»Früher war immer alles besser«, hört man oft, aber das stimmt ja nur bedingt. Denn wenn alle Menschen von jeher so gedacht und gehandelt hätten, gäbe es keinen Fortschritt und die Menschheit lebte noch in der Steinzeit. Das Neue kann also nicht grundsätzlich so verkehrt sein.
Das Wetter scheint so wechselhaft und extrem geworden zu sein.
Aber das Wetter, war das nicht tatsächlich vor einigen Jahrzehnten beständiger? In meiner Kindheit konnten wir im Winter wochenlang rodeln gehen — und das in Hamburg! Es lag Schnee und der blieb auch liegen und war nicht gleich weggetaut. In den Sommerferien war das Wetter gleichmäßig gut und auch der Frühling kam stetig und beständig. Heute fällt der Winter manchmal aus oder derselbe reicht mit Schnee bis in den April und dann ist, beinahe ganz ohne Frühling, abrupt Sommer. Das Wetter scheint so wechselhaft und extrem geworden zu sein.
Hören wir heutzutage nicht immer wieder von Wetterextremen? Wirbelstürme, teilweise dort, wo sie sonst nie vorkommen, übertrieben viel Regen, der dann rasch zu unberechenbaren Hochwassern führt (dabei heißt es: Regen bringt Segen), Dürre, Schneestürme und immer wieder Orkane. Die Eiskappen der Pole schmelzen, die Wüsten breiten sich aus. Es sieht doch wirklich so aus, als wäre das Wetter aus den Fugen geraten.
Hinter jedem Objekt stehen Ideen oder Qualitäten.
Bei der Beschäftigung mit Christian Science lernt der aufmerksame Leser, Dinge und Erlebnisse »zurück in den Geist zu übertragen«, also bei allen Dingen die dahinterstehende geistige Idee zu suchen und zu erkennen. »Die geistige Wirklichkeit ist die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen«, schreibt Mary Baker Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf Seite 207. Denn in Wirklichkeit ist alles geistig, auch wenn es noch so materiell aussieht. Auch das Leben ist geistig. Es erscheint mir immer widersinniger anzunehmen, dass Materie lebt. Der menschliche Körper ist genauso wie Stein, Holz, Papier, Wasser und Luft aus winzigsten Teilchen zusammengesetzt, Atomkernen mit darum kreisenden Protonen, Elektronen (und wie sie alle heißen) — eigentlich fast nur Zwischenräume — und das soll leben? Wir werden doch mit der Nase darauf gestoßen, dass »Leben« etwas anderes sein muss: mental, geistig, eine Idee eben. Die Naturwissenschaft redet davon, dass sich z.B. Zellen teilen, da passiert dies und das und »reagiert«, aber die Frage nach dem »Warum« kann nicht zur Zufriedenheit beantwortet werden. Dann gerät man gedanklich rasch in eine Sackgasse und endet in der Erkenntnis, dass das Dasein etwas Geistiges sein muss.
Hinter jedem Objekt stehen Ideen oder Qualitäten: Ein Auto verkörpert z.B. Beweglichkeit, ein Lkw Transport, unser Telefon, Fernseher, Radio stehen für Kommunikation, eine Lampe offenbart Licht, eine Blume zeigt Schönheit, ein Geschenk deutet auf Liebe hin. Es war immer zuerst eine Idee da und danach die entsprechende Erfindung, Vergegenständlichung, Verkörperung.
So ist es doch auch mit dem Wetter. Wenn man die Erde aus dem Weltall betrachtet und die Wolken-strömungen sieht, drängt sich der Gedanke auf, dass das Wetter Leben, Bewegung, Veränderung ausdrückt. Die Sonne erwärmt die Erde und das Wasser, durch die Unterschiede von Warm und Kalt entstehen Luftströme, Wasser verdunstet, es regnet, und der Wind verteilt alles. Ganz harmonisch. Durch das Rotieren und Pendeln der Erde werden diese Segnungen gleichmäßig verteilt. Da steht doch eine vollkommene Idee dahinter, oder?
Vor Gott sind alle Menschen (Ideen) gleich, gleich gut, er hat sie alle gleich lieb.
Das Wetter drückt also Leben aus — so wie die Menschen ebenfalls Leben ausdrücken. Könnte man da nicht meinen, eine Parallele zu entdecken zwischen dem extremen Wetter und der teilweise extremen Lebensweise der Menschen? Immer wieder liest man, dass sich mancher irgendwie hervortun möchte, gewisse »Sportarten« können gar nicht extrem genug sein, Bungeejumping, Freeclimbing (eine Art Felsklettern, ohne jegliche Sicherung), Pfahlsitzen (wochenlang, bis zum Runterfallen). Denken Sie an manche Fernsehsendungen (da wird Ihnen bestimmt was einfallen ...), Operninszenierungen (ich will niemandem zu nahe treten), der nächste Urlaub. Alles muss immer besser, schneller, origineller, spektakulärer, großartiger und teils leider auch rücksichtsloser sein.
Wem will man damit imponieren? Das Mittelmaß ist nicht mehr gefragt, Unterordnen oder Einordnen ist »uncool«. Könnte man nicht auch mit weniger zufrieden sein, mit dem, was die anderen auch haben oder tun? Vor Gott sind alle Menschen (Ideen) gleich, gleich gut, er hat sie alle gleich lieb. Warum dann dieses Hervortun? Gott brauchen wir nicht zu imponieren. Finden wir zu wenig Beachtung? Gott beachtet jede seiner Ideen gleich stark — auch wenn es manchmal nicht so aussieht.
Gedanken sind sehr wirksam, unterschätzen wir das nicht!
Dies alles ist nicht zu verwechseln mit echtem Fortschritt, hinter dem eine gute Idee steht. Wenn es auch dem Allgemeinwohl dient, dann ist es meist Fortschritt. Wenn's nur dem Einzelnen »dient«, ist's meist kein Fortschritt, sondern Egoismus.
Es gibt so viele Situationen im täglichen Leben, wo wir solche Extreme bereits in unseren Gedanken und Motiven beseitigen können. Wenn wir das praktizieren und auch in den Kleinigkeiten maßvoll handeln, können wir viel auch für unser Wetter bewirken. Meinen Sie nicht auch? Wir brauchen nicht darauf zu warten, dass »die andern, die es nötig hätten« das tun — gehen wir mit gutem Beispiel voran. Gedanken sind sehr wirksam, unterschätzen wir das nicht! Vor (oder hinter) jeder Handlung steht ein entsprechender Gedanke. Und jeder einzelne gute, heilende Gedanke in dieser Richtung hilft.
