Das Christian Science Journal erscheint seit 1883. Seine Schwesterpublikationen, der Christian Science Sentinel und Der Christian Science Herold, erscheinen seit 1898 bzw. 1903.
Aber für wen genau werden diese Zeitschriften geschrieben? Auf der Jahresversammlung 2002 & Konferenz in Boston im letzten Juni wurde diese fundamentale Frage von der Redaktionsdirektorin aller Zeitschriften, und ihren Kollegen erörtert. Es folgen einige Auszüge aus diesem Workshop.
Mary Trammell: Der 11. September hat vieles in der Welt verändert. Er hat das Beste in uns allen hervorgebracht. Bill, was ist hier in unseren Büros am Morgen des 11. September passiert?
: Wir stellten einen Christian Science Sentinel über Umweltthemen zusammen. Die Ausgabe sollte in zwei Tagen fertig sein. Da kam einer unserer Redakteure zu mir und sagte:
„Bill, hast du schon von dem Flugzeug gehört, das ins World Trade Center in New York gestürzt ist?” Ich stand gerade vor Russ’ Büro und fragte ihn: „Russ, hast du das gehört?”
: Ich hatte nichts davon gehört, aber ich stellte das Radio an und innerhalb von 30 Minuten war uns klar, dass wir für die Sentinel-Radiosendung jener Woche ein neues Thema brauchten, und zwar sehr, sehr schnell. Wir mussten Trost spenden. Wir mussten die Furcht zerstören und den Terror „entwaffnen”.
Und sehr fähige Leute haben uns dabei geholfen: Mary Trammell in ihrer doppelten Rolle als Redaktionsdirektorin und Mitglied des Christian Science Vorstands; Walter Jones, ein weiteres Vorstandsmitglied; und Nate Talbot, ein Christian Science Lehrer und Praktiker aus Boise, Idaho. Um zwei Uhr nachmittags wurde unsere Diskussion aufgenommen. Am gleichen Abend um 21 Uhr war die Sendung fertig. Noch am gleichen Wochenende war die Sendung sowohl in New York als auch in Washington und auf über hundert anderen Radiostationen zu hören.
Trammell: Inzwischen war auch der Redaktion des Print-Sentinel klar geworden, dass die Umweltausgabe gestrichen werden musste. Man transkribierte die Radiosendung und benutzte sie als Grundlage für eine völlig neue Ausgabe. Das alles passierte zweieinhalb Tage vor Redaktionsschluss. Normalerweise brauchen wir sechs Wochen, um einen Sentinel zusammenzustellen. Bill, was bedeutete das für unsere Produktionstermine?
Dawley: Das Einzige, was wir hatten, war das Gespräch aus dem Radio-Sentinel. Wir haben dann an all unsere Mitarbeiter überall in der Welt eine dringende E-Mail geschickt.
Erstaunlich war die Vielfalt der Artikel, die wir erhielten. Zum Beispiel war da ein junger Mann in Manhattan. Am Morgen des 11. kam er aus der U-Bahn und sah, wie die Türme des World Trade Centers in Flammen standen. Sein erster Gedanke war: „Ich muss hier weg.” Dann sah er, wie jemand von ganz oben hinuntersprang. Und er dachte: „Ich muss hier bleiben und beten. Denn wenn ich in den Gebäuden wäre, würde ich auch wollen, dass jemand für mich betet. So blieb er dort und betete das Gebet des Herrn.
Trammell: Die Leute haben uns gesagt, dass sie diesen Sentinel wunderbar fanden. Wir entdeckten, dass Mary Baker Eddy uns die Mittel gegeben hat, um mit dem Sentinel, dem Journal und dem Herold auf eine Krise einzugehen.
Gerber: Es kamen unzählige Anrufe und E-Mails. Das hat uns tief berührt.
Trammell: Wir hatten noch nie erlebt, dass wir so direkt auf eine Notsituation reagiert haben. Wir begannen unsere Publikationen mit völlig neuen Augen zu sehen. Wir wollten einfach weiter so direkt und aktuell sein.
Gerber: Auch eine deutsche Radiosendung des Herold wurde am 11.9. aufgenommen und am gleichen Wochenende auf lokalen Stationen und über Kurzwelle in Deutschland ausgestrahlt.
Trammell: Ich möchte noch einmal darauf zurückkommen, wie wir an diesem Punkt angelangt sind. Ja, der 11. 9. wirkte sich als enormer Katalysator aus. Aber wir wollten auch sichergehen, dass wir M. B. Eddys Anweisung für die Zeitschriften beachten — nämlich dass sie „gut redigiert und auf der Höhe der Zeit gehalten werden” Handbuch, S. 44..
Als Erstes haben wir uns, zusammen mit einem Team von gut 40 Kollegen aus der Redaktion, mit M. B. Eddys ursprünglicher Vision befasst. Und wir fanden in den frühen Ausgaben der Zeitschriften erwartungsgemäß bestimmte Dinge, so etwa kräftige metaphysische Artikel, die oft von M. B. Eddy selbst stammten. Aber wir fanden auch Witze oder Nachrichtenmeldungen und inspirierende Zitate von Religionsführern aus aller Welt und verschiedenen Zeit-Epochen. Das brachte uns zum Nachdenken.
Ferner haben wir uns M. B. Eddys veröffentliche und ihre unveröffentlichen Schriften angesehen. Darin fanden wir unsere Richtlinien.
Dawley: Wenn man diese frühen Ausgaben durchforstet, findet man alle möglichen Artikel darin. M. B. Eddy druckte Beiträge ab von führenden religiösen Denkern ihrer Zeit. Ärzte und Zahnärzte schrieben etwas für die Zeitschriften.
Trammell: Wir haben die Team-Mitglieder aufgefordert noch etwas zu tun — nämlich in die Öffentlichkeit zu gehen und mit Menschen zu sprechen, die nichts über Christian Science wissen, und sie zu bitten, sich unsere Radioprogramme anzuhören und unsere Zeitschriften zu lesen und offen ihre Meinung darüber zu sagen.
Wir haben dabei eine Kommunikationslücke entdeckt. Sie haben Gutes über unsere Zeitschriften gesagt, aber sie haben uns auch gesagt, einiges müsse klarer geschildert werden. Sie bemerkten: „Eure Sprache ist oft jargonhaft und für uns unverständlich. Wir brauchen mehr Wirklichkeitsnähe.” Wir haben daraus Schlussfolgerungen gezogen.
Erstens wurden die Zeitschriften von M. B. Eddy zur Unterstützung ihres Buches Wissenschaft und Gesundheit gegründet. Sie sollen zeigen, wie die Menschen die in Wissenschaft und Gesundheit enthaltenen Wahrheiten im Alltag leben. Zweitens gab es Etliches, was wir besser machen mussten, um „auf der Höhe der Zeit” zu sein. Und drittens mussten der Schreibstil und die Sprache den höchsten journalistischen Anforderungen entsprechen.
Dawley: Im Grunde helfen wir unseren Autoren tiefe christliche Metaphysik in normale Umgangssprache umzusetzen. Wir versuchen die Leute dazu zu bewegen ihre Gefühle und Gedanken zu beschreiben. Ich glaube, wir versuchen herauszubekommen, was im Innern vor sich geht, wenn jemand geheilt wird.
Trammell: Was für Feedback haben wir bisher erhalten, Bill? Erreichen wir einige dieser Sucher?
Dawley: Vor zwei Wochen klingelte bei mir im Büro das Telefon und ein Mann sagte: „Ich war am Sonntag mit einem Freund in Ihrer Kirche. Es war das erste Mal, dass ich eine Christian Science Kirche betreten habe. Nach dem Gottesdienst nahm ich einen Sentinel mit. Es war das Heft mit dem Foto vom Pastor der Episkopalkirche. Siehe Christian Science Sentinel, 4. März 2002. (Wir brachten eine Story über die St.-Pauls-Kirche in der Nähe des World Trade Center und die dort durchgeführten Hilfsaktionen.)
Ich wohne in Boston, aber ich habe zweimal dort im „Ground Zero” freiwillig ausgeholfen. Und ich muss Ihnen sagen, der Artikel in dieser Zeitschrift ist der beste, den ich zu diesem Thema gelesen habe.” Er sagte: „Können Sie mir 300 bis 500 von diesen Sentinels geben? Ich möchte sie an die Leute im „Ground Zero” weitergeben.
Trammell: Letzte Frage, Bill. Was für Artikel erreichen den Sucher und haben die größte heilende Wirkung?
Dawley: Ich glaube, die größte heilende Wirkung kommt aus dem Herzen. Christian Science ist keine Theorie, sondern Liebe. Es ist etwas, was im Herzen stattfindet. Die Artikel in unseren Zeitschriften müssen jemand auf seinem spirituellen Weg voranbringen. Das dürfen wir niemals vergessen. Wir müssen wirklich beschreiben, wie man betet, wie man heilt.
