Ein Kleinkind Mag Ziffern, die wir ihm auf ein Blatt Papier schreiben, belustigt als „kleine Würmchen" ansehen. Doch schon bald lernt es, diese lustigen Würmchen als eine Zahl mit einem bestimmten Wert zu erfassen und damit zu rechnen.
Betrachten wir uns selbst oder auch andere, so mögen wir manchmal ähnlich verständnislos auf das blicken, was wir sehen, wie das Kind auf die „Würmchen" blickt. Wie vorteilhaft wäre es für uns, wenn wir dann in einem anderen oder in uns selbst sofort den wahren, von Gott geschaffenen Menschen sehen könnten. Wenn wir doch nur den absoluten, geistigen Wert des Menschen so sicher erkennen könnten, wie das Kind später eine Null von einer Eins unterscheiden kann!
Glauben nicht statt dessen viele Menschen noch gar zu oft, in ihrem Gegenüber einen sterblichen Menschen vor sich zu haben? Nicht selten werden mit diesem Sterblichen allerlei festgeschriebene Kennzeichen in Verbindung gebracht, wie Bildungsgrad, Hautfarbe, Volkszugehörigkeit oder kulturelle Unterschiede. Diese mögen sich dem menschlichen Denken rasch als eine Art „Feindbild" aufdrängen und als solches akzeptiert werden.
Daran können wir sehen, wie notwendig es ist, daß wir das wahre Bild des Menschen erkennen, das „Bild Gottes", wie es uns ganz am Anfang der Bibel im ersten Kapitel des ersten Buches Mose als „sehr gut" geschildert wird. Genau diesen vollkommenen Menschen hatte Christus Jesus vor Augen, als er den Blindgeborenen heilte. Siehe Joh 9:1–25. Jesus sagte seinen Jüngern, daß an diesem Mann „die Werke Gottes offenbar werden" sollten. Meines Erachtens machte Jesus damit klar, daß der Mensch, wie er ihn sah — verstand — und bewies, nicht von falschen, menschengemachten Gesetzen gebildet, beeinflußt und beherrscht wird.
Jesus bewies mehrfach, daß er sich dem hypnotisierenden Einfluß von „Feindbildern", dem Bild von einem schlechten, unvollkommenen Menschen, nicht beugte. Selbst unmittelbar vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane heilte Jesus den Knecht des Hohenpriesters, dem einer seiner Jünger im Übereifer mit dem Schwert ein Ohr abgehauen hatte. Siehe Lk 22:50, 51. Als er einige Zeit davor den Knecht des römischen Hauptmanns heilte — die Römer waren als „Besatzungsmacht" der Hauptfeind des damaligen jüdischen Volkes —, würdigte er ausdrücklich die geistige Haltung jenes römischen Offiziers. Siehe Mt 8:5–10. Er identifizierte den von Gott geschaffenen Menschen nicht mit der böswilligen Denkweise derer, die danach trachteten, ihn umzubringen, und die ihn schließlich auch durch den römischen Prokurator Pilatus zum Tod am Kreuz verurteilen ließen.
Nicht selten werden mit dem Sterblichen allerlei festgeschriebene Kennzeichen in Verbindung gebracht. Diese mögen sich dem menschlichen Denken rasch als eine Art „Feindbild" aufdrängen und als solches akzeptiert werden.
Mrs. Eddy erkannte klar, daß Christus Jesus unser Wegweiser ist, daß wir von ihm lernen können, wie wir mit widrigen Umständen zurechtkommen und uns von ihrem vermeintlichen Einfluß befreien können. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken." Wissenschaft und Gesundheit, S. 476.
Dieses Anerkennen des wahren Menschen — des Menschen, den Gott geschaffen hat — und das Abweisen jedes Feindbildes in irgendeiner Form ist es, was auch heute wie damals Heilungen bewirkt. Christus Jesus wußte, daß Gott den Menschen rein geistig, wahr und gut geschaffen hat. Als Gottes Ebenbild ist der Mensch unbegrenzt in seiner Individualität; er schließt die ganze Fülle der göttlichen Eigenschaften in sich und bringt sie individuell zum Ausdruck.
Jesus bewies mehrfach, daß er sich dem hypnotisierenden Einfluß von „Feindbildern", dem Bild von einem schlechten, unvollkommenen Menschen, nicht beugte. Dieses Anerkennen des wahren Menschen ist es, was auch heute wie damals Heilungen bewirkt.
Jesus ließ sich nicht begrenzen von dem, was die fünf materiellen Sinne ihm über seine Mitmenschen mitteilen wollten. Statt dessen schaute er über diesen Augenschein hinaus. Die allgemeine materielle Denkweise mag heute in der Erziehung der Menschen die Oberhand gewinnen und somit die Wahrnehmung der wirklichen, geistigen Werte des Menschen erschweren. Doch Christus Jesus veranschaulicht, daß die rein geistige Natur des Menschen eine erkennbare und verläßliche Wirklichkeit ist.
Denken wir nur einmal an drei hintereinander geschriebene Ziffern: Wir erfassen sie sofort als eine Zahl mit einem bestimmten Wert. Weil wir die Gesetze der Mathematik beherrschen, identifizieren wir die Ziffern mit dem dazugehörigen Wert. Genauso sicher können wir jeden Menschen mit seinem wahren, geistigen Wert und den dazugehörigen göttlich guten Qualitäten identifizieren.
Wie heilsam es ist, den wahren, gottgeschaffenen Menschen anzuerkennen und Feindbilder jeder Form, also jede nichtgöttliche Eigenschaft, zurückzweisen, beweisen die vielen beglaubigten Heilungen, die regelmäßig in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht werden. Dabei handelt es sich nicht nur um die Wiederherstellung der physischen Gesundheit, sondern auch um die dauerhafte Befreiung von Drogenabhängigkeit, schweren finanziellen Nöten und vielen anderen menschlichen Problemen.
Beginnen wir also unseren Tag damit, daß wir uns vor Augen halten — geistig klar sehen —, daß wir es nicht mit dem unvollkommenen Bild eines sündigen, sterblichen Menschen zu tun haben werden. Christus, Wahrheit, befähigt uns dazu. So werden wir die Qualitäten des geistigen Menschen zum Ausdruck bringen und sie in anderen ausgedrückt sehen. Mit dieser Aussicht auf den neuen Tag können wir unsere Aufgaben mit dem dankbaren Verständnis in Angriff nehmen, daß der Erfolg unserer Arbeit auf dem standhaften Festhalten an der korrekten Anschauung vom Menschen beruht. Dann werden wir das göttliche Gesetz der Harmonie und des Fortschritts in unserem Tagewerk erkennen und den allumfassenden Ausdruck der göttlichen Liebe in jedem Menschen sehen können.
Selig sind eure Augen, daß sie sehen,
und eure Ohren, daß sie hören.
Matthäus 13:16
