Als sich auf meinem Gesicht ein kleiner Schönheitsfehler zeigte, machte mir das zunächst nicht viel aus. Aber als er dann größer wurde, fing ich zu beten an. Oft öffne ich die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy aufs Geratewohl, um dann mein Gebet auf eine bestimmte Stelle auszurichten, und eines Tages bemerkte ich folgende Frage: „Was sind die Motive für [dein] Gebet?” (S. 2) Meiner Meinung nach musste die Antwort lauten: „ ...um diese unansehnliche Stelle im Gesicht zu heilen”.
Aber war mein Motiv tatsächlich die Sorge, was andere wohl dachten? Hier war ich also — ich, die beruflich andere heilte, die ihren eigenen geistigen Fortschritt (oder den Mangel daran) als Christian Science Praktikerin täglich im Rampenlicht fand — und nun war ich eine „verletzte” christliche Heilerin. Dennoch setzte ich mein heilendes Gebet mit unverminderter Freude fort.
Eines Nachmittags bekam eine Stelle in Wissenschaft und Gesundheit besondere Bedeutung für mich: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewusst, dass Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie —, und der Körper wird keine Beschwerden äußern” (S. 14). Ich war fasziniert und inspiriert von dem Gedanken, dass nur ein Moment, in dem wir die Wahrheit in Bezug auf die göttliche Intelligenz — das Gemüt eines jeden von uns — verstehen, so machtvoll sein kann.
Nun, der Körper — schwerfällig und nicht-intelligent — konnte nichts „äußern” oder mir sagen, wie mein Zustand war oder nicht war. Der Körper reflektiert nur unseren Gedankenzustand. Aber ich konnte auf Gott hören, um meinen Zustand zu erkennen, weil Gott die Wahrheit ist. Engelsgedanken von Gott versicherten mir, dass Er Alles ist, dass Er gut ist und dass ich deshalb nichts zu befürchten hatte.
Während jener wenigen Augenblicke wurde mir Gott und Seine große Güte machtvoll bewusst. Als ich in meinem Gebet fortfuhr, war ich vollständig eingehüllt in meine Liebe zu Ihm. Es war eine wunderbare Sache und schenkte mir Ruhe. Ich entspannte mich und war ganz im Frieden. In diesem Moment war die physische Heilung eines Gewächses weit weniger wichtig für mich als meine Begegnung mit der beruhigenden, kostbaren Gegenwart Gottes.
Ich wusste, auch wenn die Heilung in meinem Gesicht noch nicht sichtbar war, war sie doch mental greifbar.
Als ich einige Tage später mit dem Fahrstuhl nach unten zur Eingangshalle unseres Apartmenthauses fuhr, traf ich einen Mann, der, wie sich herausstellte, Arzt war. Er sah mich an, bemerkte den Fleck in meinem Gesicht und fragte mich freundlich, aber bestimmt, ob ich etwas dagegen unternähme. „Hautkrebs muss sofort behandelt werden”, sagte er.
Einen Moment lang war ich sprachlos. Dann dankte ich ihm für seine Fürsorglichkeit und sagte, dass ich die beste Gesundheitsfürsorge erhalte, die ich kenne. Ich wollte noch mehr sagen, aber der Aufzug stoppte. Wir stiegen aus und trennten uns. Ich dachte: „Wie kann sich der gute Mann allein vom Hinschauen so sicher sein? Aber was, wenn er doch recht hat? Furchtsame Gedanken begannen an mir zu nagen.
Kurz danach las ich in Wissenschaft und Gesundheit, meinem Quellenbuch für geistiges Selbstbewusstsein, Folgendes: „Geistig aufgefasst ist Anatomie mentale Selbsterkenntnis und besteht im Zergliedern von Gedanken, um deren Qualität, Quantität und Ursprung zu entdecken. Sind die Gedanken göttlich oder menschlich? Das ist die wichtige Frage” (S. 462).
Ich fragte mich: „Wie ist die Qualität meiner Gedanken? Sind sie geistig oder persönlich? Liegt ihr Ursprung in Gott oder in Vermutungen?” Wenn ich mich für verwundbar hielt, basierten meine Gedanken nicht auf göttlicher Intelligenz, sondern auf menschlichen Vermutungen.
Mir wurde klar, wie verwundbar ich geworden war in Bezug auf bestimmte Bemerkungen und Verhaltensweisen von Leuten, mit denen ich jeden Tag zu tun hatte. Ich war überempfindlich gegen alles, was ich als kritisierend und voreingenommen mir gegenüber empfand. Mir war bewusst, dass dies hauptsächlich meine eigene Wahrnehmung war. Aber ich wusste auch, dass ich diejenige war, die für mein Denken verantwortlich ist. So begann ich um eine gründliche, geistige „Überholung” meines Denkens zu beten. Und von da an hörte ich auf speziell wegen des bösartigen Gewächses zu beten.
Für mich heißt Gebet Gott freudig zuzuhören; dem, was Er über mich weiß. Göttliche Intelligenz hebt die besten, die nützlichsten, geistigen Tatsachen meiner Erfahrung hervor, und Er zeigt mir, wie ich meine Gedanken und Gefühle einsichtig und klug bewältigen kann.
Zwei Zeilen eines Gedichts drücken treffend aus, was ich während dieser Zeit empfand: „Liebe und ich hatten das Zeug zu gewinnen, / wir zogen einen Kreis und schlossen den anderen mit ein.”
In dem Maße, wie ich einen Kreis der Liebe um alles zog, was ich tat, war ich fähig andere und mich selbst im größeren Kontext des Guten zu sehen, nämlich dass wir alle den einen Gott widerspiegeln, der Liebe ist.
Ich lernte meinen Nächsten und mich besser als Geschöpfe des gleichen Vater-Mutter zu verstehen, und Überempfindlichkeit gegenüber dem, was andere über mich dachten oder sagten, wurde durch Empfindsamkeit für unsere gemeinsame Spiritualität ersetzt. Mit dieser veränderten Gedankenhaltung wurden mein Selbstvertrauen und meine Stärke wiederhergestellt.
Die Heilung des Hautzustandes kam fast wie ein Nebenprodukt dazu. Die Verfärbung breitete sich nicht weiter aus und schließlich verschwand der Fleck. Das geschah vor mehr als sechs Jahren und die Heilung ist von Dauer.
Abgesehen von meiner tiefen Dankbarkeit für diese Heilung, bin ich besonders dankbar dafür, dass ich jetzt ein wenig mehr verstehe, was Jesus meinte, als er sagte: Ihr „werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen” (Joh 8:32). Die Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung offenbarte, dass ich von Natur aus frei war und bin.
Boston, USA
