»Nichts ist so sicher wie die Veränderung«. Diese Aussage schnappte ich vor einigen Tagen in der U-Bahn auf. In allen Lebensbereichen erfahren wir einen manchmal rasanten Wandel. Was vor ein paar Tagen noch richtig war, kann heute völlig falsch sein oder »out«. Und manchmal stellt sich auf einmal das genaue Gegenteil als das dar, was wahr ist – bis es ebenfalls wieder durch andere Erkenntnisse ersetzt wird. Flexibel sein ist alles, nicht nur wenn es um den Arbeitsplatz geht. Auch in der Kindererziehung, in der Politik, überall werden bestehende Ansichten und Werte durch Neues ersetzt. Einerseits ist das wunderbar, es riecht nach Freiheit und Fortschritt, Begrenzungen werden aufgehoben, selbstverständliche Routine und Gewohnheiten werden in Frage gestellt und es eröffnen sich immer neue Möglichkeiten für unser Denken und Handeln. Andererseits führen diese Veränderungen auch zu Orientierungslosigkeit, Leere und Angst. Gibt es überhaupt noch etwas, auf das wirklich Verlass ist? Wo können wir innere Ruhe finden, um dem ständigen Wandel mit Freude begegnen zu können und um zu erkennen, was bewahrenswert ist und welche Veränderungen Fortschritt und Freiheit bringen?
Gibt es überhaupt noch etwas, auf das wirklich Verlass ist?
Wie wichtig ist doch eine feste, unveränderliche Basis, zu der wir immer wieder zurückkehren um aufzutanken, um Eindrücke und anstehende Entscheidungen zu prüfen. Wo finden wir Sicherheit, wo können wir uns an unveränderlichen Werten orientieren?
Es gibt viele Oasen der Ruhe, sei es der wohlverdiente Urlaub, das Fitnessstudio, die Sauna oder ähnliches. Kurzfristig betrachtet bringt uns das Ruhe und Erholung. Wir genießen die Auszeit und schalten ab. Doch der Urlaubseffekt hält meist nicht lange an. Warum? Weil weder wir noch unsere Umwelt sich dadurch verändert haben. Wir kommen zwar gestärkt, aber unverändert in die gleiche Situation am Arbeitsplatz oder in die Familie zurück, die Arbeit ist oft liegengeblieben, Entscheidungen wurden lediglich vertagt.
Wie wichtig ist doch eine feste, unveränderliche Basis, zu der wir immer wieder zurückkehren können um aufzutanken.
Aber es gibt eine zuverlässige Basis, eine immer vorhandene Oase der Ruhe, die wir in uns tragen. Diese Basis ist unser Bewusstsein von Gott: »Das Reich Gottes ist inwendig in euch« (Lk 17:21). Mitten in einer aufgeheizten Sitzung, bei einer wichtigen Entscheidung, ist diese Basis sofort erreichbar, ohne Zeitverzögerung oder Ortswechsel. Wir stehen beständig mit Gott in Verbindung. Wenn wir uns über diese Verbindung bewusst sind, wenn wir erkennen, dass wir eins sind mit Gott, ist unser Bewusstsein offen für all das Gute, das beständig zu uns strömt, und können es in allen Lebensbereichen nutzen, viel mehr noch, wir erkennen, dass wir nicht nur Empfänger, sondern Teil dieses Guten sind. Allein das Wahrnehmen, das Sich-bewusstmachen unserer Verbindung mit Gott verändert unser Denken und Fühlen von Unruhe zur Ruhe, von Unzufriedenheit zur Zufriedenheit, von Furcht zur Gewissheit des Guten. Dieses veränderte Bewusstsein kann dann ganz praktisch umgesetzt werden und gute Resultate bringen. Wir lassen uns nicht mehr aus der Ruhe bringen und wenn doch, wissen wir, wie diese Ruhe augenblicklich wiedererlangt werden kann. Einfach durch unser bewusstes Wahrnehmen und Anerkennen unserer Einheit mit Gott. So können wir zum Beispiel mitten in einer hitzigen Diskussion durch unsere Ruhe eine ungeahnte Wende bewirken, von der alle gesegnet werden.
Wir stehen beständig mit Gott in Verbindung. Wenn wir uns über diese Verbindung bewusst sind, ist unser Bewusstsein offen für all das Gute, das beständig zu uns strömt.
Vor einigen Monaten war ich auf dem Weg zu einer Freundin und ihrem 2-jährigen Sohn. Sie wohnt im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses. Als ich die Treppen hochging, hörte ich oben aufgeregte Stimmen. Oben angekommen sah ich den Grund: Der kleine Junge hatte seinen Kopf durch die Stäbe des Treppengeländers geschoben und steckte nun fest. Die beiden waren in Panik. Im gleichen Moment, als ich die Situation erfasste, erlebte ich in meinem Bewusstsein diese Einheit mit Gott. Und so sagte ich laut und voll Ruhe: »Es ist alles in Ordnung«. Natürlich wollte ich die beiden beruhigen, aber das war nicht der Hauptgrund für meine Aussage, vielmehr war es eine tiefe Überzeugung des auch in dieser Situation herrschenden Guten. Ich dachte nicht: »Hier gibt es ein Problem zu lösen, was machen wir nur?«, sondern durch mein Bewusstsein von Gottes Herrschaft empfand ich Seine Ordnung. Ich war vollkommen sicher, dass alles in Ordnung und dass die Lösung bereits vorhanden ist. Ohne nachzudenken sagte ich: »Wir brauchen ein Metermaß, die Stäbe sind nicht parallel und haben unterschiedliche Abstände.« Ich hatte nicht extra angestrengt nachgedacht oder irgendwelche logischen Schlüsse gezogen. Ich konnte die Stäbe auch gar nicht sehen, weil sie durch den Jungen verdeckt waren. Beim Nachmessen stellte sich aber heraus, dass an einer bestimmten Stelle der Abstand zwischen den beiden Stäben etwas größer war, und so konnten wir den Kopf des Kindes schnell und ohne Schmerzen genau dort befreien.
Die bewusste Verbindung mit unserer Basis — mit Gott — verändert uns.
Was zeigt dieses Beispiel? Zum einen, die Lösung war vorhanden, auch für die Mutter des Jungen, nur war sie durch die Panik nicht in der Lage, diese zu erkennen. Da jeder durch seine Einheit mit Gott auch mit den richtigen Ideen versorgt ist, ist der erste Schritt zur Lösung eine Veränderung im eigenen Bewusstsein. Weg von Mangel, Chaos oder Furcht hin zur Vergegenwärtigung der Versorgung, der Ordnung und der Gewissheit über Gottes Fürsorge. Dieser Bewusstseins-Schritt bringt die Lösung bereits mit sich. Von hier aus können wir Veränderungen furchtlos begegnen, diese nutzen und trotz aller Vielfalt den Überblick behalten. So schön und wichtig Urlaub und all die vorhanden Möglichkeiten zur Erholung sind, die bewusste Verbindung mit unserer Basis – mit Gott – verändert uns, ohne dass ein Ortswechsel oder der Ablauf von Zeit oder Sonstiges nötig wären. Wir sind sofort bestens gewappnet, um dem täglichen Leben mit all seinen Aufgaben zu begegnen, frische Ideen zu empfangen und Veränderungen von einer stabilen und sicheren Basis aus zu betrachten.
