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„Ich blieb meinen Prinzipien treu und wurde vor einem unerfreulichen Schicksal bewahrt“

Aus der Oktober 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Dokumentierte Heilung durch Christian Science

Gottes Gegenwart in der sowjetischen Armee erlebt

Mit zwanzig Jahren wurde ich in die sowjetische Armee eingezogen. Es schien kein guter Ort für meine Entwicklung zu sein, besonders da vorauszusehen war, dass es zu schweren Konflikten zwischen der sowjetischen Militärordnung und meinem Gewissen kommen würde.

Glücklicherweise hatte mein sportliches Training mich genügend abgehärtet, so dass die physischen Anforderungen meines neuen Lebens mir keine besonderen Schwierigkeiten bereiteten. Ich zählte bald zu den besten Soldaten.

Ich trug ein kleines Notizbuch bei mir, in das ich Bibelverse, Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy und aus Christian Science Herolden sowie meine Gedanken darüber eingetragen hatte. Ich las diese Notizen heimlich und gewann geistige Stärke aus ihrer Botschaft. Religion war damals etwas, was veracht, verspottet und unterdrückt wurde. Doch ich vertraute felsenfest darauf, dass Gott mich verteidigen und führen würde.

Als ich eines späten Abends wieder einmal kurz in mein Notizbuch schaute, bemerkte ein besonders gewissenhafter Feldwebel das und nahm mir das Büchlein weg, um es sich genauer anzusehen. Die Situation war außerordentlich ernst. In der ganzen Kompanie herrschte Totenstille. In diesem Augenblick konnte ich nur auf das vertrauen, was ich in Christian Science gelernt hatte. Ich dachte bei mir: „Ganz egal, was geschehen ist, Gott herrscht trotzdem. Auch dieser Feldwebel untersteht Seiner Herrschaft.“

Er vertiefte sich ganz in mein Notizbuch. Dann fragte er ruhig: „Warum lesen Sie das?“ Ich erwiderte: „Ich bin davon überzeugt, dass die Ideen mir helfen.“ Und im Stillen fügte ich hinzu: „Jetzt muss ich diese Ideen wirklich unter Beweis stellen.“

Zu der Zeit verschwanden Männer, wenn sie schon im Geringsten unabhängige Meinungen äußerten. Ich betete, um die mentale Unterdrückung und das Gefühl von Gefahr zu überwinden. Ich dachte: „Alle Menschen sind Gottes Kinder und daher Brüder, auch die, in dessen Hände mein Notizbuch nun vielleicht fallen wird. Gott regiert regiert auch hier.“

Die folgenden Tage waren angefüllt mit militärischen Übungen und außerdem für mich mit Gebet, das für die anderen unsichtbar war. Ich bemühte mich meine Gedanken auf das ganz und gar gute Universum Gottes — die Wirklichkeit — gerichtet zu halten. Das half mir, mit größerer Zuversicht zu erkennen, dass alle Dinge gut sind und ich erwarten konnte, dass alle um mich herum dieses Gute ausdrückten.

Dann wurde ich zum politischen Offizier gerufen. Entgegen meinen Erwartungen verlief die Unterhaltung in freundlichem Ton, obwohl es auf beiden Seiten großer mentaler Anstrengungen bedurfte. Der katastrophale Konflikt trat nicht ein. Und dieser Vorfall hatte noch eine andere Auswirkung: Ich wurde nicht zur sowjetischen Militärschule gesandt. Ich war meinen Prinzipien treu geblieben und das hatte mich vor einem unerfreulichen Schicksal bewahrt. Ich spürte, dass Gott wirklich für mich gesorgt hatte.

Doch jetzt wurde ich strenger bewacht und bekam keinen Ausgang. Das Leben schien grau und sinnlos. Dennoch bemühte ich mich mein Bestes zu tun. An einem späten Herbstabend fühlte ich mich besonders deprimiert. „Was habe ich verbrochen? Warum werde ich hier wie ein Gefangener behandelt?“ fragte ich mich.

„ICH GLAUBE, MEIN GOTT WIRD ES NICHT ZULASSEN, DASS ICH IN EINE SITUATION GERATE, WO ICH JEMANDEN TÖTEN MÜSSTE.”

In der Eingangshalle der Kaserne stand ein großes Regimentsdisplay. Dahinter fand ich genügend Platz, wo ich allein sein und beten konnte. Ich folgerte: „Da Gott überall ist, muss Er auch hier bei mir sein. Ich bin nicht allein. Gott regiert alle Menschen, auch die, die glauben, Herrschaft über mich zu haben. Wenn Gott überall ist, dann kann ich immer nur irgendwo sein, wo Er ist.“

Ich hatte momentan vergessen, wo ich mich befand, bis die Glocke, die zum Abendessen läutete, mich plötzlich aus meinen Gedanken holte. Ich war jetzt hoffnungsvoller und glücklicher, obwohl einige Wochen lang nichts weiter geschah. Dann wurde ich eines Abends zum Hauptstadt-Kommandanten geschickt. Mir wurde ein Schein ausgestellt, der es mir erlaubte, mich frei in der Stadt zu bewegen. Ich konnte mich in meiner Freizeit außerhalb des Militärgeländes am Sporttraining beteiligen.

Ich war zu der Überzeugung gelangt, dass die göttliche Liebe sich in allen Menschen widerspiegelt. Dieses Verständnis befreit menschliche Beziehungen von Begrenzungen und öffnet den Weg, so dass die göttliche Harmonie im menschlichen Leben erscheinen kann.

Ein politischer Offizier machte einmal die Bemerkung, dass ich zwar in jeder Hinsicht fair handele, aber politisch eine totale Null sei und als nichts gelte. Doch als ich mich mit beharrlicher Hoffnung an Gott wandte, wurde mir klar, dass Er weiß, wer ich bin, und Er diese falsche Vorstellung zunichte machen würde.

Mehrere Wochen später musste der Bataillonschef eine wichtige Nachricht an eine benachbarte Truppe senden, doch die Kommunikationsleitungen waren aufgrund von Missbrauch blockiert. Nachdem zwei politisch zuverlässige Männer ausgesandt worden waren — und nicht eintrafen —, bat der besorgte Kommandant mich zu gehen. Ich kam pünktlich an. Die Blockierung der Leitungen wurde beseitigt und der Kontakt wiederhergestellt. Es schien, dass selbst dieses äußerst atheistische System einen höheren Weg brauchte, um Vertrauenswürdigkeit zu garantieren.

Nach und nach gewann ich das Vertrauen meiner Kompanie und der Kommandanten. In einer Rastpause fing einmal ein junger Soldat an eine schmutzige Anekdote zu erzählen. Ein älterer Soldat unterbrach ihn: „Hör damit auf! Anti [so heiße ich] möchte das nicht hören!“ Ich war überrascht. Doch ich begann zu verstehen, dass sie meine geistige Einstellung anerkannten.

Am Morgen des 1. Mai kam der Regimentschef für Spionagesbwehr zu unserem Bataillon und fragte mich, ob es wahr sei, dass ich, ein gebildeter Mann, an Gottes Existenz glaubte. Ich vertraute mein Geschick Gott an und antwortete: „Ja, ich spüre es.“ Dann wurde ich gefragt, ob ich meine Ansichten im Regiment verbreitete. Ich erwiderte, dass Prinzipien nicht mit einer Schöpfkelle ausgeteilt werden könnten, gab aber zu, dass ich Fragen, die man mir stellte, beantwortete. Ich wurde davor gewarnt, meine Prinzipien zu verbreiten, und dann kam die Schlüsselfrage: „Was würden Sie tun, wenn Sie jemanden töten müssten?“

Nun ja, welchen Wert hat ein Soldat, der nicht tötet? Doch ich hatte beschlossen, dass ich es nicht tun würde. Jetzt musste ich es sagen. Ich musste mich entscheiden, wem ich dienen wollte — Gott oder meinem Vorgesetzten. Und so antwortete ich: „Für jedes Problem gibt es eine friedliche Lösung. Und ich glaube, mein Gott wird es nicht zulassen, dass ich in eine Situation gerate, wo ich jemanden töten müsste.“

Dann ließ man mich allein — mit meinem Gott. Die anderen waren von meiner Offenheit überrascht. Als die Regimentsstruktur festgelegt wurde, erhielt ich den Rang eines „älteren Soldaten“, der höchste Rang, der einem nonkonformistischen (andersdenkenden) Soldaten verliehen werden konnte. Ich hatte Gott vertraut und war wieder einmal nicht enttäuscht worden.

Ich lernte, dass Gott regiert, selbst wenn die Dinge anscheinend von atheistischen, politischen und militärischen Vorschriften vorherbestimmt werden. Als zum Beispiel der Sekretär des Bataillons stark zu trinken begann, gab mir der Kommandant diesen Posten. Da ich mit Geheimakten zu tun hatte und sie bewachen musste, schlief ich in dem kleinen Büro. Jeden Tag nach Beendigung der Arbeit hatte ich jetzt einen Ort, wo ich ungestört beten konnte!

Einmal hatte ich Dienst in dem Raum, in dem die Soldaten aus dem Militär entlassen wurden. Der Kommandant des Lagers kam herein und fand eine Sache nicht in ordnungsgemäßem Zustand vor, und ich erhielt einen Tag Arrest. Ich benutzte die Zeit, um zu beten und eine wissenschaftliche Lösung zu finden. Ich hielt daran fest, dass Gott dieses ungerechte Urteil aufheben würde. Aufgrund meiner Position musste ich meinen Arrestbefehl selbst ausschreiben. Doch als ich dem Personal aushändigte, wollte der irritierte Hauptmann mich nicht einsperren, da er keine Leute hatte, die mich zur Zelle bringen konnten. Ich musste den Arrestbefehl noch einmal schreiben, doch inzwischen war die Zeit für die Strafe abgelaufen.

Jeder neue Tag brachte neue Lektionen, die ich zu lernen hatte. Als es so weit war, dass ich selbst aus dem Militärdienst entlassen werden sollte, hatte ich die Papiere für alle meine Kameraden vorbereitet. Doch der Kommandant sagte zu mir: „Wenn ich Sie gehen lasse, kann ich nicht die Wache rausschicken.“ Es schien so unsinnig und ignorant zu sein, doch was konnte ich tun? Anfangs war ich sehr deprimiert. Tage und Wochen zogen sich hin wie in einem Traum. Dann nahm ich eines Nachts eine Gitarre und ging in ein Hinterzimmer. Endlich konnte ich wieder in Frieden klare Gedanken fassen. Ich erkannte, dass selbst dieses Problem eine richtige Lösung haben musste und dass Gott — die höchste Weisheit — mir helfen würde, sie zu finden.

Ich nahm den Dienstplan des Kommandanten und begann an der Arbeitsaufteilung zu arbeiten. Einige Posten waren nur nachts besetzt. Als die Aufgaben neu zugeteilt worden waren, blieb ein Mann übrig. Das bedeutete, dass ich entlassen werden konnte. Ich hatte drei Jahre und drei Monate gedient. Am nächsten Morgen war ich ein freier Mann.

Der Vorfall, der mir zu Anfang ein böses Schicksal zu bescheren schien, erwies sich für mich als eine notwendige Schule geistiger Entwicklung. Ich bin von Dankbarkeit erfüllt, dass Mary Baker Eddy uns die Lehre gegeben hat, die uns hilft, Gottes Gesetze zu verstehen und zu befolgen.


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