Die Werbung wie auch bestimmte Sendungen der Medien unterbreiten uns täglich Vorschläge, wie und mit welchen materiellen Mitteln wir Einfluss auf die Länge unseres Lebens nehmen Können. Da wird uns empfohlen gesünder zu leben, mehr von diesem oder jenen Präparat einzunehmen, uns mehr in vorgeschriebener Art zu bewegen usw. Alle diese gehen davon aus, dass wir uns in einem Körper befinden, der ein Eigenleben führt und der aber — ähnlich einer Maschine — nach gewisser Zeit alt und verbraucht wird und daher „geschmiert oder aufgemöbelt" werden müsste, damit er noch möglichst lange funktioniere.
Jeder Einzelne muss solche Vorschläge prüfen, inwieweit sie für ihn von wirklichem Nutzen sind. Eine wesentliche Hürde scheint hierbei das Überwinden der Altersgrenze zu sein, die durch Statistiken über die Lebenserwartung von Frauen und Männern festgelegt wurde. Wer an Gott glaubt, wendet sich im Gebet direkt an Gott um Führung und achtet weniger auf menschliche Empfehlungen. In der Bibel finden wir zu fast allen offenen Fragen einen klärenden Hinweis. Der folgende Ausspruch des Propheten Jesaja sagt uns z. B. hierzu Folgendes: „Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt." Jes 65:20. Jeder Leser dieses Verses wird angehalten, darüber nachzudenken, wie und in welcher Weise er diese Forderung erfüllen kann.
Mit Gottvertrauen und aufrechtem Gebet können wir Einfluss auf den Verlauf unseres Lebens nehmen und erleben, welchen Impuls die göttliche Liebe und Wahrheit ausübt.
Jemand, der diese Forderung schon Jahrhunderte vor Jesaja erfüllt hatte, war Abraham. Über ihn lesen wir: „Hundert Jahre war Abraham alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde.“ 1. Mose 21:5. Offenbar war damals solch ein Alter nichts Außergewöhnliches.
Obwohl sich auch in unseren Tagen viele Menschen eines hohen Alters erfreuen, scheint doch für große Teile der Weltbevölkerung das Leben nur ein Kampf von einem Tag zum anderen zu sein. Für sei heißt es die Herausforderungen bon Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Kriegsgefahr oder ähnlichem zu besiegen. Ihr Leben scheint mehr einem Stück Treibholz ähnlich zu sein, das hilflos in einem gewaltigen Strom treibt, welches manchmal droht in den sumpfigen Niederungen (der Sinnlichkeit) hängen zu bleiben und oder am harten Gestein (der Materialität) zu zerschellen.
Solche Hilflosigkeit kann nicht die göttliche Vorsehung für den Menschen sein. Denn der Psalmist hatte bereits erkannt, wie Gott für den Menschen sorgt. „Du wirst mich nicht dem Tode überlassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger die Grube sehe. Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude und Wonne zu deiner Rechten ewiglich." Ps 16:10, 11.
Diese Verheißung Gottes über das Leben des Menschen lässt den Vergleich mit dem hilflosen Stück Treibholz nicht bestehen. Vielleicht ist ein Boot das bessere Symbol. Im Gegensatz zu einem Stück Treibholz besitzt jedes Boot einen Kiel, der ein Kentern verhindert — das Gottvertrauen. Die meisten Boote haben ein Steuer, mit dem der Kurs festgelegt wird — das aufrechte Gebet. Die Antriebskraft vieler Boote ist ein Motor — der Impuls der göttlichen Liebe und Wahrheit. Er ermöglicht es, nicht nur stromab, sondern auch gegebenenfalls stromauf zu fahren, also Herausforderungen entgegenzutreten und sie zu bewältigen.
Mit Gottvertrauen und aufrechtem Gebet können wir Einfluss auf den Verlauf unseres Lebens nehmen und erleben, welchen Impuls die göttliche Liebe und Wahrheit ausübt. Das Erlebnis einer alleinstehenden Bekannten beweist dieses. Durch Standhaftigkeit und Gebet hat sie erlebt, dass ihre Einheit mit Gott ununterbrochen besteht. Der Impuls der göttlichen Liebe und Wahrheit — nicht der eines menschlichen Willens — bildeten die Antriebskraft bei der Überwindung der folgenden Schwierigkeit. Sie berichtete mir: „Vor kurzem hatte ich eine Depression. Ich begab mich zur Ruhe und fühlte kein Leben mehr in mir und dachte, jetzt naht dein Ende auf Erden. Ich wehrte mich aber gegen diesen Gedanken und wandte mich an unseren lieben Vater-Mutter Gott, der immer gegenwärtig ist und betete unaufhörlich inbrünstig mit lauter Stimme (sonst bete ich immer nur im Stillen). Mein Bewusstsein wurde mit erhebenden Gedanken angefüllt und ich fühlte die Gegenwart Gottes und schlief ein. Beim Wiedererwachen war ich mir bewusst, dass Gott mein Leben ist und ich in Ihm lebe. Für diese Erkenntnis bin ich tief dankbar."
Unser wahres Leben ist rein geistig. Somit hat es keinen Anfang und daher auch kein Ende.
Als wir uns über dieses Erlebnis unterhielten, stellten wir fest, der größte Wert liegt nicht darin, dass sie sich nun weiterhin mit ihrem Enkel über die aktuellsten Fußballergebnisse unterhalten kann, sondern darin, dass ihr bewiesen wurde: Was sie über Jahrzehnte in der Christlichen Wissenschaft studiert hatte, stimmt wirklich! Wir leben, weil Gott Leben ist — und dieses Leben ist unabhängig von allen körperlichen Funktionen!
Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass diese liebe Dame das Laufen bereits im vorigen Jahrhundert erlernt hat und kurz nach Überwindung dieser Herausforderung — am Ende ihres Lebens zu stehen — allein eine Flugreise zu ihrem Sohn antrat. Diese Erfahrung beweist die Richtigkeit des folgenden Satzes aus unserem Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Das Verständnis, daß Leben Gott, Geist, ist, verlängert unsere Lebenstage, indem es unser Vertrauen auf die todlose Wirklichkeit des Lebens, auf seine Allmacht und Unsterblichkeit stärkt."Wissenschaft und Gesundheit, S. 487.
Wir können Mrs. Eddy nicht genug dafür danken, dass sie uns gelehrt hat, dass unser wahres Leben rein geistig ist. Somit hat es keinen Anfang und daher auch kein Ende. Diese Erkenntnis hilft uns zwei Tatsachen immer klarer zu erfassen: Wir verbrauchen nicht mit jedem verflossenen Jahr einen Teil unseres Lebens, ähnlich der Zahnpasta in der Tube, die mit jedem Tag ein wenig abnimmt. Und wir sind in Wirklichkeit keine sterblichen Menschen, die irgendwann geboren wurden und deshalb auch eines Tages diese Welt verlassen müssen. Der wahre Mensch ist rein geistig, er spiegelt nicht nur Liebe und Wahrheit wider, sondern auch göttliches Leben. Dieses göttliche Leben kann überhaupt nicht verlängert werden, es ist zeitlos, es ist ewig. Dieses göttliche Leben ist jetzt und immer mein Leben und Ihr Leben.
