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Gerechtigkeit für alle

Aus der August 2003-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie umfassend ist Ihr Sinn für Gerechtigkeit? Ist er groß genug um die ganze Welt darin einzuschließen? Auf einem Planeten mit mehr als 6 Milliarden Menschen ist das ein bisschen viel verlangt. Unsere Erde ist eine riesige bunte Mischung aus Kulturen, Sprachen, Religionen und sozialen Belangen. Und innerhalb dieses unübersichtlichen Feldes von Werten und Gewohnheiten gibt es unzählige feinere Varianten, die aus der jeweiligen persönlichen Geschichte resultieren, ihrem einzigartigen familiären Hintergrung und ihren persönlichen Umständen.

Von diesen ganzen Unterschieden einmal abgesehen, teilen alle diese Menschen jedoch den Wunsch nach Gerechtigkeit — Gerechtigkeit für sich selber und Gerechtigkeit für die, die ihnen am Herzen liegen. Aber ihre Vorstellung von dem, was gerecht ist, kann meilenweit auseinander liegen — manchmal sogar obwohl sie Nachbarn sind.

Kriege, Rebellion, Terrorakte, Bürgeraufstände und unzählige andere Formen der Gewalt brechen immer dann hervor, wenn die Meinungen der Menschen in Bezug auf gerechte Lösungen aufeinanderprallen. Im Nahen Osten zum Beispiel führen unterschiedliche Meinungen darüber, was jeweils für die Palästinenser und die Israelis gerecht ist oder nicht, zu einem Teufelskreis von selbstmörderischen Bombenattacken und militärischen Vergeltungsmaßnahmen.

Überall auf der Welt mögen die individuellen Ansprüche auf Gerechtigkeit, die durch die eigenen Werte und Ansichten geformt werden, was einen selber betrifft, sinnvoll erscheinen. Aber diese Ansprüche auf andere zu übertragen kann für diese eine große Ungerechtigkeit bedeuten.

Ich bemerkte dieses Paradoxon erst kürzlich, als ich einen Artikel im Christian Science Monitor las. Es war ein Interview mit einer Familie aus Bagdad — fürsorgliche, gebildete Leute, die ihre zwei Söhne auf die Hochschule schickten und die versuchten, an ihrem Sinn des Lebens festzuhalten, obwohl sie wussten, dass ein massiver amerikanischer Angriff ihr Heim und ihr Leben zerstören konnte.

Mit anzusehen, wie sie kurz vor einer Katastrophe standen, gab mir das Gefühl, dass ich glücklicher gewesen wäre, wenn ich diese Geschichte nicht gelesen hätte — wenn ich die amerikanische Politik nicht aus der Sicht derjenigen gesehen hätte, die ihre Auswirkungen direkt zu spüren bekommen. Aber ich erinnerte mich auch daran, wie oft es der Monitor mir schon ermöglicht hatte Gerechtigkeit durch die Augen anderer zu sehen, Leuten wie Israelis, Palästinenser, Generäle, Streetworker, Iraker, Europäer, Amerikaner, Russen, Chinesen, Kirchenbeamte, Bauern, Muslime, Juden, Christen, Hindus und vielen viele andere.

Wie bequem ist es doch, bei seinen engstirnigen Ansichten zu bleiben. Und wie aufwühlend kann es oft sein, die Meinung eines anderen zuzulassen. Es kann sogar ein Durcheinander hervorrufen, weil eine erweiterte Sicht oft deutlich macht, dass die einfachsten Lösungen eben nicht unbedingt die besten sind. Um diesen Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, kapseln sich viele Leute von abweichenden Ansichten ab und verbringen ihre Zeit nur mit solchen Leuten, die ihre Meinung teilen.

Es gibt im Leben so viele verschiedene Betrachtungsweisen und sie können sich gewaltig von den eigenen unterscheiden. Doch welche Perspektive würde Gott haben?

Die Bibel sagt, Gott schuf jeden Menschen nach Seinem Bilde (1. Mose 1:27) und sie sagt, Gott Liebe ist (1. Joh 4:16). Da die göttliche Liebe jedes Individuum geschaffen hat, kann sie sich nicht auf die Seite einer Person oder Gruppe, auf Kosten einer anderen, stellen. Die Lösungen Gottes schließen alle Ansichten von Gerechtigkeit ein und bringen Ergebnisse, die für alle gerecht und für niemanden ungerecht sind — geradeso wie die Kombination der unterschiedlichen Farben des Lichts reines Weiß ergibt.

Wenn jemand die Farbpallette seines Denkens öffnet, um einen Konflikt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, lässt dies Licht in einer weiteren Farbe, einen neuen Aspekt, ein. Und das bringt den Menschen einen Schritt näher zu Gott. Dies wiederum führt oft dazu, dass man alte ehemalige Lösungen als ungerecht und unangemessen ansieht, neues Verständnis gewinnt und neue Arten von Lösungsmöglichkeiten erkennt, die beide Auffassungen von Gerechtigkeit in Einklang bringen.

Wie man mit diesem neuen Wissen umgeht, wenn man eine Ahnung von diesen neuen Betrachtungsweisen bekommen hat, entscheidet jeder selber. Aber diejenigen, die ihr Denken den erweiterten Ansichten öffnen, werden erstens besser ausgerüstet sein und zweitens klarer erkennen, wie sie in irgendeiner Weise aktiv werden können, entweder auf dem Gebiet des Gebets, der Menschenliebe, als Fürsprecher, in der Politik oder in anderen passenden Bereichen.

Das Gebet bietet die einzigartige Möglichkeit sich über die engen menschlichen Ansichten von Gerechtigkeit zu Gottes allumfassender Sicht zu erheben. Und das reine universale Licht Seiner unteilbaren Liebe wird von Seiner unendlichen Kraft begleitet. Wenn Gebet diese Kombination der alles entfaltenden göttlichen Liebe und der unendlichen göttlichen Kraft in den Mittelpunkt stellt, wird es offensichtlich, dass sich unvermittelt Lösungen auftun, die nichts mit menschlichem Willen und menschlicher Weisheit zu tun haben.

Diese Erkenntnis bringt Seelenfrieden. Und in einer Weise, die nur Gebet bewirken kann, kann sie einen positiven Beitrag zum Frieden für die ganze Menschheit leisten. In dem Maße, wie wir uns bewusst werden, dass die göttliche Vater-Mutter Liebe unablässig Gerechtigkeit für alle bewirkt, wachsen wir zu dem Verständnis heran, dass in der Tat alle Dinge möglich sind.

Dieses Gast-Editorial ist von Stephen Gray. Er ist geschäftsführender Verleger des Christian Science Monitor.

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