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99 Schafe reichen doch auch!

Aus der Januar 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wegen eines Schafes rennt der Hirte los (im Gleichnis aus der Bibel Lk 15), um es zurückzuholen, dabei hat er noch 99 andere! Wie viele wären froh, wenn sie wenigstens die hätten!

Wie viele Betriebe wären überglücklich und kämen sofort aus allen roten Zahlen, wenn sie sage und schreibe nur 1% Verschleiß oder Schwund hätten! Seit 2000 Jahren schleppen wir dieses 100. Schaf mit uns herum. Wird das nicht allmählich kleinlich, rechthaberisch? Oder gar leichtsinnig, rücksichtslos und gewinnsüchtig?

Aber wenn Sie nun dieses bewusste 100. Schaf wären? Wer sagt denn, dass Jesus hier als geschäftstüchtiger Besitzer denkt? Fragt niemand, wie sich das Schaf fühlen würde in der erschreckenden Einsicht, von seinem Hirten aufgegeben worden zu sein? Jesus lässt uns das Göttliche gerade auch »von unten«, aus der Sicht eines bedrängten, furchtsamen, sehnsüchtigen Geschöpfes erleben.

Nein, Gottes Reich ist kein Geschäftsunternehmen, vorbildlich mit nur einem Hundertstel Ausschussware. Da herrscht eine solchem Geschäftsdenken schier unfassbare Vollkommenheit, eine Vernetzung aller mit allen, in der kein einziges Glied ausfallen kann und soll. Denn das 100. Schaf könnte ja eigentlich jeder sein. Sie oder ich. Wenn eines fallengelassen würde, wäre überhaupt kein Verlass mehr auf unsern »Chef«. Der kann und will aber auf keinen verzichten!

Aber wenn Sie nun dieses bewusste 100. Schaf wären?

Mary Baker Eddy zeigt dies anschaulich: »Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und der Mensch, Vater und Sohn, eins im Wesen.« (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift S. 361)

Der Wassertropfen gehört untrennbar zum Ozean, der Lichtstrahl zur Sonne. Keine Chance für Ausfall, Verschleiß oder Verlust. Wir sind nicht nur in Gottes Reich, sondern wir sind Gottes Reich(tum), nicht der Verlust. Gott kann doch nicht sich selbst verlieren. Damit wird jeder Gedanke an Verschleiß, d.h. dein oder mein Verlorensein, ein Widerspruch in sich selbst.

Jesus bringt mit diesem Gleichnis in das Denken des Altertums, wo sich die Juden und noch mehr alle anderen Völker ringsherum schrecklich vor göttlichem Zorn fürchteten, ein ganz neues Bewusstsein, nämlich die Überzeugung von der Geborgenheit ausnahmslos jedes Einzelnen in göttlicher Güte, Gnade, Liebe. Damit sind alle bisherigen Gesetze aufgehoben. Nein – erfüllt!

Jeder Einzelne ist Sein Kind, ganz einmalig und zärtlich geliebt.

Mt 5:17 kann man auch so übersetzen: »Kommt nicht auf den Gedanken, dass ich gekommen wäre, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen (in Einzelteile zu vernichten). Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu er-füllen (voll zu machen, zu er-gänz-en, zu ver-vollständig-en)!« Das bisher über Gott Erkannte war richtig, weshalb es nicht aufgelöst werden darf, aber jetzt wird es erst voll-ständig! Das Einmaleins der Mathematik ist richtig. Die höhere Mathematik löst es nicht auf. Aber sie bleibt auch nicht beim Einmaleins stecken!

Jesus entdeckte über das mosaische Gesetz hinaus das gesamte, das vollständige Weltgesetz. Seine so genannten Wundertaten sind der Beweis für die Richtigkeit dieser ganz neuen Sicht. Über das bisher Erkannte hinaus kündet und beweist Jesus wie kein anderer Denker der Menschheit, dass Gott Liebe ist (1. Joh 4:16) und für jedes Geschöpf sorgt.

Manche Glaubensrichtungen überschlagen sich beinahe in lauter Geboten, was man alles für die Götter tun müsse. Den armen Gläubigen könnte vor lauter Gottesdiensten und Strafandrohungen geradezu die Lebensfreude vergehen! Jesus macht uns jedoch in seiner Frohen Botschaft erlebbar, was Gott für uns tut. Er ist es, der uns liebt! Was im alten Bund des Volkes Israel mit Gott noch wie eine zage Hoffnung erscheint, macht Jesus im Neuen Testament an vielen Beispielen zum Haupterlebnis, zur Gewissheit. Im Johannesevangelium steht das so: »Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit (griech.: Unverborgenheit, d.h. der Blick durch den Schleier) ist durch Jesus Christus geworden« (ins Sein getreten) (Joh 1:17). Das weist auf die Er-füllung des Gesetzes, das Aus-füllen mit Liebe hin. »Darin besteht die Liebe; nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat ...« (1. Joh 4:10) Mary Baker Eddy kann nicht anders, als hier von Zärtlichkeit zu sprechen: »Vater-Mutter ist der Name für die Gottheit, der ihr zärtliches Verhältnis zu ihrer geistigen Schöpfung andeutet.« (Wissenschaft und Gesundheit S. 332)

Jeder Einzelne ist Sein Kind, ganz einmalig und zärtlich geliebt. In Gottes Reich wird uns alle Güte, Gnade, Liebe angeboten. Den trotzdem in Schwierigkeiten sich Abmühenden sagt Jakobus: »Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.« (Jak 4:2) Weil ihr das Gute nicht »abruft«, hieße das in der heutigen Geschäftssprache. Was nützt ein unbeachtetes Guthaben, das keiner nutzt? Rufen wir es ab! Nutzen wir das Guthaben, das Gute, das wir haben, bevor es verfällt, verkümmert.

Das 100. Schaf bedeutet: Gerade auf dich wird in Gottes Reich größter Wert gelegt.

Und dieses Reich ist hier.
Dieses Reich sind wir.
Du bist innig geliebt.
99 Schafe reichen nicht!

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