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Selbstachtung und Demut

Aus der Februar 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es Kann Sehr heilsam sein, wenn unsere Selbstachtung hie und da einen Stoß bekommt. Einige meiner besten Gebete stammen aus Zeiten, wo ich mich selbst nicht ausstehen konnte. Das Eingeständnis unserer eigenen Unzulänglichkeit sollte uns dazu führen, daß wir uns demütig an Gott wenden, um mehr Gnade zu empfangen, daß wir uns noch ernstlicher bemühen, uns zu bessern, und daß wir mehr Mitgefühl und Geduld mit anderen haben. Es besteht jedoch ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Verlust an Selbstachtung, der zum Katalysator für Fortschritt wird, und beständiger Selbstverdammung, die ein Hindernis für Fortschritt und Heilung ist. Selbstachtung ist normal und für unsere geistige Entwicklung notwendig. Verlieren wir sie, so können wir darauf vertrauen, daß christliche Demut sie jederzeit wiederherstellen kann.

Menschen ohne Selbstachtung denken vielleicht, sie seien schon demütig genug! Aber echte Demut ist etwas ganz anderes, als eine schlechte Meinung von sich selbst zu haben. Wie Christus Jesus zeigte, liegt echte Demut in der Erkenntnis, daß Gott die Quelle aller Güte und allen wahren Seins ist. Sie besteht darin, daß man das geistige Sein — Gott und Seine Schöpfung — als Wirklichkeit anerkennt und nicht die eigene sterbliche Persönlichkeit, sei sie nun gut oder schlecht.

Jesus kümmerte sich wenig um das, was aus sterblicher Sicht über ihn zu sagen war. Er sprach davon, daß sein ewiges Selbst immerdar mit seinem Vater, Gott, zugleich besteht. Und er gebot seinen Nachfolgern, sie sollten keinen Menschen Vater nennen, sondern anerkennen, daß sie ihren Ursprung in Gott haben.

Der Meister zeigte seine Demut auch dadurch, daß er Gott immer als die einzig wahre Macht anerkannte, selbst wenn es nicht danach aussah. Als der römische Statthalter vor der Kreuzigung behauptete, Jesu Leben liege in seiner Hand, sagte Jesus: „Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre.“ Joh 19:11. Er wußte, daß allein Gott Macht über ihn hatte, mochten die Menschen das auch nicht begreifen, bevor er aus dem Grab auferstanden war. Jesu Zuversicht war kein verkrampftes Draufgängertum, kein Pfeifen im Dunkeln. Sein Vertrauen war die Frucht seiner Demut — davon, daß er rückhaltlos akzeptierte, daß allein Gott Einfluß auf ihn hatte und Er allein Macht über ihn besaß.

Wir jedoch sehen uns gewöhnlich als Sterbliche, geformt und beeinflußt von menschlichen Vorfahren, von den besonderen Umständen unseres Lebens und von unseren eigenen Entscheidungen. Wir geben vielleicht anderen die Schuld, daß wir so geworden sind, wie wir sind — oder wir machen uns selbst Vorwürfe. Wie auch immer: Wenn wir glauben, daß da etwas von Grund auf nicht stimmt mit uns — daß wir moralische, emotionale, körperliche oder geistige Krüppel sind, die keinen Grund zur Selbstachtung haben —, dann ist es an der Zeit, daß wir uns vor Gottes allmächtiger Liebe demütigen.

Das können wir etwa dadurch tun, daß wir biblische Grundwahrheiten durchdenken: Gott ist der Schöpfer, der einzige Schöpfer, unser Schöpfer. Gott ist Liebe. Er hat den Menschen zu Seinem Gleichnis geschaffen. Oder aber wir denken darüber nach, daß Gott das einzige Ego ist, der Ich bin. Siehe Joh 1:1–4; 1. Joh 4:8; 1. Mose 1:27; 2. Mose 3:13, 14 (nach der englischen King-James-Bibel). Es gibt kein Leben, kein Gemüt und keine Substanz, getrennt von Gott, dem Höchsten Wesen, der sich in Seiner unendlichen Idee, dem individuellen Menschen, ausdrückt. Wir müssen Gottes völlig gute Idee sein, sonst könnten wir nicht existieren. Nichts anderes können wir sein. Der Mensch dessen Sein von Gott abhängt, spiegelt Seine Macht wider.

Wenn wir diese Tatsache demütigen Herzens anerkennen, haben wir eine Basis, von der aus wir uns systematisch von dem ungöttlichen Denken und Handeln befreien können, das unglücklich macht. Systematisch? Ja, denn die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Sünde die Folge von Unwissenheit ist, die hypnotisierend wirkt. Wenn jemand Gottes Wort nicht kennt und nicht weiß, daß alle wahre Identität von Gott stammt und geistig ist — oder wenn er diese Tatsache ignoriert —, kann er von der allgemein verbreiteten Theorie, daß verschiedene körperliche und seelische Ursachen den Menschen prägen, beeinflußt, ja hypnotisiert werden. Zwar wird von vielen Seiten behauptet, daß das Verhalten des Menschen von solchen Faktoren abhängt, doch Gottes Wort, das einzige, dem wir wirklich trauen können, macht uns deutlich, daß der göttliche Geist den Menschen formt, erhält und entwickelt.

Mary Baker Eddy entdeckte, daß das wahre Verständnis von Gott als dem einzigen Ego und vom Menschen als Seiner Widerspiegelung die hypnotische Täuschung zerstört, der zufolge wir sterbliche „Egos“ sind, die ihrer wahren geistigen Natur zuwiderhandeln können. Sie schreibt in ihren Vermischten Schriften: „Die Sterblichen scheinen sehr materiell zu sein; der Mensch als das Gleichnis des Geistes ist geistig. Mit der rechten Vorstellung vom Menschen in meinem Gemüt kann ich meine eigene Individualität, Gesundheit und Sittlichkeit und die anderer bessern; wenn ich indessen das gegenteilige Bild des Menschen als eines Sünders ständig im Bewußtsein trage, kann ich Gesundheit und Sittlichkeit ebensowenig fördern, wie es einem Künstler helfen würde, die Gestalt einer Königsschlange im Sinn zu haben, während er eine Landschaft malt.

Der Mensch wird nur in dem wahren Gleichnis seines Schöpfers wahrgenommen.“ Verm., S. 61.

Indem wir uns an das Bild vom geistigen Menschen halten, gehen wir in Demut vor Gott und erkennen Ihn als den einzigen Schöpfer und die einzige Macht an, selbst wenn es uns schwerfällt, das wirklich für wahr zu halten. Solche Demut wird uns wieder Selbstachtung geben, wenn wir uns wegen unserer Fehler quälen oder uns wie Versager vorkommen.

Einmal tat ich etwas, was mir später schlecht, ja herzlos vorkam. Mein Verhalten tat mir sehr leid. Ich wollte mich entschuldigen, aber das schien recht kompliziert zu sein. Immer wieder wälzte ich den Vorfall in meinen Gedanken hin und her und machte mir schwere Vorwürfe. Aber ich merkte bald, daß dies weder für mich noch für die anderen Betroffenen Gottes Liebe und heilende Macht ans Licht brachte.

In Wirklichkeit war es bloßer Egoismus, daß ich so auf den Irrtum starrte, denn es fixierte mein Denken auf die sterbliche Persönlichkeit anstatt auf Gott und Seine Idee. Ich begann, ernsthaft darum zu beten, wirklich akzeptieren zu können, daß Gott unfehlbare, vollkommene Liebe und der Mensch Seine Idee, Sein Bild ist, eine Idee, die in keinem Augenblick fähig ist, gegen die Natur der Liebe zu handeln.

Manchmal fragen wir uns, ob es nicht unehrlich ist zu behaupten, daß wir Gottes Gleichnis sind, wenn doch unser Verhalten so weit von diesem Ideal entfernt ist. Natürlich müssen wir unsere Fehler bereuen und dürfen nicht nachlassen, bis wir sie aufgegeben haben. Aber die Christliche Wissenschaft zeigt, daß schlechtes Verhalten auf ein mangelndes Verständnis unserer gottgegebenen Vollkommenheit zurückzuführen ist und wir daher Heilung finden, wenn wir unser Denken mit der Tatsache dieser geistigen Vollkommenheit füllen, während wir noch danach streben, sie zu beweisen. Das Bekenntnis zu dem Menschen, der Gottes Gleichnis ist — untermauert von dem ernsthaften Bemühen, besser zu sein —, demonstriert geistige Ehrlichkeit, und die wandelt den Sünder um.

Woher wissen wir, wann wir genügend bereut haben? Mir tat mein Fehler wirklich leid. Ich hörte auf, mein Verhalten zu rechtfertigen, und sehnte mich nach Umwandlung. Da kam mir eine Idee, wie ich mich angemessen entschuldigen könnte, und die Entschuldigung wurde mit großer Liebenswürdigkeit angenommen. Ich war sehr dankbar, und meine Selbstachtung war wiederhergestellt.

Das ehrliche, demütige Festhalten daran, daß Gott das einzige Ego ist, ist ein Gebet, das Tiefenreinigungskraft besitzt. Es wird schließlich jede Lüge von einem fehlerhaften Charakter besiegen und die Selbstachtung wiederherstellen, die Sie und ich als Söhne und Töchter Gottes mit Recht empfinden dürfen.

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