Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
2. Februar
LIEBE
Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? (1. Joh 4:20)
In der WStB-Übersetzung lautet dieser Text: „Wenn einer sagt: Ich liebe Gott, und seinen Bruder haßt, ein Lügner ist er." Auf dieses „Sagen" geht die WStB folgendermaßen ein: „Johannes hat solches, Sagen' in den Gemeinden gehört. Aber das ist dann nur ein 'Sagen' ohne, Wirklichkeit' und darum eine, Lüge'. An diesem Vorwurf, Lüge' ändert sich nichts, auch wenn das, Sagen' subjektiv ein ganz erfülltes und begeistertes ist. Die, Liebe zu Gott', von der hier, gesagt' wird, ist gar nicht wirklich da, wenn zugleich der Bruder, gehaßt' wird. .. Eine Liebe zu Gott ist freilich leichter zu, behaupten', weil sie duch Gottes Unsichtbarkeit nicht nachzuprüfen ist. Es ist leicht, von ihr zu schwärmen. Aber sie ist Fantasie, subjektive Einbildung, wenn sie sich nicht dokumentiert in der Liebe zum Bruder."
Im Kommentar zu 1. Joh 4:20 wird weiter beschrieben, an welchem Punkt für Johannes das „Hassen des Bruders" bereits anfängt: „. .. in der Kühle und Gleichgültigkeit, die nicht an ihm Anteil nimmt, in der Abneigung und Abwehr, die unter der Decke der Freundlichkeit doch eine innere Wand gegen ihn aufrichtet. Alles dies fällt für Johannes bereits unter das Wort, Haß', wie es für Jesus in der Auslegung des 5. Gebotes schon ein, Töten' des Bruders war. Johannes hat klar gesehen: im Verhältnis zum, Bruder' gibt es keine Neutralität., Neutralität' wäre als solche schon Verweigerung der Liebe und in diesem Sinn bereits ein, Hassen' des Bruders, die Verweigerung der Bruderschaft. Keiner kann sich also dem Wort des Johannes dadurch entziehen, daß er sagt, er, hasse' den Bruder gar nicht."
Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude dadurch vollkommen, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. (Phil 2:1, 2)
Bruns weist durch die Echtheit einer Ermahnung auf den Beweggrund hin: „Gibt es also unter euch echte Ermahnung und Ermutigung im Geist Christi, leben wir in lebendiger Gemeinschaft des Geistes und kennen das warme Mitempfinden, so erfüllt mir die Freude und seid eins in der Liebe, wie, ein Herz und eine Seele'!" Und in einer Fußnote heißt es bei Bruns: „Paulus berührt viele, wunde Punkte' im Zusammenleben der Menschen. Er weiß aber auch von dem gegenseitigen Helfen der Gemeindeglieder untereinander und gibt seelsorgerische Winke, wie sie zur größeren Einheit in der Liebe kommen können. Es gilt, nicht parteiisch zu handeln, sondern die Liebe nach allen Seiten hin ausstrahlen zu lassen."
9. Februar
GEIST
Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! (Röm 8:15)
„Abba" ist eine Art Kosewort und bedeutet so viel wie „Papa". Für die Juden galt das allerdings geradezu als respektlos. Sie gebrauchten das Wort „abinu", was so viel wie „unser Vater" heißt. Jesus fühlte sich jedoch so mit Gott verbunden, dass er seinen himmlischen Vater viel zärtlicher ansprach. In der ZB wird deutlich, dass mit „kindlichem Geist" nicht etwa ein kindhaftes, einfältiges Verhalten gemeint ist. Der Vers lautet dort: „Denn ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr euch wieder fürchten müsstet, sondern ihr habt empfangen den Geist [, der verliehen wird bei] der Annahme an Sohnes Statt; in diesem rufen wir: Abba, Vater!"
16. Februar
SEELE
Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts. Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; steht er mir zur Rechten, so werde ich festbleiben. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher liegen. Denn du wirst mich nicht dem Tode überlassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger die Grube sehe. Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich. (Ps 16:7-11)
Dieser Psalm ist überschrieben mit „Das schöne Erbteil". In dem sehr erfrischenden Text in Hfa lautet die Überschrift: „Ich kann mein Glück nicht fassen!" und die Übersetzung: „Ich preise den Herrn, denn er hilft mir, gute Entscheidungen zu treffen. Tag und Nacht sind meine Gedanken bei ihm. Ich sehe immer auf den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich so sehr, daß ich es nicht für mich behalten kann. Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich nicht dem Tod und der Verwesung überlassen, ich gehöre ja zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir. Ich kann mein Glück nicht fassen, nie hört es auf."
Und es kam eine große Menge zu ihm; die hatten bei sich Gelähmte, Verkrüppelte, Blinde, Stumme und viele andere Kranke und legten sie Jesus vor die Füße, und er heilte sie, so daß sich das Volk verwunderte. .. (Mt 15:30, 31)
Barclay beschreibt zu diesen Versen die große Fürsorge, die Jesus für die Menschen hatte: „Jesus heilt körperbehinderte Menschen.. .. Jesus nimmt sich der Erschöpften an.. .. Jesus speist die Hungrigen. Alles, was er besitzt, gibt er hin, um ihren leiblichen Hunger und ihre leiblichen Bedürfnisse zu befriedigen. Jesus kümmert sich nicht nur um die Seele, sondern auch um den Körper der Menschen. Wir ersehen aus diesem Abschnitt, wie Gott in seiner Macht und Barmherzigkeit mit den Nöten der Menschen fertig wird."
23. Februar
GEMÜT
Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott. (2. Kor 3:4, 5)
Paulus hatte den tiefen Wunsch, Jesus Christus nachzufolgen. Er bewies durch sein Wirken, seine Missionsreisen und den Aufbau der ersten christlichen Gemeinden, welche ungeahnten Fähigkeiten und Möglichkeiten ihm von Gott geschenkt worden waren. Die GN drückt das schlicht so aus: „Ich traue mir soviel zu, weil Gott mich durch Christus dazu fähig macht. Aus eigener Kraft bin ich einem solchen Auftrag nicht gewachsen. Alles, was ich kann, kommt von Gott."
Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. (Röm 7:23)
Im ALB finden wir unter Gemüt folgendes: „Das Wort bezeichnet bei Luther nicht nur das Gefühl, sondern umfaßt Verstand, Vernunft, Gesinnung, Willen, Verlangen und Streben." Die ScB spricht von „dem Gesetz meines Sinnes" und erläutert in einer Fußnote: „Sechs, Gesetze' müssen im Römerbrief unterschieden werden: (1) das Gesetz des Mose, das verurteilt (3, 19); [2) das Gesetz als Grundsatz (3,21); (3) das Gesetz des Glaubens, das die Selbstgerechtigkeit ausschließt (3,27); (4) das Gesetz der Sünde in den Gliedern, das siegt über das Gesetz in dem Sinne (7,21.23.25); (5) das Gesetz des Sinnes, das mit dem Gesetz Moses übereinstimmt, aber es nicht vollbringen kann wegen des Gesetzes der Sünde in den Gliedern (7, 16.23); und (6) das Gesetz des Geistes, das Macht hat, den Gläubigen von dem Gesetz der Sünde, das in seinen Gliedern ist, und ebenso sein Gewissen von der Verdammnis durch das Gesetz Moses zu befreien. Dazu bewirkt der Geist in dem ihm zur Verfügung stehenden Gläubigen genau die Gerechtigkeit, die das Gesetz Moses fordert (8,2.4)."
Abkürzungen:
ALB = Anhang zur Lutherbibel
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
GN = Gute Nachricht
Hfa = Hoffnung für alle
ScB = Scofield-Bebel
WStB = Wuppertaler Studienbibel
ZB = Züricher Bibel
