In den sechziger Jahren wurden Lateinamerika und Europa mit verschiedenen Christian Science Herolden versorgt. Es war an der Zeit, dass die Länder im weit ausgedehnten asiatischen Raum den Herold lesen könnten,
Im Januar 1960 beauftragte der Christian Science Vorstand Helen Wood Bauman und George Nay die Möglichkeiten einer halbjährlich erscheinenden asiatischen Ausgabe des Herold zu erforschen. Helen Wood Bauman war zu dieser Zeit Chefredakteurin der regelmäßig erscheinenden Zeitschriften der Christian Science Verlagsgesellschaft, während George Nay als Redakteur des Herold tätig war.
Man diskutierte, welche der Sprachen in die neue mehrsprachige Zeitschrift aufgenommen werden sollten. Die Anzahl der ausgewählten Sprachen war wichtig, weil sie den Seitenumfang für die einzelnen Sprachen bestimmen würde, vorausgesetzt alle würden gleichwertig behandelt. Die Vorschläge schwankten zwischen drei und vier Sprachen, obwohl der Bericht, den Bauman und Nay an den Vorstand weiterleiteten, verdeutlichte, dass es unmöglich wäre einen so riesigen Teil der Welt mit einer Auswahl von nur vier Sprachen abzudecken. Man zog Hochchinesisch, Japanisch, Malaiisch (Bahasa Indonesisch), Hindi, Dravidian, Urdu, Bengali, Gujarati und Tamilisch in Betracht.
Der Bericht empfahl, im neuen Herold Hochchinesisch, Japanisch, Hindi und Malaiisch aufzunehmen. Der Bericht fand gute Aufnahme und die Arbeit begann.
Am 26. April 1960 schrieb George Nay an den Vorstand, überzeugt, dass die Arbeit an der asiatischen Ausgabe gut vorankäme und dass mehrere Fragen, die das Design betrafen, geklärt waren. Doch dann brachten veränderte Postversandbestimmungen alles zum Stillstand. Ermäßigtes Porto galt nur für Publikationen, die mindestens viermal im Jahr herauskamen. Doch da die asiatische Ausgabe nur zweimal jährlich erscheinen sollte, würde für sie dieser Sondertarif nicht in Frage kommen.
Während man über dieses Thema nachdachte, fuhren die Treuhänder der Christian Science Verlagsgesellschaft fort auch die anderen Kosten im Zusammenhang mit der neuen Ausgabe zu prüfen. Im Laufe der weiteren Arbeit an diesem asiatischen Herold kamen den Treuhändern Zweifel, ob dieses Unterfangen wirklich weise wäre. Einerseits gab es nur eine geringe Nachfrage. Leseräume standen nicht zur Verfügung. Zum anderen hatten die Direktoren in ihren Briefen an die Treuhänder mehrmals darauf hingewiesen, dass die Zeitschrift von den Menschen in den jeweiligen Sprachgebieten unterstützt werden sollten und nicht nur von amerikanischen Christlichen Wissenschaftlern. Bis dahin hatten viele Amerikaner den Herold abonniert, um seine missionarische Arbeit in Übersee zu unterstützen.
Im Mai 1960 hatten die Treuhänder beschlossen, Vorsicht walten zu lassen. Sie schrieben an die Direktoren: „Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass unsere Gründe in dieser Angelegenheit nicht rein finanzieller Natur sind, sondern auf herausgeberischer Verantwortung basieren. Wir legen besonderen Wert auf solche Ergebnisse, die von einem Standpunkt gesunder Verlagspolitik und Praxis erwartet werden. Wir sind zu dem definitiven Schluss gekommen, dass ein mehrsprachiger asiatischer Herold nicht zu vertreten ist und zu dieser Zeit nicht in Angriff genommen werden sollte.”
Die Direktoren antworteten den Treuhändern mit dem Hinweis, dass Entscheidungen bezüglich des neuen Herold bis zum Herbst verschoben werden könnten. Währenddessen arbeiteten Bauman und Nay weiter an der neuen Ausgabe.
Im Dezember 1960 favorisierten die Direktoren die Idee, vier einzelne kleine Herolde zu haben, insbesondere Indonesisch und Japanisch. Warum gerade diese zwei Sprachen gewählt wurden, ist nicht bekannt. Aber es spielte zweifellos eine Rolle, dass es sowohl in Indonesien als auch in Japan Kirchen Christi, Wissenschaftler und Christian Science Leseräume gab. Als Nay das erfuhr, drängte er „mit dem indonesischen und japanischen anzufangen und schon vorab mitzuteilen, dass der auf Hindi auch bald darauf erscheinen würde.”
Einen Monat später, nachdem weitere Aussprachen mit den Treuhändern stattgefunden hatten, neigten die Direktoren stark dazu mit der japanischen und der indonesischen Ausgabe zu beginnen. Es folgten weitere Notizen, welche die erwartete Auflagenstärke und die Verkaufszahlen beinhalteten. Am 17. März desselben Jahres gaben die Direktoren speziell die Herausgabe des japanischen und des indonesischen Herold für Anfang 1962 in Auftrag.
Das ganze Heft musste aufgrund der besonderen dortigen Vorschriften von Zensoren der Regierung durchgesehen werden. Glücklicherweise kamen die Revision und die Genehmigung relativ schnell zurück. Das ganze Heft wurde in Indonesien gesetzt und in die Vereinigten Staaten zum Drucken geschickt. Da keinerlei Fremdwährung aus Indonesien ausgeführt werden durfte, mussten alle Verkaufseinnahmen im Land bleiben und wurden für die Verbreitung von Christian Science in Indonesien verwandt.
Genau zu dieser Zeit begann Adele Blok eine wichtige Rolle beim Fortschritt von Christian Science und des Herold zu spielen. Zusammen mit einigen anderen Christlichen Wissenschaftlern tat Frau Blok viel um die staatliche Anerkennung von Regierungsseite für die Artikel zu bekommen, die im ersten und den folgenden Herolden veröffentlicht wurden. Mit ihrer Hilfe und der anderer Helfer in Indonesien schaffte es das vierteljährliche Magazin, Bentara Christian Science, den Redaktionsschluss im Januar 1962 einzuhalten.
Der Bentara Christian Science wurde ohne große Änderungen bis Ende der neunziger Jahre herausgegeben. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Design verändert und das Englische wurde aus der Ausgabe herausgenommen. Die Logik dieser Veränderung ging auf das Bestreben der Direktoren zurück eine Zeitschrift herauszugeben, die die Menschen in ihrer Muttersprache anspricht.
Für kurze Zeit wurde ein Radioprogramm in Indonesien gesendet. Dessen Hauptaufgabe bestand in der Ausstrahlung der Bibellektion aus dem Christian Science Vierteljahresheft. Die Programme wurden im Zuge der Kürzung aller Sendeaktivitäten der Mutterkirche eingestellt.
In den späten Neunzigern wurden Schritte unternommen den indonesischen Herold auch in Indonesien drucken zu lassen und den dortigen Christlichen Wissenschaftlern mehr Mitspracherecht beim Inhalt und Design einzuräumen. Dies führte zu Änderungen im Design und im Format und ermöglichte es der Zeitschrift wesentlich spezifischer die Nöte Indonesiens und der geistigen Sucher des Landes anzusprechen, egal welcher Religion sie angehören.
Weltgeschichte im Überblick
Viele Leute sehen die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts als eine Zeit politischer und sozialer Unruhen, ja Revolutionen, an. In Indonesien z. B. wurde Präsident Suhartos Regierung durch ein Militärkomplott bedroht. Von 1966-69 fand in China die Kulturrevolution statt, und in den USA hatten der wachsende Widerstand gegen den Vietnamkreig und der verstärkte Kampf der Schwarzen um die Bürgerrechte bedeutende Auswirkungen.
Mittlerweile fand eine weitere Revolution statt, deren Auswirkungen erst Jahre später zu spüren waren. ARPAnet, ein Ende der sechziger Jahre in den USA entwickeltes Netzwerk für Computer von Militär und Regierung, wurde der Vorläufer des heutigen Internet. Dieses hat in weniger als einem Jahrzehnt die Kommunkation weltweit umgewandelt.
1960 Das kanadische Parlament verabschiedet ein Gesetz zur Schaffung eines Grundgesetzes. Dies wurde 1982 zur „Canadian Charter of Rights und Freedoms” erweitert.
1960 Die europäische Freihandelszone EFTA wird gegründet.
1961 Der sowjetische Kosmonaut Jurij Gagarin umkreist als erster Mensch im Weltall die Erde.
1961 Bau der Berliner Mauer.
1961 Texas Instruments in den USA erhält Patent auf Siliziumchip.
1962 Papst Johannes XXIII. eröffnet das 2. Vatikanische Konzil, das zur Modernisierung der katholischen Kirche führt.
1962 Der indonesische und der japanische Christian Science Herold erscheinen.
1963 Die sowjetische Kosmonautin Valentina Tereschkowa ist die erste Frau im Weltall.
1963 West-Neuguinea (jetzt Irian Jaya) wird von den Vereinten Nationen unter indonesische Verwaltung gestellt.
1964 Die britische Rockgruppe The Beatles „erobern"” Nordamerika.
1964 Der griechische Herold erscheint.
1965 Early Bird, der erste kommerzielle Nachrichtensatellit der Erde, überträgt Fernsehsendungen zwischen den USA und Europa.
1967 Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) und die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) werden zur Europäischen Gemeinschaft (EG) verschmolzen.
1967 Israel beginnt den „6-Tage-Krieg” gegen Ägypten, Jordanien und Syrien.
1968 Die USA starten den ersten bemannten Flug um den Mond.
1969 Die SALT-Verhandlungen über die Begrenzung nuklearstrategischer Waffensysteme zwischen den USA und der UdSSR werden aufgenommen.
1969 Die Bevölkerung West-Neuguineas stimmt für den Verbleib bei Indonesien.
1969 Die US-Astronauten Neil Armstrong und Edwin Aldrin, Jr., sind die ersten Menschen, die auf dem Mond landen.
Durch den Bentara konnte ich mit meinem Ärger fertig werden
Vor einiger Zeit wurde ich wütend, weil ein Kollege Geschichten über mich erzählte, die gar nicht stimmten. Anstatt ruhig zu bleiben und Nächstenliebe zu üben, forderte ich die betreffende Person mit scharfen Worten heraus.
Aber dann las ich am Tag darauf einen Bentara Christian Science. Ich fand darin einen Artikel mit dem Titel: „Ärger ist dem Wesen des Menschen fremd”. Das war genau das, was ich in dem Moment brauchte.
Die Autorin schrieb: „Dem Ärger seinen Lauf zu lassen ist eine Verletzung von Gottes Gesetz der vollkommenen Harmonie und zieht daher eine schwere Strafe in Bezug auf unser physisches und mentales Wohlergehen nach sich” (Bentara Christian Science, April-Juni 1963, S. 20).
Ich merkte, dass meine Wut mich tatsächlich bestraft und sich auf meine Gesundheit ausgewirkt hatte. Ich hatte Schwierigkeiten zu atmen, bekam Kopfschmerzen und fühlte mich schwindlig und schlapp.
Beim nächsten Treffen mit dem Kollegen empfand ich keinen Groll oder Hass mehr ihm gegenüber. Ich war rundum geheilt. Wir sind noch heute gute Freunde.
Das Lesen des Bentara hilft mir meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Der Bentara erscheint mittlerweile seit gut 40 Jahren in Indonesien. Ich bin überzeugt, dass er unserem Land Rettung und Heil gebracht hat.
Jakarta, Indonesien
Unabhängigkeit in Indonesien
Viele Jahre lang unterstand Indonesien holländischer Regierung. Einer der Holländer dort war Carl Winkel, der heute in den USA lebt. Er lebte in Jakarta gerade zu der Zeit, als Indonesien 1949 unabhängig wurde. In diesem Artikel erzählt er von seinen Erlebnissen an diesem Tag sowie von einer Begebenheit, als er und seine Frau einmal in Jakarta unterwegs waren.
In Jakarta hatten wir am Sonntagmorgen die Gottesdienste auf Englisch und am Nachmittag auf Holländisch. Bei der Mittwochabend-Versammlung wurde wöchentlich abgewechselt — das eine Mal auf Englisch und das nächste Mal auf Holländisch. Ich erwähne das, weil es mit dem Unabhängigkeitstag zu tun hat.
Der war nämlich an einem Mittwoch. Den Europäern hatte man geraten zu Hause zu bleiben. Schließlich wusste keiner, was passieren würde — ob der Übergang friedlich vonstatten ginge oder nicht. Zuerst waren wir nicht sicher, was wir mit dem Mittwoch-Gottesdienst machen sollten. Aber dann hatten wir das Gefühl, er sollte unbedingt stattfinden.
Auf dem Weg zur Kirche musste ich am Palast des Präsidenten vorbei. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier besonders für Sicherheit beten musste, denn in dieser Gegend würde sicher viel los sein. Also betete ich von dem Standpunkt aus, dass „sich alle gegenseitig lieben”. Ich wusste, dass es immer göttlichen Schutz gibt. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich noch unbehaglich. Dann sagte ich mir: Warum erhebe ich nicht mein Denken? Statt mich darüber zu sorgen, was hier auf den Straßen geschieht, kann ich meine Einheit wie auch die ständige Verbundenheit mit Gott bekräftigen.
Um zum Mittwoch-Gottesdienst zu gehen, musste ich genau zu der Zeit aus dem Haus, als Sukarno, der neue Präsident Indonesiens, eine wichtige Rede vor dem Palast halten sollte. Ich wusste, dass jede Menge Leute da sein würden, doch dachte ich, dass es überall sehr still sein müsste, sobald Sukarno seine Rede begänne. Sukarno hielt dann jedenfalls seine Rede, eine sehr kurze. Als ich in die Nähe dieses Stadtteils kam, waren Tausende von Indonesiern da und es war überhaupt nicht still — und ich mittendrin. Doch niemand beachtete mich. Ich fühlte mich regelrecht unsichtbar. Und so erreichte ich die Kirche sehr glücklich darüber, keine Schwierigkeiten gehabt zu haben. Wir hatten einen wunderbaren Gottesdienst!
Ein anderes Mal gingen meine Frau und ich zu einem Sonntagabend-Gottesdienst. Ich hatte die Kollekte vom Gottesdienst am Morgen in der Tasche. Und da ich zu der Zeit den Gottesdienst als Leser leitete, trug ich auch meine Bücher und alles, was ich zum Leiten des Gottesdienstes brauchte. Um vor der Kirche noch Freunde zu besuchen, nahmen wir ein betja, ein dreirädriges Taxi. Darin sitzen zwei Leute vorne und der Fahrer tritt hinten in die Pedale. Nachdem wir das Haus unserer Freunde betreten hatten, bemerkte ich, dass ich die Bücher und das Geld im betja liegen gelassen hatte. Mein Onkel brachte mich sofort zur Polizei, um den Verlust zu melden. Der Polizist lachte und sagte: „Ein betja-Fahrer? Du liebe Güte, die stehlen, was sie können. Das ist alles verloren.”
Ich wollte aber den Gedanken nicht akzeptieren, dass diese Leute Diebe seien. Als ich zurückkam zum Haus der Gastgeber, versicherten meine Frau und ich uns, dass jeder ein geistiges und gutes Wesen ist und dass niemand zum Dieb verdammt sein kann. Alle Menschen sind als Gottes Gleichnis geschaffen.
Dann sagte einer der Gäste plötzlich: „Was macht dieser betja-Fahrer da draußen eigentlich? Der fährt die ganze Zeit die Straße auf und ab.” Ich ahnte, dass dies der betja-Fahrer war, der uns abgesetzt hatte, sich aber nicht mehr erinnern konnte, wo das gewesen war. Ich ging zu ihm raus und er gab mir all meine Sachen zurück. Nichts war gestohlen! Zu den Gästen sagte ich: „Sagt mir nie wieder, dass betja-Fahrer unehrliche Leute wären!”
Ich verbrachte dreieinhalb Jahre in Indonesien, bevor ich über die Niederlande in die Vereinigten Staaten kam. Ich schätze diese Erfahrung sehr, weil ich dabei so viel über Gott gelernt habe.
Wayland, USA
Eine Frau, die etwas bewirkte
Wenn man mit Indonesiern über den Bentara Christian Science spricht, fällt früher oder später der Name von Adele Blok. Sie hat vielleicht mehr als jede andere Person das Studium von Christian Science gerade nach Indonesien gebracht.
Wie auch in anderen Staaten wurden in Indonesien Christian Science Gottesdienste und Versammlungen von Geschäftsreisenden, Besuchern oder Angehörigen einer Kolonialmacht abgehalten. Als Kolonisten hatten die Holländer in Indonesien einen signifikanten Einfluss. Und wie in anderen Kolonien auch kehrten viele Holländer in ihr Heimatland zurück, nachdem Indonesien unabhängig geworden war.
Adele Blok war schon lange vor ihrer Bekanntschaft mit Christian Science spirituell auf der Suche gewesen. Ihre Eltern waren Holländer, aber ihre Familie war gemischter Herkunft. Dieses regte sie an, über ihren Platz in der Welt nachzudenken. In einem autobiografischen Artikel schreibt sie: „Seit ich mich erinnern konnte, hatte ich die moslemischen Gebete von den Türmen der moslemischen Moscheen gehört. Ehrerbietung für Gott war in meinem indonesischen Erbe tief verwurzelt. Aber mein westliches Vermächtnis verlangte von mir, dass ich meinen individuellen Zweck in Gottes Universum verstehe." Adele Blok, „Search and Discovery in Indonesia” in Living Christian Science: Fourteen Lives, von Marcy Babbitt (Englewood Cliffs, N.J.: Prentice-Hall, 1975), S. 4. Sie war in allen Glaubensrichtungen umfassend belesen. Ihre Eltern waren wenig religiöse Protestanten.
Als sie älter wurde, strebte sie an eine Schule für moderne Tänze in Indonesien zu eröffnen. Mit diesem Ziel gingen ihre Schwester und sie nach Österreich, um sich ausbilden zu lassen. Es war die Zeit, als Hitlers Truppen in Österreich einmarschierten und sie sah, was Unterdrückung und Gewalt bewirken. Die Umstände dort veranlassten die beiden jungen Frauen, nach Paris zu gehen, um mit ihrer Ausbildung fortzufahren. Dort trafen sie mit Menschen verschiedener Nationen, Rassen und Hintergründe zusammen. Blok bemerkte später: „Ich kam zu dem Schluss, dass wir alle die gleichen Ideale hatten. Unsere Gesichter und Kleidung waren verschieden und wir sprachen verschiedene Sprachen, aber der Drang unserer inneren Suche ging hin zum Ziel der Gleichheit der Menschen und einem Standard des universalen Guten.” Ebd., S. 6.
Während der Krieg weiter fortschritt, kehrten sie und ihre Schwester nach Indonesien zurück und eröffneten eine Tanzschule. Als die Niederlande an die Deutschen fielen, war Indonesien davon kaum betroffen. Aber zwei Jahre später marschierten die Japaner ein und Indonesien war ein besetztes Land.
Zu diesem Zeitpunkt sahen sie und andere sich vor eine wichtige Frage gestellt: Einerseits verlangte ihre holländische Herkunft, dass sie ihr Vaterland unterstützten. Andererseits fragten sie sich, ob Indonesien nicht eine unabhängige Nation sein sollte. Aber Blok und die anderen ließen sich nicht abschrecken. Sie schrieb: „Mit dem feurigen Eifer der Jugend und ohne Vorsicht äußerten meine Schwester und ich unsere politischen Meinungen. Mehrfach wurden wir festgenommen und zum Verhör ins Gefängnis gebracht.”
Die ersten drei Tage ihrer Gefangenschaft verbrachte sie in Einzelhaft und ohne Nahrung. Dies führte sie dazu, tief über Gott nachzudenken. „Was mir am meisten half, war ein asiatisches Sprichwort:, Betrachte, was Menschen dir tun, als eine Tat Gottes und das, was du Menschen tust, als eine Tat für Gott.’
Ich fragte mich:, Warum hat Gott mir das angetan?’ Ich wusste, dass Gott gut ist. Also musste es etwas in mir geben, dass diese Art von Behandlung verdiente. Als ich in mir selbst nach den Gründen suchte, fand ich viele. Ich war ein tief unzufriedenes menschliches Wesen gewesen. Aber mein markantester Fehler war Undankbarkeit für das Leben ... Die Schönheit des Universums, der Himmel, das Gras — an all das hatte ich nicht gedacht, während ich klagend durchs Leben ging. Ich war auch nicht dankbar für Nahrung gewesen und hatte sie oft weggeworfen. Und nun hatte ich keine.
Ich reinigte mein Herz und Gemüt und versprach Gott, mich zu ändern. Eines Abends erkannte ich, wie sinnlos es ist, andere zu verurteilen, da doch die ganze Menschheit in Wirklichkeit in der Suche nach Freiheit und Glück vereint ist. Ich beschloss, wenn ich aus dem Gefängnis entlassen werden würde, mich der Aufgabe zu widmen, der Menschheit zu helfen, ihre Freiheit von Unterdrückung zu finden. Wie ich das tun sollte, wusste ich noch nicht. Aber meine Hingabe brachte mich Gott nahe.” Ebd., S. 8.
Obwohl sie und ihre Schwester aus dem Gefängnis entlassen wurden, beobachteten die Japaner sie weiter. Viele Holländer waren in Internierungslager gebracht worden. Und Blok und ihre Schwester brachte man mehr als einmal dorthin zum Verhör.
Sie betete weiter und lauschte auf Gottes Führung. Es inspirierte sie nach Jakarta zu ziehen. Da dies bedeutete, ihre Schwester zu verlassen und in eine stark bevölkerte Stadt zu gehen, wo schon jetzt kriegsbedingter Mangel herrschte, war es kein leichter Schritt. Aber Blok und zwei ihrer Mitarbeiter machten sich auf die Reise.
In Jakarta kam für sie ein Wendepunkt, als sie von der Militärpolizei verhaftet und unter derartigen Bedingungen inhaftiert wurde, dass sie glaubte, wahnsinnig zu werden. „Mit sieben anderen Frauen in eine kleine Zelle gezwängt”, schrieb sie „mit Ungeziefer, das überall herumkroch, war ich kurz vor einem mentalen Zusammenbruch. Ich ging durch alle Stadien der Verzweiflung, Abscheu und Selbstmitleid, mit einem Argument, das sich immer wiederholte: Gib auf. Du hast genug von der Welt gesehen, um nicht zu wissen, dass es keine Gerechtigkeit auf Erden gibt und dass es keinen Sinn macht, zu versuchen ein gutes Leben zu führen. Warum nicht die Anstrengung aufgeben und das Böse als Tatsache akzeptieren oder den Verstand verlieren? Der Realität entfliehen, dem Bewusstsein entfliehen ...
Plötzlich hatte ich ein mentales Bild vor mir, wie meine Zukunft sein würde, wenn ich nicht der Versuchung wahnsinnig zu werden, widerstehen würde. In dem Moment, in dem ich beschloss, niemals zuzugeben, dass das Böse stärker ist als das Gute, gewann ich mein Gleichgewicht wieder.” Ebd., S. 11.
Kurz danach wurde sie in ein anderes Gefängnis verlegt und dann wurde ihr erlaubt, wieder nach Jakarta zu gehen. Eines Tages fragte der Vater einer ihrer Tanzschüler sie, ob sie Mary Baker Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit gelesen hätte. In ihren autobiographischen Aufzeichnungen kommentierte sie: „Obwohl ich dachte, dass ich alle Bücher über Metaphysik kannte, war mir doch dieses unbekannt. Ich lieh mir das Buch aus.” Ebd., S. 11.
Das Buch gab ihr Antworten auf die vielen Fragen, mit denen sie Zeit ihres Lebens gerungen hatte. „In Demut hatte ich begonnen, die Tür meines Denkens dem Verständnis des Christus zu öffnen.”
Als sie erfasste, dass auch sie Leute durch Gebet heilen konnte, merkte sie, dass sie endlich den Weg gefunden hatte, Gott und der Menschheit zu dienen. „Sogar nur ein Schimmer dieser Wahrheiten beim ersten Lesen erschien ihr wie eine große Offenbarung, sodass sie aus dem Zimmer rannte und ihren Mitarbeitern verkündete:, Ich habe die Wahrheit gefunden.’...
Meine Mitarbeiter gingen an die Second Hand Bücherstände und kauften mehrere Ausgaben von Wissenschaft und Gesundheit und wir begannen, dieses wunderbare Buch jeden Tag zu studieren. Wir dachten es wäre eine altes Buch, etwas ganz Vergessenes. Aber was wir verstanden, schien zu entscheidend, zu wichtig, um vor der Welt verborgen zu bleiben. Wir beschlossen, eine Christian Science Kirche zu gründen. Wir wussten nicht, dass Mrs. Eddy bereits eine weltweite Bewegung gegründet hatte, oder dass schon 1925 eine Kirche in Jakarta gegründet worden war und in Bandung und Surabaja sogar noch früher.”
Als der Krieg endete, begann eine starke Bewegung in Richtung Unabhängigkeit von den Niederlanden. Viele holländische Christliche Wissenschaftler verließen 1945 das Land. Währende dieser Zeit traf sich Blok mit anderen Christlichen Wissenschaftlern in Jakarta und die ersten Sonntagsgottesdienste wurden in ihrer Tanzschule im Mai 1946 abgehalten. Später zogen sie in eine andere Unterkunft um.
Blok notierte: „Als alle Holländer des Landes verwiesen worden waren, war die Kirche indonesisch genug, um weiter zu machen. Ich hatte jetzt meine holländische Staatsbürgerschaft aufgegeben und die indonesische angenommen. Daher konnte ich bleiben und langsam kamen mehr Indonesier zu unseren Gottesdiensten.”
Blok blieb eine unerschöpfliche Heilerin, während ihre Nation die Unabhängigkeit erlangte, und arbeitete sich durch die vielen Fragen, die die Souveränität beinhalten. Dabei half sie, ihrem Volk den Christian Science Herold und andere religiöse Literatur zu bringen. Als Christian Science Praktikerin und Lehrerin war sie ein wertvolles Beispiel von selbstloser Liebe für die Menschheit.
