Wir wissen, dass, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht, sondern wer von Gott geboren ist, den bewahrt er, und der Böse tastet ihn nicht an. (1. Joh 5:18)
„Christen sind befreit von der Macht der Sünde. Was ist damit gemeint? Keineswegs dies, dass Christen nicht mehr sündigen; wohl aber, dass sie nicht mehr der Sünde ausgeliefert sind. Der Unterschied ist folgender. Die heidnische Welt war sich ihres sittlichen Verfalls durchaus bewusst, sie kannte ihre Schwäche, glaubte aber, dass es keinen Ausweg für sie gebe. Seneca spricht von, unserer Schwäche dort, wo wir stark sein sollten'. Er sagt, wohl seien den Menschen ihre Sünden zuwider, aber dennoch könnten sie nicht davon lassen. Wahre Christen dagegen werden die Schlacht niemals verlieren, denn obwohl auch sie sündigen, da sie Menschen sind, werden sie doch nicht in gleicher Weise wie die Heiden dem Bewusstsein des völligen sittlichen Versagens ausgeliefert bleiben. Und das ist der Grund, weshalb Christen letztlich unüberwindlich sind: Wer von Gott geboren ist, den bewahrt er. Dazu heißt es in einem englischen Kommentar:, Christen haben nicht nur eifrige Feinde, sondern vor allem einem wachsamen Beschützer.' Heiden sind Menschen, die sich von der Sünde besiegen lassen und ihre Niederlage hinnehmen, Christen dagegen werden, auch wenn sie sündigen, darin niemals eine endgültige Niederlage sehen. Jemand hat einmal gesagt:, Fromm sein heißt nicht, dass wir niemals sündigen, wohl aber, dass wir uns jedes Mal, wenn wir fallen, wieder aufrichten und weitergehen.' " (Barclay)
Adam
„Das 1. Buch Mose, auch Genesis genannt, enthält zwei Versionen von der Erschaffung Adams, des ersten Menschen. Das erste Kapitel berichtet, wie Gott am sechsten Tag einen Mann und eine Frau, nach seinem Bild' (1 Mose 1,27) schuf, sie segnete und zu ihnen sagte:, Vermehrt euch! Breitet euch über die Erde aus und nehmt sie in Besitz! ... Auch schuf Gott für alle Kreaturen, die Menschen eingeschlossen, ausreichend Nahrung. So begann der Lauf der Welt in vollkommener Harmonie und Ausgewogenheit, ohne den harten Kampf ums Überleben.
Dem zweiten Kapitel zufolge, das offenbar auf eine andere mündliche Überlieferung zurückgeht, war die Erschaffung von Himmel und Erde noch nicht angeschlossen, als Gott den ersten Menschen schuf. Er nahm etwas Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm, den Lebenshauch' in die Nase (1 Mose 2,7). Möglicherweise geht der Name Adam auf das hebräische Wort für Erde — adamah — zurück oder auf deren Farbe, nämlich adom, rot. ...
Schon bald ließ sich Eva aber durch die Schlange verführen und verstieß gegen das Verbot Gottes: sie nahm eine Frucht von dem verbotenen, Baum in der Mitte des Gartens' (1 Mose 3,2) und teilte sie mit Adam. Plötzlich wurde den beiden zum erstenmal bewusst, dass sie nackt waren. ...
Als Gott sah, dass sie sich schämten, wusste er, dass sie gegen sein Verbot verstoßen hatten. Seine Strafe war hart und traf nicht nur Adam und Eva, sondern alle Menschen, die nach ihnen folgen sollten. Von nun an mussten alle Frauen ihre Kinder unter Schmerzen zur Welt bringen und ihrem Ehemann untertan sein. Das Los des Mannes war, durch harte Arbeit den Acker zu bestellen, den Gott karg und voll Dornen und Disteln gemacht hatte. Die bitterste Strafe aber bestand darin, dass sie von nun an sterblich waren." (MdB)
[Jesus] kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, so dass sie sich entsetzten und fragten: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Taten? Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? (Mt 13:54,55)
„Nichts war natürlicher, als dass Jesus irgendwann auch Nazareth, wo er aufgewachsen war, besuchte. Trotzdem bewies er Mut, indem er es tat. ... In den Synagogen gab es niemanden, der ständig zu den Menschen sprach. Auch vornehme Fremde konnten vom Vorsteher der Synagoge zum Sprechen aufgefordert werden. Ebenso durfte jeder, der glaubte, etwas sagen zu müssen, dies tun. Und so bestand auch keine Gefahr, dass man Jesus die Gelegenheit, zu sprechen, verweigerte. Doch mit dem, was er sagte, begegnete er Ablehnung, Feindschaft und stieß auf Unglauben, weil sie seinen Vater, seine Mutter und seine Geschwister kannten. Sie konnten nicht begreifen, dass jemand, der unter ihnen gelebt hatte und den sie gekannt hatten, so zu sprechen vermochte, wie Jesus es tat. Wie so oft, galt auch hier der Prophet nichts in seinem Vaterlande, und sie errichteten durch ihr Verhalten eine Schranke, die es Jesus unmöglich machte, sie in irgendeiner Weise zu beeinflussen.
Die darin enthaltene Lehre besagt, dass bei jedem Gottesdienst die Gemeinde mindestens ebensoviel dazu beiträgt, dass die Predigt wirksam wird, wie der Pfarrer selbst. Es kommt auf den Geist der Gemeinde an, ob zwischen ihr und dem Wort Gottes eine Schranke errichtet wird, die auch der Pfarrer nicht zu durchdringen vermag, oder ob sie voller Erwartung zum Gottesdienst kommen ...
Weiter lehrt uns das Gleichnis, dass wir die Menschen nicht nach ihrer Herkunft und ihrer Familie, sondern nur danach beurteilen sollen, wie sie selbst sind. Auch die beste Botschaft erreicht die Menschen, für die sie bestimmt ist, nicht, wenn die Menschen so voreingenommen gegen den Sendboten dieser Botschaft sind, dass diese von vornherein auf unfruchtbaren Boden fällt." (Barclay)
Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. (Ps 23:3)
„Dieser Psalm [atmet] die große Geborgenheit, die dem geschenkt wird, den Gott gerettet hat. ... David [ist] nach wie vor von Widersachern umstellt. ...
Darum wendet sich David entschlossen zu Gott und beginnt sein Vertrauensgebet mit dem Bekenntnis: Jahwe ist mein Hirte. ... Obwohl Saul hinter ihm herjagt, fühlt sich David von Gott geleitet zu ruhigen Wassern; das, sind die stillen, aufgestauten Tränken, an denen das Vieh sich ohne Hast laben kann'. ... Versorgung durch Gott ist darum mehr als bloße Speisung und Tränkung, sondern Meine Seele erquickt er. Gott lässt den Gejagten zu sich selbst kommen (so wörtl.), weil er selbst ihn leitet. Die Erquickung, die von Gott kommt, macht einen Menschen nicht bloß satt und zufrieden, sie macht ihn fähig zu neuer Bewegung. Gott stärkt den, der bei ihm zur Ruhe kommt, damit er ihn führt auf [rechter Straße]. Was heißt das? David als Verfolgter und Umstrittener darf nicht die Praktiken und Maßstäbe seiner Herausforderer übernehmen. Er bedarf der ständigen Kurskorrektur, der Einweisung in Gottes Maßstäbe, eben des richtigen Weges. Gott führt seinen Knecht nicht um dessen herausragender Frömmigkeit, sondern um meines Namens willen,, damit auf seinen Namen keine Schande falle' ... Die Ehre Gottes gebietet es diesem, dass er seinen Erwählten rettet und ihn nach der Rettung weiter führt. Denn Gott will sich auf dem Wege, unterwegs mit seinen Erwählten, verherrlichen." (WStB)
Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch. (Jak 4:8)
„Ist dieser Satz so zu verstehen, dass Gottes Nähe von unserem Nahen abhängt bzw. unser Nahekommen Gott erst nahe bringt? Das wäre ein Missverständnis. Die Aufforderung des Jakobus beruht nicht auf einem Ursache-Wirkung-Zusammenhang, sondern ist eine Verheißung. Nicht unser Nahen macht Gott nah, sondern unser Nahen steht unter der Verheißung der Gottesnähe. Jakobus stellt das Nachen des Menschen unter die Verheißung: Es ist nicht vergeblich, wenn du dich Gott naht; er wird sich dir nahen! ...
Die Ferne Gottes ist unsere Gottesferne. Wir haben uns von ihm entfernt; er ist uns nahe geblieben (vgl. Apg 17,27). Die Ferne zu Gott verschwindet in dem Maße, wie wir umkehren und uns auf den Weg zu ihm machen die beste Illustration für das, was Jakobus hier meint, finden wir im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11ff). In der Ferne von Gott kehrt der verlorene Sohn um, und als er sich dem Vaterhaus nähert, läuft ihm der Vater entgegen. Er hat immer schon auf ihn gewartet und seinen Sohn nicht aufgegeben. Der Zielgedanke des Gleichnisses ist identisch mit dem, was Jakobus sagt ... Das, Nahen zu Gott' ist kein Weg nach oben, kein Emporsteigen, kein Aufschwingen der Seele zu Höherem; es meint vielmehr dasselbe wie, Umkehren'„ Buße tun.' " (Barclay)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
MdB = Die Menschen der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel
