Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, um die vielseitigen Möglichkeiten um die Bibel zu erforschen aufzuzeigen. Die Zitate sind der Lutherbibel (revidierte Ausgabe 1984) entnommen.
Das Buch Rut
Das Buch Rut „erzählt die Geschichte einer mittellosen Witwe, die schließlich wieder heiratet und Mutter einer Königsfamilie wird. ...
Wegen einer Hungersnot ... verließen Elimelech, seine Frau Noomi und ihre Söhne ... Bethlehem und zogen nach Moab. Dort nahmen sie sich moabitische Frauen. ... Während der nächsten 10 Jahre starben alle drei Männer, und die beiden jungen Witwen waren kinderlos. In der von Männern dominierten Gesellschaft jener Zeit besaßen Frauen ohne Vater, Mann oder Sohn nur wenig Rechte und hatten es daher äußerst schwer.
Als Noomi erfuhr, dass in ihrer Heimat die Hungersnot vorbei war, wollte sie heimkehren; vielleicht hoffte sie, bei Verwandten unterzukommen. Sicher aber würden diese nicht alle drei Frauen aufnehmen können. Deshalb drängte sie ihre Schwiegertöchter, ... sich nach neuen Ehemännern umzusehen. ... Rut aber weigerte sich beharrlich, Noomi allein zu lassen. ...
Als die beiden Frauen Bethlehem erreichten, empfand die ganze Stadt tiefes Mitleid für Noomi, und zweifellos bewunderten alle Ruts Treue zu ihrer alternden Schwiegermutter. Dennoch bot ihnen niemand an, sie aufzunehmen.
Das Gesetz Mose erlaubte es den Armen, zur Erntezeit auf den Feldern die Ähren aufzulesen, die nach dem Schnitt liegen blieben. So beschloss Rut, weil die Ernte gerade begonnen hatte, die verbliebenen Ähren zu sammeln, und ging zufällig auf das Feld von Boas. Dieser Mann kannte ihre Geschichte, und es gefiel ihm, dass sie so viel für ihre Schwiegermutter getan hatte. ... Als Rut am ersten Tag mit einem viertel Zentner Getreide heimkehrte und Noomi berichtete, was geschehen war, sah diese darin eine göttliche Fügung. Denn Boas ... „ist mit uns verwandt. Er gehört zum Kreis derer, die uns nach dem Gesetz beistehen müssen”. ...
Noomi dachte sich für Rut einen Plan aus. Sie riet ihr, ... „Pass gut auf, wo er sich hinlegt, und wenn er schläft, schlüpfe am Fußende unter seine Decke. Er wird dir dann schon sagen, was du tun sollst.” So ungewöhnlich Ruts Tat auch war, sie scheint Boas nicht sonderlich beunruhigt zu haben. ... [Aber] er sagte Rut, er sei nicht ihr nächster Verwandter und könne sie nur heiraten, wenn der andere Verwandte, der das Vorrecht habe, darauf verzichten würde. So geschah es dann auch.
Nach der Heirat mit Boas bekam Rut einen Sohn, Obed, den Vater Isais und Großvater Davids. ... Als Nachfahre Obeds wird u. a. Jesus genannt, dessen Stammbaum im Matthäusevangelium (1. Kapitel) nur vier Frauen erwähnt, darunter auch Rut.” (MdB)
... liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten ... Und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft. (1. Kor 2:1, 4)
„Hier erinnert Paulus sich an seinen ersten Aufenthalt in Korinth ...
Er hat ganz schlicht zu ihnen gesprochen ... Erinnern wir uns daran, dass Paulus, bevor er nach Korinth kam, in Athen gewesen war. Dort hatte er ... versucht, den christlichen Glauben von der philosophischen Seite her anzugehen, hatte auf dem Areopag die Philosophen in ihrer eigenen Sprache angesprochen ... und ebendort war einer der wenigen Orte gewesen, an denen ihm der Erfolg versagt blieb. Es hat beinahe den Anschein, als hätte Paulus daraufhin zu sich selbst gesagt:, Nie wieder! Von nun an werde ich nur in aller Schlichtheit von Jesus sprechen ...’ Tatsächlich geht von dem unausgeschmückten Bericht des Lebens Jesu eine einzigartige Kraft aus, die die Herzen der Menschen bewegt. ...
[Paulus] kam nicht nur mit Worten, sondern mit Ergebnissen. Die Predigten des Paulus bewirkten, dass etwas geschah. Er selber sagt, seine Predigt habe sich als unwiderleglich wahr erwiesen. ... Worin besteht dieser Beweis? Darin dass sich das Leben der Menschen ändert. Etwas völlig Neues, etwas Keimtötendes, etwas Erfrischendes hatte Einzug gehalten in der verderbten Gesellschaft von Korinth. ... Gegen eine gewandelte Lebensführung lassen sich keine Beweise anführen. In unserer Schwachheit versuchen wir leider viel zu oft, Menschen zum christlichen Glauben zu überreden, statt ihnen durch unsere eigene Lebensführung zu zeigen, wer Christus ist.” (Barclay)
Und durch den Glauben an seinen [Jesu] Namen hat sein Name diesen, den ihr seht und kennt, stark gemacht; und der Glaube, der durch ihn gewirkt ist, hat diesem die Gesundheit gegeben vor euer aller Augen. (Apg 3:16)
„Das Gerücht von der wunderbaren Heilung [des Gelähmten] ist natürlich weitergegangen. ... ,Als Petrus das sah’, muss er reden. ...
Für die Auferweckung Jesu ,sind wir Zeugen’, sagt Petrus. Aber in gewisser Weise sind seine Hörer es nun auch. ... Es ist kennzeichnend, wie darum hier der mächtige, Name Jesu’ und der wirksame ,Glaube an seinen Namen’ in einem einzigen Satz scheinbar verwirrend ineinander verschlungen sind. Was hat dem Gelähmten ,diese vollkommene Gesundheit gegeben?’ Der Name Jesu oder der Glaube? Petrus bezeugt: nicht das eine oder das andere!, Objekt’ und, Subjekt’ sind hier unlöslich miteinander verflochten. ... Da die Hörer Zeugen dieses Geschehens sind, haben sie jetzt Jesus mit eigenen Augen lebendig am Werk gesehen.” (WStB)
Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. (Joh 5:16)
„ ... nun ist der Konflikt mit der einflussreichen Gruppe der Pharisäer da. ... Wir müssen dabei fragen: Hatten die Pharisäer nicht Recht? ... War nicht die Mahnung berechtigt, für solche Heilungen einen anderen Tag zu suchen und nicht den Sabbat durch sie zu brechen? ... Die Frage ist ernst, denn wir leben alle in geprägten Anschauungen, festen Traditionen, gültigen Verhaltensweisen. Wir können gar nicht anders leben. Darf der Einzelne alles dieses eigenmächtig missachten? Wohin führt das? Müssen nicht gerade ernste Hüter einer Gemeinschaft solchen Eigenmächtigkeiten widerstehen? Die Pharisäer tun es in leidenschaftlicher Weise. ...
Was hat Jesus in dieser Sache zu sagen? ... ,Er aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.’ Er ist nicht ein Einzelner, der sich die Freiheit der Missachtung alter Sitten oder gar der göttlichen Gebote anmaßt. Er handelt nicht nach Belieben. Seine Gegner verkennen ihn völlig, wenn sie ihm Eigenmächtigkeit vorwerfen. Niemand ist weniger eigenmächtig, niemand völliger gebunden als er, der der, Sohn’ ist, der in totalem Gehorsam dem Vater gehört. Aber wie kann er dann die Ruhe des Sabbat durchbrechen, die doch an Gottes, Ruhen’ am siebenten Schöpfungstag erinnert? ... Ist das nicht ein Widerspruch zur Schrift? Aber warum, ruhte’ Gott damals? Weil alle Werke, vollendet’ und alles, sehr gut’ war. Da konnte Gott, ruhen’. Aber dann kam der Sündenfall. Es begann das Elend der Welt ... Und nun hat Gott in ganz neuer Weise zu, wirken’ ... Jetzt ... ,wirkt’ Gott unablässig im Helfen und Heilen und Erretten, auch am Sabbat. ...” (WStB)
Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es! (Joh 1:46)
„Nathanael erhebt den gleichen Einwand, den auch andere bibelkundige Israeliten später vorbringen werden. ..., Kommt denn der Messias etwa aus Galiläa? Hat nicht die Schrift gesagt, Aus dem Samen Davids’ und, aus Bethlehem’, dem Dorf, wo David war„ kommt’ der Messias? Wo steht in der biblischen Weissagung etwas von Galiläa und gar von dem kleinen Flecken Nazareth als Herkunftsort des Messias? Auch bei Nathanael ist es gerade sein, biblisches Wissen’, das ihn gegen die Botschaft von Jesus, dem Sohn des Josephs aus Nazareth, misstrauisch macht. ... Nur eigenmächtige Anmaßung konnte einen Mann aus Nazareth dazu bringen, sich als Messias auszugeben. Was hatte er schon mitzubringen, was ihn befähigen konnte, die große Aufgabe des Messias zu erfüllen? ...
Philippus aber findet die einzige Antwort, die hier gegeben werden kann, und spricht sie kurz und schlagfertig aus: ,Komm und sieh!’ Er kann es tun, weil die volle eigene Überzeugung ihm die Freiheit zu solcher Antwort gibt. Gerade eine ganze Gewissheit macht uns frei von allem Ereifern, Beweisen und Diskutieren. Sie erlaubt uns die lockende Herzlichkeit, die in dem Wort des Philippus liegt. ... Über Wirklichkeiten entscheiden keine Theorien, kein vorgefasstes Denken, auch keines, das scheinbar biblisch begründet ist. Wirklichkeiten sollen gesehen und erfasst werden.” (WStB)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
MdB = Die Menschen der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel