Jede Lektionspredigt, die im Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
4. Oktober
UNWIRKLICHKEIT
Eine frau ... war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten. Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Frau, sei frei von deiner Krankheit! Und legte die Hände auf sie; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. (Lk 13:10-13)
Lukas macht mit dieser Heilung auf die gesellschaftliche Geringachtung der Frauen in der Antike aufmerksam. Jesus schenkt ihnen in einer Weise Beachtung und Achtung, die für die „Jüngergemeinde ganz neue Maßstäbe setzte". (StEB)
Lukas überliefert als Einziger diese Sabbathilung. Jesus „beschämt und überführt seine Gegner, denen die Sabbatruhe wichtiger war als der Mensch. ... Er sieht hinter dieser Krankheit seinen Feind", dem mit der Macht des Christus begegnet werden muss. (Bruns)
Christus Jesus „fühlt sich nicht als Arzt" (LBe), sondern als Mittler zwischen Gott, Geist, und dem Menschen. Dies klarzustellen war ihm wichtig, denn das Heilen war „als ärztliche Tätigkeit am Sabbat allenfalls bei Lebensgefahr erlaubt". Es war aber auch ein Eintreten für die Rechte der Frauen, die im Synagogengottesdienst „allenfalls im Hintergrund anwesend [waren], ohne sich aktiv zu beteiligen". Dadurch, dass er sie zu sich ruft, „nimmt sie nun einen Platz in der Mitte ein". (StEB).
Er „legte die Hände auf sie", um sie seine fürsorgliche Liebe und Nähe spüren zu lassen, denn „sie konnte ihn nicht sehen, so sehr war ihr Rücken verkrümmt." (LBe) „Indem sie Gott preist, tut sie etwas, was im Synagogengottesdienst bislang nur den Männern zustand." (StEB) Gleichzeitig gab sie „Gott die Ehre — eine Tatsache, welche Lukas mit Vorliebe immer wieder bemerkt." (WStB)
11. Oktober
SIND SÜNDE, KRANKHEIT UND TOD WIRKLICH?
Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. (Jes 41:10)
Die Furcht, das „Gefühl des Bedrohtseins durch etwas Bestimmtes" (Wahrig), zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte. Um gegen diese Furcht anzugehen und deren Ohnmacht vor der Allmacht Gottes zu beweisen, benutzt Jesaja einen Redestil, den man „Heilszusage" nennt. „Gemeint ist, dass hier der Prophet ähnlich wie ein Priester, der einem Klagenden im Namen Gottes Heil und Trost zuspricht, vor das Gottesvolk im babylonischen Exil tritt."
Durch den Zuspruch „Fürchte dich nicht" ist jeder von Furcht geprägte Gedanke von Anfang an zerstört und für immer beseitigt, denn er beruht auf dem durch Gebet geprägten Verständnis „Ich bin mit dir, bin dein Gott". „Die Wegnahme der Furcht liegt in Gott ... begründet. Die Zusage des Befreitseins von der Furcht ... schenkt ... einen freien Blick in die Zukunft. "So ist das Volk Israel „zu Vertrauen aufgerufen". (WStB)
18. Oktober
DIE VERSÖHNUNGSLEHRE
Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war ... (Eph 2:14)
Das Anliegen des Paulus war es, die „Einheit der Gemeinde aus Juden und Heiden" (so die Kapitelüberschrift) durch das durch Christus Jesus „vollbrachte Versöhnungswerk" (Albrecht) herauszustellen und dadurch die „tiefsten und schroffsten Gegensätze, die es je unter den Menschen gegeben hat" (WStB) zu überwinden.
Dabei lässt er keinen Zweifel, wessen Werk die „Friedenstat" ist. „Christus ist es, der uns allen den Frieden gebracht und Juden und Nichtjuden zu einem einzigen Volk verbunden hat," wie es in der GN übersetzt steht. Der Zaun, der keine Gemeinschaft zuließ, stellt „ganz allgemein Israels Grundstellung des, Einschließens' und, Abschließens' gegen die Völker" dar. (WStB)
Neben der generellen Botschaft, dass es der Christus ist, der die Mauern oder Zäune vermeintlicher Gegensätze niederreißt, weist Wilckens noch auf die „religionsgeschichtliche Bedeutung" hin. „Durch den Tod Christi ist die Grenze zwischen einem Innerhalb und einem Außerhalb der erwählten Gottesgemeinde, zwischen den Juden als Erwählten Gottes und den Heiden als Fremden, wie eine Grenzmauer zwischen zwei feindlichen Völkern niedergerissen worden. ... Mit dem Christentum ist, recht verstanden, ein starker Wille in die Geschichte eingetreten, jedwede religiös begründete Entzweiung zwischen Völkern und Menschengruppen zu überwinden. Denn: Die Liebe Christi ist es, die sie überwunden hat."
25. Oktober
BEWÄHRUNG NACH DEM TOD
Einer ... fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? (Mk 10:17)
Die Liebe zu Gott und das Streben mehr von Ihm zu verstehen, ist keine „sentimentale Zuneigung" (Barclay), sondern Grundbedingung, um mehr vom ewigen Leben zu verstehen. Die WStB schreibt: „Obwohl für Jesus die Ernsthaftigkeit des Anliegens ... nicht in Frage steht, verwehrt" er dem jungen Fragesteller die Anrede „guter Meister", weil dies dessen „innere Haltung" verrät. „In der Gedankenwelt dieses Jünglings behält der Mensch viel zu sehr eigene Gewichtigkeit." Nur Gott ist gut. Erst ein Verständnis davon führt zum ewigen Leben. „Mit einem sehr kräftigen Zugriff muss [Jesus] für das Auge dieses jungen Mannes die Dinge in die rechte Ordnung rücken, [nämlich] den Blick vom Menschen weg auf den allein, guten' Gott zu lenken. ...
Jesus lehrt nicht das Armsein an Geld und Gut als Bedingung für die Aufnahme in das Reich Gottes. Er will dem Jüngling und uns nur die Augen dafür öffnen, wie ungeheuer schwer eine innerlich freie Stellung zu den Gütern dieser Welt ist."
Abkürzungen
Albrecht = Ludwig Albrecht, Das Neue Testament und Die Psalmen
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
GN = Gute Nachricht
LBe = Lutherbibel erklärt
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
Wahrig = Wahrig, Deutsches Wörterbuch
WdB = Welt der Bibel
Wilckens = Ulrich Wilckens, Das Neue Testament
WStB = Wuppertaler Studienbibel
 
    
