Ich mochte Joggen nie. Ich fand es langweilig, anstrengend, und außerdem kam ich nie sehr weit, weil ich schnell außer Atem war. Ich schien einfach nicht die Disziplin und Energie aufzubringen, die das Joggen erfordert. — Dennoch wollte ich fit werden, deshalb fing ich an, mich ins Fitness-Studio zu schleppen. Trotz meiner Abneigung gegen das Joggen versuchte ich mich auf dem Laufband. Nur ein paar Minuten am Tag. Und — Überraschung — es war noch immer langweilig. Ich starrte stets auf die Uhr, und die Minuten zogen sich in die Länge.
Plötzlich überkam mich ein Gefühl von Freude und Dankbarkeit für all die Schönheit, die mich umgab.
Eines Tages hatte ich ein persönliches Problem, das ich lösen wollte, als ich mit dem Joggen begann. Ich habe die Angewohnheit, mich mit meinen Problemen im Gebet an Gott zu wenden. Daher begann ich, über Gott nachzusinnen, während ich lief, und dann auf Seine Antwort zu hören.
Nun, es war keine Stimme, die zu mir sprach, sondern mir kamen Ideen in den Sinn. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich die Zeit vergaß. Als ich mit dem Laufen fertig war, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ich war 30 Minuten am Stück gelaufen. Also begann ich, beim Joggen auf dem Band mit Gott zu sprechen. Immer und immer wieder stellte ich mit Erstaunen fest, wie die Zeit unbemerkt verstrichen war.
Ich konnte immer längere Zeit laufen ohne zu ermüden oder mich zu langweilen. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, im nahe gelegenen Wald in meiner süddeutschen Heimat zu joggen anstatt im Fitness-Studio.
Es war ein herrlicher Sommermorgen, als ich zum ersten Mal durch den Forst lief. Plötzlich überkam mich ein Gefühl von Freude und Dankbarkeit für all die Schönheit, die mich umgab. Die Baumkronen schlossen sich zu einem Dom über mir, und auf dem Boden erstreckte sich ein Teppich aus frischem Grün. Ich erkannte jede Pflanze als eine wunderschöne Schöpfung, einzigartig und vollständig. Die Fülle von Flora und Fauna bewies die Herrlichkeit und Ewigkeit von Gott, der für mich das Leben selbst ist. Die ganze Szenerie atmete Frieden, Harmonie und Freude. Alle vormaligen Empfindungen von Unglücklichsein, Unzufriedenheit und Unruhe wurden von diesen erfrischenden Gedanken weggewischt.
Was für ein heiliger Moment! Weit entfernt davon, langweilig oder ermüdend zu sein, war mein Joggen zu Momenten des Gebetes, der Freude, der Energie und des Glücks geworden. Bald schon war ich in der Lage, eine ganze Stunde zu laufen.
Diese Stunde ist meine ganz persönliche Unterhaltung mit Gott geworden.
Seit diesem Erlebnis liebe ich Joggen. Ich freue mich über Gesellschaft anderer beim Laufen, aber ich genieße es ganz besonders, mit Gott allein zu sein. Diese Stunde ist meine ganz persönliche Unterhaltung mit Gott geworden. Ich sehe seine Schöpfung um mich herum und ich fühle mich von seiner Liebe umarmt.
Immer mehr Menschen erkennen die Verbindung zwischen Gesundheit, Fitness und Spiritualität. Im Buch The Spirited Walker von Autorin und Wett-kampf-Läuferin Carolyn Scott Kortge heißt es »Die Bewegung des Körpers bringt eine Bewegung im Geist. Das ist eine natürliche Alchemie.« Für mich weist dies darauf hin, dass die richtige innere Einstellung einen Einfluss auf die eigene Fitness hat. Aus meiner Sicht waren es diese Momente, in denen ich meine Gedanken auf ein höheres Niveau des Bewusstseins und in Einklang mit meinem göttlichen Schöpfer brachte.
Die Eigenschaften wie Disziplin, Energie, Gesundheit und Fitness kamen so natürlich, als ich erkannte, dass sie zutiefst mit Gott zu tun hatten — und nicht mit einem Laufband oder einem öden Übungs-Programm. Ich erkannte, dass ich fit war, sie natürlich und mühelos auszudrücken, wenn ich den Sport mit Gebet anging.
Als mich eine Freundin einmal fragte, ob ich es nicht langweilig oder mühsam fände, allein zu laufen, musste ich lächeln. Im Grunde laufe ich ja nie allein.
