war, da, wo sie auf der Stufe aufgeprallt war.

„Alles in Ordnung, Kinder?“ fragte die Babysitterin von oben. „Ja,“ sagten die beiden wie aus einem Mund, aber sie wußten, daß nichts in Ordnung war.

Und plötzlich war Latrisha nicht mehr sauer, sondern traurig. Sie mußte daran denken, was Ella wohl empfunden hatte, als sie so wütend auf sie war — und daß Frau Ray sie sicher nicht mehr gern haben würde, weil sie ihr Buch beschädigt hatte. Und auch die Mutter würde recht traurig sein, wenn sie hörte, was passiert war.

Latrisha ging ganz bedrückt in ihr Zimmer. Zuerst wollte sie sich nur vor Ella, der Mutter und Frau Ray verstecken. Dann dachte sie, sie könnte Frau Ray sagen, das Buch sei ihr einfach aus der Hand gerutscht und runtergefallen. Aber diese Gedanken halfen ihr überhaupt nicht.

Jeden Sonntag ging Latrisha in die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft. Und nun fiel ihr allerlei ein, worüber sie in der Sonntagsschule gesprochen hatten. Einmal hatte die Lehrerin die ganze Klasse Selbstporträts machen lassen. Sie hatten aber keine Bilder gemalt, sondern Eigenschaften aufgeschrieben, die sie als Kinder Gottes besaßen. „Ist Gottes Kind gut?“ hatte die Lehrerin gefragt. Und sie hatten alle genickt: „Ja.“ „Also dann schreibt das hin,“ sagte die Lehrerin.

Als die Sonntagsschule aus gewesen war, hatte Latrisha eine Menge Worte notiert, die Gottes Kind beschrieben. Sie hatte gelernt, daß sie in ihrer wahren Natur als Kind Gottes Seine Eigenschaften widerspiegelt. Und als sie sich jetzt an diesen Sonntag erinnerte, nahm Latrisha ein Stück Papier und schrieb darauf, wie sie sich in diesem Augenblick sah: gemein, voller Angst, lieblos. Nicht eines dieser Worte hatte auf der Sonntagsschulliste gestanden! Latrisha beschloß, diese neue Liste wegzuwerfen. Sie wußte, solche Eigenschaften konnte sie nicht haben, denn sie kommen ja nicht von Gott. Je mehr sie darüber nachdachte, wer sie wirklich war — Gottes reines und liebevolles Kind —, desto glücklicher fühlte sie sich. Und sie beschloß, ab sofort mehr so zu sein wie ihr Selbstporträt aus der Sonntagsschule — die Widerspiegelung Gottes, des Guten.

Zuerst entschuldigte sie sich bei Ella. Latrisha wollte niemanden mehr hauen oder verletzen, am allerwenigsten ihre kleine Schwester. Ella sagte, sie sei auch traurig wegen des Streits, und es täte ihr sehr leid. Dann sagte sie: „Latrisha, wenn du das Buch zurückbringst, dann gehe ich mit zu Frau Ray. Du kannst ihr sagen, ich hätte es kaputtgemacht.“

Latrisha umarmte Ella und dankte ihr, aber zu dem Angebot sagte sie nein. „Es hilft gar nichts, wenn man die Schuld auf einen anderen schiebt“, sagte sie, „ich werde zu Frau Ray gehen und ihr erzählen, was passiert ist.“

Aber auf dem Weg zu Frau Ray bekam Latrisha doch wieder Angst. Wie konnte sie Frau Ray sagen, daß sie das Buch kaputtgemacht hatte? Ihr fiel ein Satz aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy ein: „Ehrlichkeit ist geistige Kraft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 453. Sie wollte Gottes Kraft gerne fühlen, denn sie fürchtete sich. Und dann kam ihr durch diesen Satz der Gedanke: Wenn du ehrlich bist, hast du geistige Kraft und mußt keine Angst haben, weil du als Gottes Widerspiegelung handelst.

Frau Ray öffnete die Tür. Latrisha ließ sich nicht einmal Zeit, guten Tag zu sagen. Sie gab einfach Frau Ray das Buch und erzählte ihr alles, was passiert war. Sie sagte auch, wie sehr es ihr leid täte und daß sie versuchen wolle, Geld zu verdienen, um das Buch zu ersetzen. Und sie war darauf gefaßt, daß Frau Ray sagen würde, jemand, der Bücher im Zorn wegfeuert, könne unmöglich ihre Freundin sein. Aber sie war nicht auf das gefaßt, was Frau Ray wirklich sagte. Sie lächelte und sagte: „Ach, Latrisha, das Buch sollte doch ein Geschenk für dich sein. Also mach dir keine Minute länger Gedanken darüber!“

Latrisha dankte Frau Ray und rannte nach Hause. Sie war so glücklich, daß Frau Ray nicht böse gewesen war. Zuerst hatte sie gemeint, es würde schwer sein, die Wahrheit zu sagen, und daß die Wahrheit sie in Schwierigkeiten bringen würde. Nun erkannte sie, daß Ehrlichkeit ein Schutz ist. Und sie wußte, sie wäre nie zufrieden mit sich gewesen, wenn sie nicht ehrlich gewesen wäre, wie Gottes Kind es doch immer ist.

Als Latrisha an diesem Abend im Bett lag, erzählte sie ihrer Mutter alles, was den Tag über passiert war. Und die Mutter sagte ihr, wie stolz sie auf Latrisha sei, weil sie kein unwahres Bild von sich selbst akzeptiert hatte, sondern das falsche Bild durch das richtige und durch rechtes Handeln ersetzt hatte, das von Gott gelenkt worden war. „Zorn gehört nicht zu dir“, sagte Mutti. „Ich freue mich so, daß du dich bei deiner kleinen Schwester entschuldigt hast. Und ich bin sehr froh, daß du Frau Ray die Wahrheit gesagt hast.“

„Ich weiß, in der Bibel Siehe Joh 8:32. heißt es:, Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen' “, sagte Latrisha, als sie sich unter ihre Decke kuschelte. „Und heute habe ich die Wahrheit gesagt, und die Wahrheit hat mich frei gemacht!“

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Februar 1995

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.