Vielen von uns kommt der politische Prozess oft wie eine gottlose Sache vor. Die Wahlkampagnen scheinen eher das Denken und die Emotionen der Menschen zu manipulieren, als dass sie informieren und Einsichten vermitteln. Als Folge davon kann die Integrität des Wahlsystems kompromittiert werden — und der Wähler ist verwirrt und verunsichert. Welche Position, welche politische Partei oder welchen Kandidaten soll er nun unterstützen?
Jeder von uns kann bei den Wahlen an Gott, die Quelle aller Intelligenz und Integrität, appellieren, um die richtige Perspektive zu gewinnen.
Ob eine Stimme bei einer Wahl auf bundesweiter Ebene, für einen Gemeinderat, im Vereinssaal oder bei einer Familienzusammenkunft am Küchentisch abgegeben wird, die göttliche Führung steht immer zur Verfügung, um demjenigen, der die richtige Entscheidung oder Vorgehensweise zu bestimmen sucht, Klarheit und Orientierung zu geben. Statt Verwirrung oder Desinteresse zu empfinden, kann jeder von uns bei den Wahlen an Gott, die Quelle aller Intelligenz und Integrität, appellieren, um die richtige Perspektive zu gewinnen und zur richtigen Entscheidung geführt zu werden.
Zwei Beispiele aus der Bibel in Bezug auf Gerechtigkeit sind hilfreich, um das Denken vor übermäßiger politischer Manipulation und Beeinflussung zu bewahren und die Gedankenprozesse in Gang zu setzen, die gute Entscheidungen zur Folge haben.
König Solomo richtete ein demütiges Gesuch an Gott, das als Gebet um effektive Führung Modellcharakter hat. Statt um Reichtum und persönlichen Erfolg während seiner Herrschaft zu beten, bat Solomo, Gott möge ihm Verstand geben, damit er Sein Volk „richten könne und verstehen, was gut und böse ist" Könige 3:9.. Gleich nach dieser demütigen Bitte, die Gott ihm natürlich gewährt, wird — wie die Bibel berichtet — Solomos demütiges Herz auf die Probe gestellt. Siehe ebd. 3:16-28. Der König musste eine Entscheidung in einem komplizierten Fall treffen, bei dem es um das Leben eines Kindes und die Ehrlichkeit seiner Mutter ging, Beide Seiten appellierten mit ihren Argumenten an Salomos Emotionen. Doch sein meisterhaftes Urteil, das seinem verständigen Herzen entsprang, brachte eine Lösung, die uns allen ein bemerkenswertes Beispiel liefert.
Wenn wir einer Situation gegenüberstehen — politisch oder anderweitig —, wo es verschiedene Entscheidungsmöglichkeiten gibt, könnten wir mit den folgenden drei Schritten um göttliche Führung ersuchen. Der erste Schritt wäre, dass wir wie Salomo die Allerhabenheit Gottes und Seine völlige Herrschaft über das Universum anerkennen — dass wir nach einem tieferen Verständnis von Ihm streben und die freudige Tatsache akzeptieren, dass Er dem Menschen, Seinem Bild und Gleichnis, schon „ein verständiges Herz" gegeben hat. Zweitens können wir dieses Herz, diese geistige Erkenntnis, die von Gott kommt, als unser eigen beanspruchen, als Teil unserer individuellen geistigen Identität als Kind Gottes. Drittens ist es äußerst wichtig, dass wir unsere Gedanken rein und auf Gott und Seine Güte gerichtet halten.
Der dritte Punkt mag uns die meisten Schwierigkeiten bereiten in dem politischen Klima unserer Zeit, wo wir ständig von Werbung, von Slogans und Aufrufen um Unterstützung bestürmt werden. In jeder demokratischen Gesellschaft ist der Bürger verpflichtet sich zu informieren; aber noch wichtiger ist, dass man sich seine Integrität und gedankliche Ausgewogenheit erhält. Die Disziplin, die erforderlich ist, um das Denken frei zu halten von den Standpunkten, die andere uns aufdrängen wollen, und uns ständig am göttlichen Gemüt zu orientieren, sollte nicht unterschätzt werden. Die Anstrengungen, die wir in dieser Richtung unternehmen, können uns davor bewahren, von Manipulationen oder Hysterie beeinflusst zu werden und so für einen Kandidaten zu stimmen oder eine Aktion zu unterstützen, die nicht in unserem besten Interesse oder dem besten Interesse unserer Gesellschaft liegt. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Die despotischen Neigungen, die dem sterblichen Gemüt eigen sind und in immer neuen Formen der Tyrannei keimen, müssen durch die Tätigkeit des göttlichen Gemüts ausgerottet werden."Wissenschaft und Gesundheit, S. 225.
Die dazu nötige geistige Disziplin können wir zum Beispiel dadurch entfalten, dass wir in unseren Tagesablauf besondere Zeiten einplanen, wo wir unser Denken überprüfen und bekräftigen, dass das göttliche Gemüt die einzige Quelle unserer Intelligenz, unserer Einschätzungen und unserer Perspektive ist. Dann können wir diese Momente erweitern und erkennen, dass der Mensch, Gottes Idee, — und das ist jedermanns wahre Identität — nie von einem gottunähnlichen gedanken oder einer ungöttlichen Emotion beeinflusst wurde und untrennbar ist von seiner göttlichen Quelle und seinem göttlichen Ratgeber.
„Sind sie schon mal in einer Lage gewesen, wo Sie Unterstützung brauchten, vielleicht weil Sie glaubten, dass etwas über Ihren Verstand ging order Ihnen über den Kopf wuchs, oder Sie merkten, wie ernst die Situation war? Und da kommt jemand und drückt Ihnen liebevoll sein Vertrauen aus. Genau das tut Gebet. Es ist wie ein Vertrauensvotum. Es hat Vertrauen nicht nur in die eigenen Fähigkeiten eines Menschen, sondern auch in sein Recht, von allen Begrenzungen frei zu sein. Wenn jemandem eine Aufgabe übertragen worden ist, dann braucht er bzw. sie diese Unterstützung — ob nun Sie selber es sind und es eine Sache in Ihrem eigenen Haushalt betrifft oder ob es der Präsident der Vereinigten Staaten ist."
—aus einem Interview mit aus Chicago, USA
Christus Jesus nahm sich regelmäßig Zeit, mit seinem Vater zu kommunizieren. Er tat das auch in einem wichtigen Augenblick, als er von den politischen Führern seiner Tage herausgefordert wurde eine Entscheidung zu treffen, die ihn in ihren Augen als Gesetzesbrecher brandmarken würde. Als die Pharisäer sein Urteil über eine Ehebrecherin hören wollten (siehe Joh 8:3-11), ließ Jesus sich auf keine Argumente oder auch nur Diskussionen ein. Vielmehr wandte er sich von dem Getöse jener, die ihn manipulieren wollten, ab und war still. Vielleicht nutzte er diesen stillen Augenblick sogar, um für sie zu beten. Dann gab er eine kurze Erklärung ab, die eine entzündliche Situation in eine Gelegenheit verwandelte, durch die sowohl die Ankläger als auch die Frau erkannten, dass sie ihren Lebenswandel ändern mussten.
Mit dieser einen Handlung gab Jesus uns ein aussagekräftiges Beispiel. Er begegnete der Situation im Vertrauen auf die göttliche Gerechtigkeit und Leitung und im Bewusstsein der Einheit des Menschen mit dem Vater. Und er setzte einen Maßstab für uns: Wir sollen nicht nur auf eine politische oder andere menschliche Lage reagieren, sondern, wo nötig, sie heilen und korrigieren.
Mary Baker Eddy spricht in Wissenschaft und Gesundheit davon, dass menschliche Macht umso größer ist, je mehr sie „rechtes Denken" verkörpert. Siehe ebd. Die grundlegendste und wichtigste Verantwortung, die wir haben, wenn wir in unserem Wahllokal die Kreuzchen anstreichen oder eine landesweite Initiative unterstützen, ist, solch rechtes Denken zum Ausdruck zu bringen. Mit anderen Worten, die geistige Erkenntnis zu suchen, die uns mit der Fähigkeit ausstattet, die richtigen Schritte zu sehen und zu tun. Und letztendlich ist es unsere Verantwortung, in alle politischen Themen Klarheit und Heilung einzubringen, indem wir das Christus-Bewusstsein demonstrieren. Wenn wir so an die Wahlen und politischen Aktivitäten herangehen und an guter Regierung teilnehmen, fördern wir die Harmonie in unserem Leben, in unseren Familien und unseren Kommunen.
