Freiheit! Was Für ein wundervolles Wort! Wir alle sehnen uns so sehr, von Krankheit, Schmerzen, Begrenzung und anderen Dingen frei zu sein, die uns gefangenhalten möchten. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, denn in meiner Familie herrschte nicht immer Freiheit. Krankheit war viele Jahre dominierend. Ich betete viel, doch ich hatte Krankheit inzwischen als einen Bestandteil unseres Familienlebens angenommen. Manchmal glaubte ich, daß für uns die Sonne des Glücks und der Freude nie mehr scheinen würde, obwohl ich die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjen s’aiens) regelmäßig studierte.
Dann las ich eines Tages im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, folgendes Zitat: „Bürger der Welt, nehmt die herrliche, Freiheit der Kinder Gottes‘ an und seid frei! Das ist euer göttliches Recht! Nicht das göttliche Gesetz, sondern die Illusion des materiellen Sinnes hat euch gebunden, eure freien Glieder umgarnt, eure Fähigkeiten gelähmt, euren Körper geschwächt und die Tafel eures Seins entstellt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 227.
Plötzlich deckte sich die ganze Unzulänglichkeit meines Gedankenzustandes auf, und ich erkannte, warum meine Gebete noch ohne sichtbaren Erfolg geblieben waren. Ich sah, in welch dunklem mentalem Gefängnis ich mich befand, von dicken Mauern umgeben — Mauern der Unwissenheit über Gott und das wahre Wesen des Menschen. Ich war gebunden, weil ich die Informationen, die ich von den materiellen Sinnen erhielt, fraglos akzeptierte, aber diese Sinne konnten die Wirklichkeit des geistigen Seins ja nicht wahrnehmen. Nun erkannte ich, daß Freiheit ein göttliches Gesetz ist, und ich konnte und mußte dieses Gesetz für mich und meine Familie beanspruchen. Ich sehnte mich nach einem Engel — einer geistigen Erkenntnis —, der mich aus diesem selbstauferlegten Zustand befreien würde, wie der Engel, der Petrus aus dem Gefängnis des Königs Herodes befreit hatte.
Nun erkannte ich, daß Freiheit ein göttliches Gesetz ist, und ich konnte und mußte dieses Gesetz für mich und meine Familie beanspruchen.
In der Apostelgeschichte lesen wir: „Petrus [schlief] zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt, und die Wachen vor der Tür bewachten das Gefängnis. Und siehe, der Engel des Herrn kam herein, und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um und folge mir!“ Apg 12:6–9.
Petrus wußte nicht, wie ihm geschah; er dachte, er sehe eine Erscheinung. Doch er war frei.
Vier Dinge mußte Petrus tun, bevor er dem Engel in die Freiheit folgen konnte. Er mußte aufwachen. Für mich bedeutet das ein Erwachen zu seiner göttlichen Autorität, zum Bewußtsein seiner Freiheit. Weiter mußte er sich umgürten, also mit geistiger Kraft ausrüsten. Und er mußte Schuhe an seine Füße tun — sich bereitmachen. Als letztes mußte Petrus seinen Mantel um sich werfen, der für mich das Symbol für den Schutz unter der Macht Gottes ist. Es war also die Macht Gottes, derer sich auch Petrus bewußt sein mußte, und dann folgte er dem Engel Gottes in die Freiheit.
Diese vier Dinge zu tun lernte ich in den darauffolgenden Jahren in intensivem Studium mit der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit. Durch meine Gebete verschwanden Furcht und Sorge und machten Raum für Vertrauen auf Gottes liebevolle Gegenwart und die Allmacht des göttlichen Prinzips. Mein Verständnis, daß Gott das eine und einzige Gemüt ist, wuchs, und ich begann mich selbst und andere als das Bild Gottes zu sehen. Dies erforderte viel Selbstdisziplin, besonders da die Zustände in meiner Familie sich zuerst nicht besserten und ich weiterhin besorgt war. Oft war es ein harter mentaler Kampf, aber ich wußte, daß ich nun gut gerüstet war, um diese Sorgen von einem geistigen Standpunkt aus anzugehen. Meine Gebete gingen von einem vollkommenen Gott und einem vollkommenen Menschen aus. Wir befanden uns unter dem Schutz der Allmacht Gottes, und Seine Engel würden uns in die Freiheit führen. Schließlich kehrten Gesundheit, Frieden und Freiheit in unser Heim zurück. Die Wahrheit hatte gesiegt.
Ob es nun ein individuelles oder ein Weltproblem ist, mit dem wir es zu tun haben — Freiheit und Gerechtigkeit kommen durch geistige Wahrnehmung des wahren Menschen in unsere Erfahrung. Christus Jesus war der barmherzigste Mensch, der je auf Erden gewandelt ist. Er heilte alle, die sich ihm nahten. Durch sein Leben und Wirken zeigte er ihnen, daß geistige Freiheit die Begrenzungen der Sterblichkeit aufhebt. Er lehrte, daß das Erkennen von Gottes unaufhörlicher Liebe zum Menschen alles auslöscht, was dem Fortschritt und der Freiheit entgegensteht.
Das zeigt uns, daß Freiheit kein äußerlicher Umstand ist, sondern ein Bewußtseinszustand und somit rein geistig ist. Liebe, Freude, Glückseligkeit und Dankbarkeit sind Eigenschaften Gottes, die frei machen. Dagegen führen Haß, Sorge und Undankbarkeit in ein mentales Gefängnis.
Wenn wir uns weigern, angesichts von Herausforderungen voll Haß zu reagieren, und uns statt dessen dem wahren Bild vom Menschen zuwenden, werden wir im Schutz der Allmacht Gottes Freiheit von Belastungen und Angriffen finden. Die Christliche Wissenschaft lehrt, wie wir Gottes wunderbare Eigenschaften bewußter ausdrücken können. Durch das Studium dieser Religion eignet man sich ein Wissen an über Gott und den Menschen, der die Widerspiegelung Gottes, des Geistes, ist. Deshalb haben wir ein Recht auf Freiheit, sie ist unser Erbe. Wir lernen loszulassen von falschen Eigenschaften wie Zorn und Furcht, die uns davon abhalten möchten, den Menschen als das Bild der Liebe zu sehen, ausgestattet mit schönen und reinen Eigenschaften. Dieses Gute kann jeder von uns individuell ausdrücken.
Der Mensch trägt alles Gute schon in sich, und durch die Entfaltung des geistigen Sinnes — das Verständnis, daß wir wirklich dieser geistige Mensch Gottes sind — werden wir die geistige Freiheit erreichen, die uns immun sein läßt gegen sterbliche Impulse und Gefühle. Die innere Gewißheit, daß das Gute immer gegenwärtig ist, gibt uns die Freude an unserer eigenen geistigen Vollkommenheit als das geliebte Kind eines liebevollen Vaters. Es ist die Freiheit eines jeden Menschen, mit Gott zu wandeln und zu wissen, daß Gottes Gegenwart wirksam und spürbar ist, wo immer man sich befindet.
Freiheit ist ein kostbares Gut. Wenn unser Denken tief in der Liebe unseres himmlischen Vaters verankert ist, werden wir darauf vertrauen, daß uns dieses Juwel, das wir in uns tragen, niemals genommen werden kann. Durch Gebet kommt die Freiheit mühelos zum Ausdruck.
