Als größten Gefährdungsfaktor für den sozialen Frieden in Deutschland sieht die Bevölkerung derzeit den Konflikt zwischen Ausländern und Einheimischen an. Gut ein Drittel der Deutschen erwartet hier für die Zukunft sehr starke Probleme.” Das ist das Ergebnis einer Studie des BAT-Instituts in Hamburg (zitiert in Deutschland Nachrichten, New York, 13. September 2002).
Gibt es überhaupt eine Lösung für diese ausweglos erscheinende Situation? Sicherlich nur dann, wenn es gelingt, im Einzelnen ein Bewusstsein von nicht delegierbarer Verantwortung für das Gemeinwohl zu wecken. Dabei ist es notwendig, die Ursachen dieser Konflikte wie Fremdenangst und Fremdenhass zu vermindern. Wie gelingt uns das?
Ein großes Poster in Erfurt warb einmal für Toleranz und Verständnis mit folgendem Text:
Dein Christus — ein Jude
dein Auto — ein Japaner
deine Pizza — italienisch
deine Demokratie — griechisch
deine Urlaub — türkisch
deine Zahlen — arabisch
deine Schrift — lateinisch
und dein Nachbar — nur ein Ausländer!
Wir alle können zur Lösung der Konflikte beitragen, wenn wir verstehen lernen, dass die wahre Natur aller Menschen Ausdruck der allumfassenden geistigen Gesetze Gottes ist. So gesehen gibt es keine Trennung durch ethnische Identitäten, Nationalitäten oder Rassen. In diesem spirituellen Bewusstsein gibt es keinen ungebührenden Stolz und keinen Separatismus.
Wenn wir im täglichen Bereich im Kontakt zu so genannten Fremden das vereinende Ganze sehen, werden wir davon abgehalten hochmütig zu sein und uns über den Nächsten zu stellen oder Angst vor ihm zu haben.
Wenn immer mehr Menschen sich bemühen, jeden Menschen als ebenbürtigen Partner zu sehen und zu verstehen, dass jeder ein unveräußerliches Recht auf Freiheit und Selbstregierung hat, führt das zu Achtung vor dem gottgegebenen Wesen des anderen.
Deshalb frage ich mich täglich: Lerne ich, jeden in diese göttliche Liebe einzuschließen? Nur dadurch kann ich von Ängsten, Vorurteilen und Stolz frei werden. Das Bewusstsein von der Ganzheit, also Vollständigkeit, geistiger Gesetze des Guten führt zur Wahrnehmung der Einheit der gesamten Schöpfung.
So können die mentalen Mauern, die falschen Ansichten über unsere wahre Identität und die wahre Identität unseres Nächsten, abgebaut werden. Zusammenarbeit, Selbstdisziplin und gegenseitige Rücksichtnahme in der Gemeinschaft ist die Folge.
Ich kenne eine Gruppe Jugendlicher, die diese Umwandlung im Denken erfahren hat. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Buch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy zu studieren und im täglichen Leben in die Tat umzusetzen. Die Jugendlichen nahmen sich vor, regelmäßig über Probleme wie Diskriminierung, Isolation, Gewalttätigkeit, Mobbing und Verlassenheit nachzudenken. Als Grundlage betrachteten sie folgendes Zitat: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, schafft Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet die Kriege, erfüllt die Schriftstelle, Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst..." (S.340). Sie wandten sich einem Bezirk ihrer Stadt zu, der bekannt war für Fremdenfeindlichkeit und Kriminalität der dortigen Jugend. Die Gruppe beschäftigte sich intensiv mit dem Gedanken, dass alle hier und jetzt in der Schöpfung der göttlichen Liebe inbegriffen sind, dass diese Schöpfung das wahre Heim und die wahre Familie des Menschen beinhaltet.
Die Kriminalität in diesem Gebiet nahm immer mehr ab und hörte schließlich auf. Die Jugendlichen, die diese Umwandlung — ja Heilung — vollbrachten, waren Einwanderer, die durch diese Arbeit selbst ein besseres Verständnis von wahrem Heim erlangten.
Es gibt also einen Weg heraus aus scheinbar unlösbaren Konflikten! Wir müssen ihn nur finden und gehen.
