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Einwanderung und geistige Identität

Aus der März 2003-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Meine Eltern haben Anfang der sechziger Jahre Spanien verlassen und sind mit meinem Bruder und mir nach Frankreich umgezogen. Von Kindheit an hatte ich viel Mühe mich anzupassen — so wie meine ganze Familie, aber ich habe damals nicht groß darüber nachgedacht.

Seitdem habe ich Folgendes verstanden: Wenn man mit zwei Kulturen und zwei verschiedenen Sprachen aufwächst, muss man das innerlich verarbeiten. Dabei kommen folgende Fragen auf: „Was ist richtig? Was ist nicht richtig? Warum machen die das so? Zuhause ist das anders." Diese unbeantworteten Fragen führen manchmal zu Problemen, Zweifeln und Spannungen. Zwar kam ich in keine Extremsituation, aber die ungelösten Fragen vergrößerten meine Jugendprobleme. So hatte ich kein klares Verständnis von den Möglichkeiten, die die Gesellschaft anbot, und mein erster Schritt in die Geschäftswelt war erschwert.

Aber zu der Zeit fing ich auch an, die Sachen aus einem geistigeren Blickwinkel zu sehen und wurde mir bewusst, dass es außerhalb der menschlichen Begriffe ein höheres und vollkommeneres Zuhause gibt: ich fing an mir meiner geistigen Identität bewusst zu werden. Ich sah mehr und mehr ein, dass Gott alle mit einer Identität nach Seinem Gleichnis ausgestattet hat, wie das erste Buch Mose in der Bibel vermittelt. Diese Bewusstwerdung hat dazu geführt, dass ich jetzt Kulturen und Sprachen wie schöne Kleider sehe: sie sind interessant, farbig, sie bringen Verschiedenheit, aber keine Bedrohung oder Beschränkung.

In der Folge hat mir diese gedankliche Entwicklung ein multikulturelles Feingefühl für meine Mitmenschen gegeben, das ich dann einsetzen konnte. Etwa zehn Jahre lang habe ich die faszinierende Tätigkeit ausgeübt, Immigranten verschiedener Herkunft zu unterrichten. Ich hatte viel Respekt und Interesse für die Ausländer in unseren Kursen.

Es war mir eine konkrete Hilfe zu wissen, dass alle Menschen Brüder sind, tatsächlich Gott als Vater haben, und dass jeder mit Talenten ausgestattet ist, die Teil seiner geistigen Identität sind. Ich habe mich diesen Gedanken gewidmet und ich erinnere mich daran, dass im Französischunterricht oft eine freundliche Atmosphäre herrschte, wo Leute doch aus unterschiedlichen Milieus und verschiedenen Teilen der Welt wie Mali, Türkei und Nordafrika zusammenarbeiten. Ich spürte Gottes Gegenwart durch Freundschaften und die Freude, gemeinsam zu lernen.

Zur gleichen Zeit nahm ich an einer Hilfsorganisation Teil, die sich der Integrierung und der Verteidigung der Rechte von Immigranten widmet. Dabei wurden mir erst die Schwierigkeiten bewusst, die manche Immigranten erleben: Sie treffen die schmerzhafte Entscheidung auszuwandern, sie leiden an Heimweh und der Unsicherheit, wie es ihren Familienmitgliedern im Heimatland geht, sie müssen neue Arbeit und eine Wohnung finden, sie müssen versuchen, sich in einer völlig anderen Gesellschaft zu integrieren, sie begegnen keinem Mitgefühl sondern manchmal sogar Xenophobie, sie fühlen sich ausgeschlossen und wissen keinen Ausweg. Teenager erleben manchmal einen großen Orientierungsverlust und in manchen Fällen werden sie gewalttätig.

Ich wollte herausfinden, ob Spiritualität eine Antwort auf solche Probleme hat und diesen Menschen konkrete Lösungen bieten kann. Die Lösungen, die ich erlebte, haben mich davon überzeugt, dass die einzige umfassende Antwort im Verständnis von unserer geistigen Individualität und unserer Verbindung mit Gott liegt.

Die Frage nach der Identität ist für jeden Immigranten interessant. Die geistige Dimension der Identität jedes Einzelnen zu erkennen befriedigt völlig und beseitigt jedes Gefühl von Frustration. In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift sagt Mary Baker Eddy: „Identität ist die Widerspiegelung des Geistes, die Widerspiegelung in mannigfaltigen Formen des lebendigen Prinzips, Liebe" (S. 477).

Hier sind die Worte Geist, Prinzip und Liebe Synonyme für Gott. Wenn wir das verstehen, erhebt uns das über einen beschränkten und verhärteten Begriff von Kultur und wir sehen, dass wir unsere wahre Identität nicht verlieren können. Keine Kultur kann ändern, wer wir wirklich sind: die Widerspiegelung Gottes, die Widerspiegelung der Liebe. Sogar wenn man sich unverstanden, ausgestoßen oder beleidigt fühlt, kann sich jeder auf dieser Basis seines Werts bewusst bleiben.

Ein anderer wichtiger Punkt ist der des Status. Der Ausländer wird oft als Bürger zweiter Klasse betrachtet. Aber durch einen gedanklichen Lösungsansatz bei Problemen habe ich verstanden, dass niemand seinen Status oder seine Rechte einbüßen muss: Gott gibt nämlich allen unveräußerliche Rechte, wie Freiheit, das Recht auf Respekt und ein befriedigendes Leben. Unser permanenter Status als Kind Gottes ist eine geistige Tatsache, die sich nicht ändert. Wenn man das einmal erkannt hat, gibt uns das die Macht, die Situation zu ändern und Lösungen hervorzubringen.

Die Liebe Gottes wahrzunehmen, sich Seiner vollkommen guten Gegenwart bewusst zu sein — das gibt Sicherheit, tröstet und zeigt, dass Gott sich genauso um uns kümmert wie um unseren Nächsten. Gottes Liebe kennt keine Grenzen. Sie kennt keinen Ausländer. So gesehen wird das fremde Land vertrauter, freundlicher, hoffnungsvoller.

Ich habe in meinem eigenen Leben und in dem von anderen gesehen, dass diese geistigen Tatsachen konkrete Antworten liefern können, wie bei der Arbeits -oder Wohnungssuche. Jeder kann sich das Gute, das Gott jedem ständig gibt, aneignen.

Gebet macht uns dafür empfänglich, wie Gott die täglichen Bedürfnisse von Seinen Kindern stillt.

Als Bürger der Welt betrifft das Phänomen der Immigration im Wesentlichen uns alle. Wie unsere Situation auch sein mag, Gebet gibt uns eine Sicht auf die geistige Wirklichkeit, die umwandelt, hebt und Lösungen bringt. Wir alle haben es in der Hand, zum Guten, zum Frieden und zum Völkerverständnis beizutragen.

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