Erinnern Sie sich noch daran, wie Ende der 90er Jahre Internetfirmen (»Dotcoms«) einen wilden Boom erlebten und wenige Jahre später kometenartig abstürzten und pleite gingen? Oder an den einst unvorstellbaren Rutsch der mächtigen japanischen Wirtschaft, der den Finanzmarkt auf der ganzen Welt überrumpelte? Was hat zu diesen Ereignissen geführt — zu einem solch rasanten Aufstieg wie auch dem Absturz?
Der Boom der »Dotcoms« verwickelte viele Investoren in eine plötzliche Bewegung überhöhter Werte, die in Firmen investiert wurden, die eigentlich nur auf dem Papier existierten. Und als sich diese Firmen auflösten, setzte ein »Erdrutsch« im Denken der Menschen ein, der mit einer enormen Verlagerung von hohen Erwartungen zu Deflation und für viele mit schweren Verlusten einherging.
Die meisten von uns scheinen mit diesen Ereignissen nichts zu tun zu haben. Aber sie geben triftige Beispiele dafür, wie Gruppendenken — ansteckendes Denken von Gruppen– die Beschäftigtenquote, Grundstückspreise und Verbraucherschulden in Bewegung setzen kann.
Wir sehen dieses Phänomen auch in unserem täglichen Leben — in Alkoholexzessen an der Uni, sensationellen Gerichtsfällen, die Millionen faszinieren und fesseln, sogar in der Begeisterung für Sportmannschaften, die ans Fanatische grenzt.
Andere finstere Beispiele von Massen-Hypnose sind durch die menschliche Geschichte gefegt: die Hexenprozesse, die Europa drei Jahrhunderte lang im Griff hatten; die Inquisition in Spanien; der wachsende Antisemitismus unter den Nazis im Zweiten Weltkrieg. Die Liste dieser Beispiele ist tragischerweise noch viel länger und hat eine viel größere Reichweite als hier angegeben. Aber selbst diese wenigen Beispiele dienen als Mahnung dafür, dass Nationen und Individuen immer umsichtig sein müssen, um nicht Nachrichten auf den Leim zu gehen, die klares, wohldurchdachtes Überlegen durch Massenhysterie und die Suche nach Sündenböcken ersetzen können.
Mary Baker Eddy, die Gründerin dieser Zeitschrift, erkannte den verdummenden und schädlichen Effekt, den auf Furcht basierende, hypnotische Gedanken auf die Vitalität eines Einzelnen wie auch auf eine Kirche oder Nation haben können. In ihrem bahnbrechenden Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schrieb sie: »Die Zeit für Denker ist gekommen. Unabhängig von Lehrmeinungen und altehrwürdigen Systemen pocht die Wahrheit an die Pforte der Menschheit.« (S. vii)
Heute sind diese Worte ein Weckruf, um Meinungen der Vergangenheit, die uns oder andere begrenzen und entmutigen — um dem Treiben in Richtung »Gruppendenken« — zu widerstehen.
Dieses massenhypnotische Denken könnte einfach vergänglich sein — und irgendwie auch zuträglich. Oder es kann eben auch weitaus schädlicher sein, wie in der entkräftenden, ungesunden Einstellung, die die Gesellschaft vielen »westlichen« Mädchen über das Aussehen ihres Körpers aufhalst. Diese Teenager versuchen, den unterernährten, magersüchtigen »Wracks« nachzueifern, die die Seiten der Mode– und Filmmagazine füllen. Wenn sie das tun, setzen sie ihren eigenen Wert herab und leiden emotional wie physisch, und manchmal führt es sogar zum Tod.
Für sich selbst zu denken — von Vernunft und Klarheit, die aus der göttlichen Intelligenz hervorgehen, Gebrauch zu machen — holt einen aus der Ecke blinden, roboterhaften Denkens heraus. Und weil Gott präzise weiß, was in jedem individuellen Fall richtig ist, braucht niemand jemals für uns das Denken zu übernehmen. Auch wenn es gewöhnlich Teenager sind, die mit Gruppenzwang besonders zu kämpfen haben, bedeutet das nicht unbedingt, dass die Neigung, sich der Meinung anderer anzupassen, aufhört, sobald man erwachsen wird. Denn auf einer Ebene, die viel tiefer liegt, als einfach nur beliebt sein zu wollen, sehnt sich jeder danach, sich wertgeschätzt und respektiert zu fühlen. Sich anzupassen — dem Gruppendenken nachzugeben oder sich einfach hineintreiben zu lassen — mag wie der leichteste Weg aussehen, dieses Ziel zu erreichen. Tatsächlich ist aber Entmenschlichung die Auswirkung davon, dass individuelles Denken unterjocht wird. Statt gefestigt und lebenssprühend zu sein, opfert man Individualität.
Sich auf Gottes Führung zu verlassen, führt jeden zu den richtigen Entscheidungen, egal was »angesagt« oder »politisch korrekt« ist. Letzten Endes kommt die größte Sicherheit und das Gefühl, akzeptiert zu sein, von dem Vertrauen in die göttliche Intelligenz. Und wenn Gott, der Intelligenz ist, die Quelle des individuellen Denkens darstellt, kommt das der Welt zugute. Statt sich von automatisiertem und ausweglosem Denken belasten zu lassen, wird die Welt mit fortschrittlichen, frischen Ideen erfüllt — mit großartigen, unergründlich reichen Ideen, die von Gott ausgehen und Individuen und Nationen erheben.