Was ich gesucht habe? Eine Gruppe, in der ich Vorstellungen von richtig oder falsch, wichtig oder unwichtig formulieren und mit anderen um den rechten Weg ringen kann.
Was ich gefunden habe? Nähe zu Menschen, mit denen mich gemeinsame Ziele und Erfahrungen verbinden, lokal, national, international, universal.
Was ich noch gesucht habe? Eine Organisation, die Zukunft hat.
Was ich gefunden habe? Eine Kirche.
Wertvorstellungen entwickeln
Eines vorweg: Ich lasse mir nicht gern etwas vorschreiben. Ich finde es toll, selbst zu denken und nicht einfach gedankenlos etwas akzeptieren zu müssen, worüber ein anderer nachgedacht hat. Ich suche nicht Bequemlichkeit, sondern Mich-Einmischen, Mit-Machen, etwas zum Guten bewegen.
Die Kirche, die ich gefunden habe, gibt mir die Möglichkeit dazu. Und sie hat mich bereits als Kind für voll genommen.
Ja, dass man in der Schule nicht abschreibt, das war klar. Aber in der Sonntagsschule hieß es nie: „Das macht man nicht." Das wäre mir auch zu einfach gewesen. Die Frage, die mich zum Nachdenken brachte, lautete: „Was ist dir wichtig? Wonach willst du streben?" Ähnliche Situation beim Thema Rauchen und Alkohol. Ein einfaches Verbot hätte ich vermutlich nicht gleich akzeptiert. Aber zu eigenen Entscheidungen zu kommen, das war reizvoll. So habe ich viel gelesen, diskutiert, gelernt, andere Menschen befragt. Und habe so meine eigenen Wertvorstellungen formuliert. Ich war auf meine Kirche stolz, die mir die Freiheit ließ, meine eigenen Antworten zu finden.
Suchen und finden, fragen und antworten, lauschen und handeln, das ist meine Welt. Grundlage meiner Wertvorstellungen waren die Bibel, Biografien berühmter Leute wie Plato, Martin Luther, Abraham Lincoln, Konrad Adenauer. Und viele Bücher von Marx, Macchiavelli, Gandhi und Mary Baker Eddy.
M. B. Eddys Standardwerk, Wissenschaft und Gesundheit, hat mir oft den Rahmen geliefert für kleine und große Entscheidungen. Die Fähigkeit, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, wurde durch dieses Buch untermauert und geprägt. Zu erkennen, ob eine individuelle Weichenstellung für die Zukunft Freiheit fördert oder begrenzt, das konnte ich darin lernen. Das hat mich angesprochen, fasziniert. Das war für mich Leben pur. Und das ist es noch immer. Das ist Kirche für mich.
Gemeinschaft mit anderen
Mit welchen Menschen ich gern zusammen bin? Mit Leuten, die aufgeschlossen und aktiv sind, optimistisch und mutig, zuverlässig und kreativ, voller Liebe und Vergebung, ohne Vorurteil und ohne Arroganz. Also Menschen, die keine Klischees bedienen. Mann oder Frau? Völlig egal. Amerikaner, Deutsche oder Chilenen? Völlig egal. Alt oder jung, arm oder reich? Völlig egal. Stopp, nicht ganz. Die von mir beschriebenen Leute sind jung und reich — nicht unbedingt jung an Jahren und nicht unbedingt reich an Geld. Aber es geht von ihnen eine Lebendigkeit aus, die ein Beispiel gibt, was es heißt, dass Gott Leben ist. Da ist Beweglichkeit und Frische, Humor und Einfühlungsvermögen. Und da ist ein Reichtum an Gedanken, an Interessen und Zielen. Und oft ein Reichtum an überwundenen Schwierigkeiten. Es kann sein, dass der Verlust eines lieben Menschen überwunden wurde oder dass nach langer Krankheit die Heilung eingetreten ist.
Mit solchen Menschen bin ich gern zusammen. Einige davon leben in Berlin, meiner Heimatstadt, andere in San Francisco, Sidney, Tokio, Rio oder Amsterdam. Manche kenne ich seit Jahren. Bei anderen, die ich gerade zum ersten Mal getroffen habe, habe, ich das Gefühl, ich kenne sie auch schon ewig. Weil uns halt nicht so sehr äußere Umstände verbinden, sondern Werte und Lebenseinstellungen. Das ist Kirche für mich.
Die Atmosphäre gegenseitiger Liebe und Achtung lässt einen Möglichkeiten und Lösungen erkennen, die weit über begrenzte Vorstellungen hinausgehen. So wird individueller und universaler Fortschritt ermöglicht. In Mary Baker Eddys Worten: „Durch die göttliche Wissenschaft vereint Geist, Gott, das Verständnis mit ewiger Harmonie. Das ruhige und erhobene Denken oder das geistige Erfassen hat Frieden. So setzt sich das Aufdämmern der Ideen fort und bildet jede nachfolgende Stufe des Fortschritts" (S. 506).
Die Zukunft gestalten
Meine Lieblingsblickrichtung geht nach vorn. Was wir heute entscheiden und tun, hat auf morgen eine Wirkung. Wir säen heute, wegen der kommenden Ernte, und nicht nur, weil wir halt schon immer gesät haben Die Vergangenheit kann uns Informationen und Inspirationen liefern, aber das Handeln heute und das Gestalten des Morgen ist für jeden jetzt ein Vorrecht. Bringen unsere Entscheidungen heute der Welt bessere Aussichten und Hoffnung? Wie wird die Zukunft sein?
Was ich sehe: Das Interesse an Spiritualität wird immens wachsen. Alle Lebensbereiche, von der Medizin über die Justiz bis zur Kommunikation, von Theologie bis zur Naturwissenschaft, alles wird mehr vergeistigt. Materie und Körper werden weniger wichtig, Geist und Ideen sind der Rohstoff der Zukunft. Äußerlichkeiten, Rituale, Traditionen treten zurück. Inspiration, Intuition, Gebet — daran wächst der Bedarf. Das ist Kirche für mich.
Ich sehe eine Kirche der Überzeugungen und Taten. Für Menschen, denen folgender Gedanke wichtig ist: „Die Kenntnis der Wissenschaft des Seins befähigt uns in größerem Maße, mit dem göttlichen Gemüt in Verbindung zu treten, Ereignisse, die das Wohl der ganzen Welt betreffen, vorherzusehen und vorherzusagen, göttlich inspiriert zu sein — ja, den Bereich des unbegrenzten Gemüts zu erreichen" (S. 84).
Eine Kirche mit Gottesdienst und Gebet, mit Heilungen und Heilern. Und vielleicht mit Ihnen?
