Die Berliner Mauer trennte nicht nur West- und Ost-Berlin. Sie trennte West- und Ostdeutschland, sie trennte Regime, sie trennte Völker, Freunde, Familien. Aber sie konnte nicht die Herzen trennen, die sich nach Freiheit sehnten, konnte nicht die Wünsche und Hoffnungen unterdrücken, dass der Fortschritt einmal dazu führen würde, dass diese künstliche Trennung aufgehoben werden würde. Und im November 1989 fand dieses historische und tief bewegende Ereignis statt, dass Liebe, Frieden und gedanklicher Aufbruch so unwiderstehlich geworden waren, dass die Mauer fiel.
Heute steht im Ortsteil Prenzlau auf einem breiten Grünstreifen, der früher einmal ein Stück des Todesstreifens war und inzwischen ein Park geworden ist, die Sporthalle der Basketball-Mannschaft Alba Berlin. Und in dieser Halle fand vom 1.-3. Juni die Jahresversammlung der Mutterkirche statt. „Was macht denn die Mutterkirche in einer Sporthalle?” mögen Sie fragen. „Brücken bauen, wo einst die Mauer stand”, könnte man darauf mit einem Lächeln antworten.
Dieser Schritt, die Jahresversammlung in Berlin abzuhalten, hat in der Tat viele Brücken gebaut:
• zwischen Mitgliedern aus aller Welt
Über 3000 Menschen aus über 50 Ländern und 17 Sprachen waren gekommen. Während ich mit Freunden aus Hamburg sprach, drückte mir schnell jemand aus Italien die Hand und dann tippte mir eine liebe Bekannte aus Australien auf die Schulter. Aber nicht nur bestehende Freundschaften wurden aufgefrischt. Für viele war es eine historische Möglichkeit, neue Mitglieder aus anderen Ländern kennen zu lernen. Und es gab reichhaltigen und herzlichen Gedankenaustausch. Ich lernte interessante Menschen aus Kasachstan und Spanien, aus Finnland und der Türkei kennen.
• zwischen Mitgliedern und der Mutterkirche
Viele Europäer erklärten mir auf dem Treffen ganz offen, dass sie nie in der Lage gewesen wären, eine Jahresversammlung in Boston zu besuchen. Aber sobald sie erfahren hätten, dass die Mutterkirche sozusagen nach Berlin kommt, hätten sie sofort ihre Reise gebucht. Diese Geste der Mutterkirche, dorthin zu gehen, wo viele ernsthaft tätige Mitglieder sind, wurde sehr dankbar aufgenommen. Den Vorstand und Mitarbeiter der Mutterkirche „auf eigenem Boden” begrüßen zu können, bedeutete vielen sehr viel.
Auch der technische Aufwand war groß und wurde geschätzt. Ein Besucher kommentierte seine Dankbarkeit fast verblüfft: „Mensch, was ist denn hier los?? Hier funktioniert ja alles... Satelliten-Simultanschaltung zwischen Berlin und Boston — funktioniert. Parallel-Projektion auf zwei Bildschirmen — funktioniert. Kopfhörersystem mit Simultanübersetzung in 7 Sprachen — funktioniert auch!!”
Aber noch mehr als der technische Aufwand wurde natürlich die Arbeit dankbar geschätzt, die in die inhaltliche Vorbereitung geflossen war. (Mehr zum Inhalt der einzelnen Veranstaltungen im nächsten Monat.)
• zwischen der Mutterkirche und der Öffentlichkeit
Sowohl der Oberbürgermeister von Berlin, als auch der Botschafter der USA schrieben beide Begrüßungsbriefe, um sich bei der Mutterkirche für ihren Entschluss, nach Berlin zu kommen, zu bedanken. Die Veranstaltung war zeitlich zwischen den Ökumenischen Kirchentag (mit über 300 000 Besuchern) und die Veranstaltung der Pfingstlergemeinde eingebettet und bekam durchaus Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
• zwischen Mitgliedern und der Öffentlichkeit
Im Verlauf der dreitägigen Veranstaltung wurden immer wieder Beispiele aus ganz Europa präsentiert, die einen Einblick in den Zustand der jeweiligen Gesellschaft gaben. Es ist unübersehbar, dass das Interesse an Spiritualität keine amerikanische Entwicklung ist, sondern genauso in Europa stattfindet. Es handelt sich wirklich um eine Entwicklung im gesamten menschlichen Bewusstsein.
Es wurden Beispiele aufgeführt, wie Christian Science den Menschen, die nach geistigen Lösungen suchen, Antworten gibt und wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, auf die Bedürfnisse der Öffentlichkeit einzugehen. Mehr dazu nächsten Monat.
• zwischen dem Einzelnen und Christian Science
Hat die Jahresversammlung die einzelnen Besucher persönlich berührt? Eine Journalistin hat sich mir vorgestellt und nach ein paar Minuten Gespräch kam mir die Idee sie zu bitten, einen kurzen Bericht über ihre Eindrücke zu schreiben. Ihre Reaktion: „Ich soll was über mein Erlebnis mit der Jahresversammlung schreiben? Das ist interessant, dass Sie danach fragen. Ich habe nämlich gestern hier beim Singen eines Liedes eine spontane Heilung von einem langzeitigen Problem mit Verstopfung in meiner Nase erlebt. Ich konnte wieder frei singen!”
Erinnerungen an die inspirierende Hingabe vieler treuer Christlicher Wissenschaftler in Ostdeutschland, die über Jahrzehnte hinweg mutig ihre Liebe und Treue zu Christian Science lebten. Eine Gesprächsrunde mit einem ehemaligen Staatssekretär der DDR, der für die offizielle Anerkennung von Christian Science, wenige Tage vor dem Fall der Mauer, verantwortlich war. Eine bewegende Präsentation des Lebens von Mary Baker Eddy und ihrem Weg mit Wissenschaft und Gesundheit. Programme für Kinder und Jugendliche, von denen sogar die Eltern begeistert waren. Das abschließende Konzert, das viele von den Sitzen riss und veranlasste, spontan zwischen den Stuhlreihen zu tanzen. Es war ein besonderer Geist, der die Menschen vereinte und neu inspirierte.
Lesen Sie nächsten Monat ausführlich darüber.