Vor ein paar Jahren fuhr ich im Sommer mit meiner Familie an den Strand. Ich wollte unbedingt das Surfen lernen. Ich hatte auch schon einen Surfbrettverleih erspäht und konnte es wirklich kaum erwarten.
Bei nächster Gelegenheit lieh ich mir ein Surfbrett aus und ging an den Strand. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Der Himmel war voller Wolken und es wehte ein starker Wind. Ich achtete jedoch nicht auf die Wetterverhältnisse und machte mir keine Gedanken wegen der Strömung.
Ich fing an im seichten Wasser zu surfen. Bald hatte ich den Bogen raus und wagte mich weiter hinaus, ohne auf die reißende Strömung und die Wucht der Brandung zu achten. Immer schneller folgte eine Welle auf die andere und das Schwimmen wurde anstrengend, denn immer wieder wurde ich unter Wasser gezogen; ich konnte kaum noch Atem holen. Als ich merkte, dass ich keine Kraft mehr hatte, um auf das Surfbrett zu klettern, beschloss ich zurück ans Ufer zu schwimmen. Ich stellte jedoch fest, dass ich wegen der starken Unterströmung nicht von der Stelle kam. Mit jeder Welle wurde ich erneut herumgeschleudert und unter Wasser gezogen, so dass ich die Orientierung verlor. Nur dank des Surfbretts, das ich mit einer Leine um meinen Fußknöchel geschlungen hatte, wusste ich noch, wo die Wasseroberfläche war. Plötzlich jedoch zerriss diese Leine, als eine riesige Welle über mir zusammenschlug. Nun hatte ich jeden Anhaltspunkt verloren und wurde immer wieder unter Wasser herumgeschleudert. Meine Kräfte waren erschöpft. Ich war kurz davor, ohnmächtig zu werden und zu ertrinken. Ich hatte Angst.
Von klein auf habe ich die Christian Science Sonntagsschule besucht. Dort habe ich gelernt Stellen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy zu verstehen. Im Unterricht diskutieren wir über alle möglichen Themen und einmal kamen wir auch auf den Tod zu sprechen — über die Vorstellungen, die damit verbunden sind, und die geistigen Ideen, mit denen man ihn überwindet.
Als die Lage so hoffnungslos schien und mir ganz stark der Gedanke kam, dass ich sterben würde, geschah etwas Unerwartetes: Obgleich meine Augen geschlossen waren, wurde es plötzlich ganz hell, so als sähe ich einen Lichtstrahl. Und mir fiel auf einmal etwas aus den Gesprächen in der Sonntagsschule ein: „Gib niemals dem Tod deine Zustimmung! Gib dein Leben nicht auf, denn Leben ist Gott." Und sofort dachte ich: „Ich werde nicht aufgeben!" Ich fühlte, wie meine Kräfte zurückkehrten. Obwohl die See immer noch stürmisch war, begann ich wieder zu schwimmen, kräftiger als zuvor.
Nach ungefähr 20 Minuten hatte ich das Ufer erreicht. Währenddessen war mir auch mein Surfbrett wieder eingefallen, aber ich akzeptierte nicht, dass es verloren gegangen sein könnte. In Gottes Reich, im Reich des Lebens, geht nie etwas verloren! Kaum war ich an Land, als ein junger Mann auf mich zukam und mir das Brett gab. Er hatte es gefunden und sich gedacht, dass es mir gehören musste, da sonst niemand am Strand war.
Als ich so im Sand saß und auf das Meer blickte, bekam ich plötzlich weiche Knie. „Einmal und nie wieder", dachte ich. „Ich habe die Nase vom Surfen voll." Aber ... Moment mal! Wollte ich jetzt etwa aufgeben? Konnte mir denn das Meer oder irgendetwas anderes in Gottes Schöpfung Schaden zufügen? Waren nicht vielmehr Aktivitäten wie Schwimmen und Surfen Gelegenheiten, die dem Menschen von Gott verliehene Herrschaft zu demonstrieren? Die Herrschaft, über die es im ersten Buch Mose heißt: „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht" (1:26). Diese Herrschaft wollte ich ebenso wenig aufgeben, wie ich das Leben aufgeben wollte. Ich betete eine Weile und dachte über Gott und Seine Allgegenwart nach. Dann nahm ich das Surfbrett und ging wieder ins Wasser. Natürlich war ich diesmal vorsichtiger und achtete darauf, nicht zu weit hinaus zu surfen. Denn Vorsicht gehört zu der Herrschaft, die ich zum Ausdruck bringen wollte!
Ich bin wirklich so dankbar für alles, was ich in der Sonntagsschule gelernt habe und noch lerne, insbesondere aber für den lebendigen Austausch von Ideen und Erfahrungen.
