Herr Grönemeyer, woran krankt unser deutsches Gesundheitssystem?
Überverwaltung, ständig neue Vorschriften und Formulare, überschießende Bürokratie. Deshalb haben wir Ärzte auch immer weniger Zeit für unsere Patienten. Dazu kommt der Dogmatismus der Lobbys.
Und die »Kostenexplosion«?
Wir sollten nicht immer nur über Kosten reden. Zunächst geht es doch darum, inhaltlich zu diskutieren, welche Medizin wir wollen. Wenn die medizinischen Fragen beantwortet sind, kann es sein, dass wir sogar mehr Geld ins System stecken müssen. Falls die Gesellschaft das will, um fit zu bleiben für ein immer längeres Leben, müssen wir uns dieser Frage stellen.
Aber wollen die Menschen das denn bezahlen?
Ich glaube, dass heute schon viel Geld für additive, naturheilkundliche Mittel ausgegeben wird. Das geschieht aber häufig unbewusst. Da ist noch Luft drin. Entlastung könnte auch mehr Wettbewerb bringen. Die Kassen sollten zu Versicherungen werder und sich selbst an Innovationen beteiligen, Geld verdienen, neue Töpfe aufmachen.
Was würden Sie als Gesundheitsminister zuerst tun?
Die Frage stellt sich so ja gar nicht und ließe sich auch nicht in einem Satz beantworten ... Entscheidend ist meines Erachtens, dass ein neues Querschnittsministerium für Gesundheitswirtschaft geschaffen wird ... Medizin und Medizintechnik sind eine der größten Wachstumsbranchen mit unglaublich viel Potenzial. Es ist kein Widerspruch, eine hochwertige, menschenzentrierte Medizin zu machen, auf der anderen Seite auf neue Arbeitsplätze, Forschung und Wirtschaftskraft durch Medizin zu setzen.
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von topicpress, Düsseldorf (ets)
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