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Mary Baker Eddy Bibliothek

Mary Baker Eddy — ein Leben lang geschrieben

Teil 2

Aus der Januar 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mütterlicher Stil

In den Jahren um 1880 trat Mary Baker Eddy als Führerin einer wachsenden religiösen Bewegung in Erscheinung. Etwa zu diesem Zeitpunkt erschien ein weiterer Stil in ihren Schriften, die ziemlich sicher mit den Ereignissen ihres Lebens zusammenhingen. In ihrer liebevollen, familiären Korrespondenz mit Schülern und Freunden nahm sie die Rolle der »Mutter« an und machte sich einen warmen, mütterlichen Briefschreibstil zu Eigen, indem sie ihre Briefe oft an »Mein geliebtes Kind« adressierte und mit »Mutter« unterschrieb.

Für sie an der Spitze der Christian Science Bewegung war es sicherlich sinnvoll, zur »Mutter« zu werden für ihre Anhänger, ihre »Söhne« und »Töchter«. Indem sie eine Eltern-Kind-Beziehung aufbauten, schufen Eddy und ihre Kirchenmitglieder eine Kräftedynamik, die sie zu einer annehmbareren Führerin machte, insbesondere für einige Männer. Im späten 19. Jahrhundert mag es einfacher gewesen sein, einer »Mutter« zu folgen als einer Führerin oder gar »nur« einer Frau.

Wenn Eddy ihren eng vertrauten Anhängern schrieb, benutzte sie oft zärtliche Ausdrücke, wie es viele Frauen ihres Standes taten. Auch wenn dieser Stil dem ähnlich ist, den sie verwendete, als sie in früheren Jahren an ihre Freunde Briefe schrieb, so versetzte sie sich nun in die Rolle einer Mutter – es war nicht länger eine gleichwertige Beziehung. Es ist außerdem bedeutsam, dass sie sowohl Männer wie Frauen in ihren Freundeskreis aufnahm. Während dieser späteren Jahre waren Eddys persönliche Beziehungen fast immer mit ihrer Position als geistige Führerin verflochten. Somit sorgte der Schreibstil einer Eltern-Kind-Beziehung für den richtigen Ton, um persönliche Intimität und eine spirituelle Fürsorge miteinander zu verbinden.

Der folgende Brief an Camilla Hanna ist ein gutes Beispiel für diesen Schreibstil:

Meine geliebte Camilla

Dein Brief ist lieblicher als die Salbe von Tausend Blumen ... Deine Mutter einmal im Jahr zu besuchen ist für Dich und mich in Christian Science unerlässlich. Hat nicht die Christusliebe mitten in den furchtbaren Schmerzen des Kreuzes mit Fürsorge für eine Mutter herabgeblickt und ihre Fürsorge anderen anbefohlen? Ich kann nie genug betonen, wie sehr ich die Liebe eines Kindes für seine Mutter schätze. Möge unser eigener Vater-Mutter im Geist Dich auf dem Weg hinwärts führen und segnen.

Übermittle Deiner Mutter meine innige Zuneigung und richte ihr aus, dass wir ihr viel für ihr stilles Opfer schulden, uns die Hilfe ihrer Tochter zu leihen; und Gott wird sie unter jeder Last tragen und trösten und ihre Erfahrung reichlich belohnen. Mit Liebe für Dich und Deinen Mann bin ich Eure Israelitische Mutter

Mit lieben Grüßen M B Eddy M. B. Eddy an C. Hanna, 8. März 1896, Ausgehende Korrespondenz/Outgoing Correspondence von Mary Baker Eddy (im Folgenden zitiert als OC) L05136.

Hier bestätigt Eddy Hannas Beziehung zu ihrer eigenen biologischen Mutter. Zugleich betont Eddy die machtvolle geistige Mutter-Kind-Beziehung, die zwischen Camilla Hanna und ihr als »Israelitischer Mutter« bestand.

Sie baute ähnliche Beziehungen zu einigen ihrer männlichen Anhänger auf. An Thomas W. Hatten schrieb sie 1893:

Mein lieber Schüler,

Deine liebenswürdige Botschaft war eine süße Darbringung an meine Freundschaft und Liebe. Ja, mit feierlicher Freude nehme ich die Empfindung entgegen, die Du ausgedrückt hast. Oh! möge ich für wert befunden werden, den Platz einer Mutter in jedweder Bedeutung dieses Wortes einzunehmen. Wende Dich an mich um Hilfe, wenn Du sie brauchst, und wenn ich Dir von der schlummernden Fähigkeit sage, die ich in Dir wahrnehme, und sie dann in den Vordergrund dränge, vergiss bitte nicht, dass ehedem Maria dies tat, und auch, dass Deine eigene liebende Mutter sich darüber freuen würde, und ihr Wunsch ist nicht verloren, auch wenn wir sie im Reich einer höheren Erfahrung aus den Augen verloren haben.

Ich verabschiede mich für diesmal
In Liebe Deine Mutter
M B G Eddy M. B. Eddy an T.W. Hatten, 13. Mai 1893, OC L10917.

Wenn Eddy auch nie aufhörte, in ihrem mütterlichen Stil zu schreiben, nahm sie später davon Abstand, das Mutter-Kind-Modell öffentlich zu gebrauchen. Diese Entscheidung wurde größtenteils durch die Kritik Mark Twains über die Benutzung des Titels »Mutter« veranlasst, den Christliche Wissenschaftler für Eddy benutzten. Er schrieb 1903 in einem Artikel eines Magazins, dass »bereits ihre Armee von Jüngern von ihr ehrfurchtsvoll als Unsere Mutter spricht. Wie lange wird es noch dauern, bis sie sie auf den Stufen des Throns neben die Jungfrau platzieren – und dann noch eine Stufe höher?« M. Twain, Christian Science, 1907, S. 47. Als Antwort auf Twains Bemerkungen schrieb Eddy in einem Brief, der im New York Herald vom 17. Januar 1903 veröffentlicht wurde: »Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass ich die Schüler, die mir zuerst den zärtlichen Namen Mutter gaben, gebeten habe, mich nicht so zu nennen. Ohne meine Einwilligung jedoch verbreitete sich der Gebrauch dieses Wortes wie Lauffeuer. Ich betrachte den Namen immer noch als nicht auf mich anwendbar. Meine Beziehung zu diesem Jahrhundert ist die einer christlichen Entdeckerin, Gründerin und Führerin. Ich betrachte Selbstvergötterung als gotteslästerlich.« Interessanterweise bezieht sich Twain nicht auf die Gefühlsbetontheit dieses Begriffs, sondern auf dessen abgöttische Zusammenhänge.

Administrativer Stil

Die zunehmende Klarstellung in Mary Baker Eddys Schriften über Christian Science (wie in den Abschnitten über ihren geistigen Stil beschrieben), ist parallel in ihren späteren Briefen an Kirchenbeamte zu finden, die musterhaft für eine prägnante, aktive Geschäftskorrespondenz sind. Um 1890 enthüllen diese Briefsendungen eine unübliche Direktheit – vielleicht Eddys größerer Erfahrung als Autorin zuzuschreiben, vielleicht aus dem Vertrauen in ihre geistigen Botschaften resultierend. Sie enthüllen ihr starkes Interesse an einer großen Vielfalt an Kirchenangelegenheiten.

Im September 1893 schrieb sie zum Beispiel an die Direktoren der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston (auszugsweise):

»Verzögern Sie es keinen weiteren Tag, den Grundstein unserer Kirche zu legen, die Jahreszeit wird sich Ihnen vielleicht in den Weg stellen und der Frost die Arbeit behindern. Gott ist mit Ihnen, setzen Sie den ersten Spatenstich am 1. Oktober 1893 und kündigen Sie in der nächsten Ausgabe des Journals an, dass Sie begonnen haben, Seinen Tempel zu bauen, einen Tempel um die göttliche Liebe, den lebendigen Gott, anzubeten und ihr zu dienen.« M. B. Eddy an den Christian Science Vorstand, 29. September 1893, OC L00053.

Die Einfachheit in Eddys administrativer Sprache täuscht über die Anstrengung hinweg, die oft in ihre Entscheidungen einging. Ihre organisatorische Arbeit, so wie all ihre Lebenstätigkeiten, resultierten aus einem geistigen Scharfblick – und den richtigen Weg zu entdecken war nicht immer einfach. Adam Dickey beschrieb die verschlungenen Vorgänge, solche Entscheidungen zu treffen und diese Briefe zu schreiben. Er erinnerte sich: »Sie war außergewöhnlich vorsichtig in der Wahl ihrer Worte und hielt einen Brief oft viele Stunden zurück, weigerte sich, ihn abzuschicken, bis sie das exakte Wort gefunden hatte, ihre Absicht auszudrücken.«

Gleichzeitig fürchtete sie nicht, ihre Meinung zu ändern, wenn sie einen besseren Weg erblickte. Adam Dickey erinnerte sich an folgende Aussage von ihr:

»Mr. Dickey, die Leute sagen, ich sei wankelmütig – dass ich meine Meinung häufig ändere. ... Ich ändere in der Tat meine Meinung häufig, und wenn ich das tue, so ist es immer Gott, der mich ändert. Manchmal werde ich in eine Richtung gewiesen, wie eine Wetterfahne, und bleibe so einige Tage lang. Bei unserer nächsten Begegnung habe ich mich vollständig umgedreht und gehe den anderen Weg, aber in der Zwischenzeit hat mir Gott zusätzliches Licht gegeben und mich dazu geführt, die Veränderung durchzuführen.« A. H. Dickey, Memoires of Mary Baker Eddy, 1927, S.83, 86.

Das beste Beispiel für ihren administrativen Stil ist vielleicht in ihrem Kirchenhandbuch zu finden, das erstmals 1895 veröffentlicht und über die Jahre häufig überarbeitet wurde. Eddy beabsichtigte, dass dieses Handbuch sie überleben sollte. Sie beschrieb es so:

»Die Regeln und Satzungen im Handbuch Der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, Boston, entstanden nicht in feierlicher Konklave, wie im alten Sanhedrin. Sie waren weder willkürliche Meinungen noch diktatorische Forderungen, wie ein Mensch sie an einen anderen stellen könnte. Sie wurden von einer Macht veranlasst, die man nicht sein eigen nennen kann; sie wurden zu verschiedenen Zeiten niedergeschrieben, wie es die Umstände erforderten. Sie entsprangen der Notwendigkeit, der Logik der Ereignisse – dem unmittelbaren Verlangen nach ihnen als einem Hilfsmittel, das geboten werden musste, um die Würde unserer Sache zu wahren und um sie zu verteidigen ...« »Auszug aus einem Brief«, Vermischte Schriften 1883-1896, 1897, S.148.

Ihre administrativen Schriften, wie alle anderen, spiegelten solch ein Vertrauen in geistige Führung wider. Speziell ihre Briefe enthüllen die Entwicklung eines einzigartigen Führungsstils, der das Treffen von Entscheidungen, geistiges Verständnis und liebevolle Forderungen vereinigte und der durch das Vertrauen unterstützt wurde, dass ihre Anhänger diese ausführen können und wollen würden.

Während ihres ganzen Lebens schrieb Mary Baker Eddy. Sie schrieb geistige Texte, organisatorische Satzungen, Briefe an Freunde sowie Poesie – und das alles, während sie in ihren späteren Jahren eine enorme Korrespondenz führte. Als professionelle Autorin verfeinerte sie fortwährend ihr Werk und versuchte immer, es noch wirkungsvoller zu machen. Sie strebte nach Vollkommenheit, und weit mehr als ihre Ansprachen wurde ihre geschriebene Sprache – gedankenvoll, präzise und stark – ihre Hinterlassenschaft an die Welt und die Grundlage ihrer Kirche.

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