... so spricht der Herr: Jubelt über Jakob mit Freuden und jauchzet über das Haupt unter den Völkern. Ruft laut, rühmt und sprecht: Der Herr hat seinem Volk geholfen, dem Rest Israels! (Jer 31:7)
»Wenn Gott sein geschlagenes Volk heimführt, hat ein weltumspannender Jubel aufzubrechen ... Die Völker, die in Jakob das Haupt der Völker erkennen, haben sich hierdurch nicht an die Seite gestoßen zu fühlen. Sie erkennen in dem ausschließlich Israel zugewandten Handeln Gottes die Herrlichkeit des Schöpfers und beginnen, ihn zu verehren. Gottes Vater-Sein und Israels Erstgeborener-Sein wird offenbar, wenn Gott sein Volk sammelt von den Enden der Erde. Nicht bloß die Eifrigen, die im Augenblick ganz und gar Bereiten kommen, sondern auch Blinde, Lahme, selbst die Schwangeren und Gebärenden. Gottes neue Volksgemeinde umfasst alle, auch die, die hilflos sind und selbst gar nicht gehen können. Das ist möglich, weil Gott selbst den Zug der Heimkehrenden anführt. (Ich führe sie) und dafür sorgt, dass unterwegs die Behinderten nicht straucheln müssen. Zu Wasserbächen kommen sie (V. 9) und ihre Seele wird wie ein bewässerter Garten sein (V. 12). Weil sie Gott in neuer Zuneigung des Herzens anbeten, wird die Trockenheit ihrer Lebenssituation weichen. Wo dieses Lebenswasser getrunken wird, sind Korn, Öl, Schafe und Rinder nicht bloß äußere Reichtümer: Die Danksagung auf dem Zion über diese Gaben macht sie zu Zeichen der erneuerten Barmherzigkeit Gottes über sein Volk.« (WStB)
Und Jesus zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk. Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrien. (Mt4:23,24)
»Jesus entschloss sich, in Galiläa in den jüdischen Synagogen aufzutreten, der wichtigsten Institution im Leben der Juden. Wir müssen zwischen Synagogen und Tempel unterscheiden. Während es nur einen einzigen Tempel, nämlich den Tempel in Jerusalem gab, befanden sich Synagogen überall dort, wo es auch nur winzige jüdische Kolonien gab. ...Wem daran lag, religiöse Lehren oder Gedanken zu verbreiten, der konnte nirgendwo besser damit beginnen als in der Synagoge.
Die Gottesdienstordnung der Synagogen gab den Menschen Gelegenheit, auch neue Gedanken vorzutragen. Der Verlauf des Hauptgottesdienstes war dreifach gegliedert. Zuerst kam das Gebet, danach wurden zwei Schriftabschnitte verlesen — der eine aus dem Gesetz, der andere aus den Propheten — und daran schloss sich als dritter Teil eine erbauliche Auslegung oder Predigt. Wichtig ist dabei, dass nicht nur einer predigen durfte ... jeder, der eine Botschaft vorzubringen hatte, konnte von sich aus darum bitten, sie vortragen zu dürfen. ...Die Synagogen waren daher eine geradezu ideale Stätte, um neue Lehren unter das Volk zu bringen.
Jesus predigte jedoch nicht nur, er heilte auch Kranke. Kein Wunder, dass die Nachricht von dem, was er tat, sich schnell verbreitete, so dass immer mehr Menschen kamen, um ihm zuzuhören, ihn zu sehen und selber von seinem Mitleid und Erbarmen zu profitieren. ...
Selbstverständlich kamen die Menschen aus Galiläa zu ihm, und die Nachricht von Jesus breitete sich auch südwärts nach Jerusalem und Judäa aus, so dass die Menschen von dorther ebenfalls kamen. Sie kamen von jenseits des Jordans aus Peräa, und sie kamen aus den Zehn Städten, unabhängigen griechischen Städten, die sich zu sammengeschlossen hatten ...
Die hier [in V. 25] aufgezählten Namen haben symbolische Bedeutung, denn wir ersehen daraus, dass nicht nur Juden, sondern auch Heiden zu Jesus kamen um de swillen, was er allein ihnen geben konnte. Schon jetzt beginnen die Enden der Erde sich um ihn zu versammeln.« (Barclay)
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. (Joh 17:3)
»Hier findet sich ... die entscheidende Aussage über das ewige Leben wie nirgends sonst im Neuen Testament. ... Das ewige Leben besitzen, das ewige Leben erlangen, heißt ..., schon hier und jetzt etwas von dem Glanz, der Majestät, der Freude, dem Frieden und der Heiligkeit erfahren, die für das Leben Gottes bezeichnend sind. ... Die jüdischen Lehrer hatten schon seit langer Zeit betont, dass zum wahren Leben das Erkennen Gottes gehöre. Was ist mit diesem Erkennen, mit dieser Erkenntnis gemeint?
Zweifellos ist darin ein Element intellektueller Erkenntnis enthalten. Gott kennen besagt zumindest teilweise: erkennen, wie Gott ist. Gott zu kennen, ist von höchster Bedeutung im Leben. ... [so] ist die Erkenntnis, dass Gott nicht streng und grausam, sondern die Liebe selbst ist, von allergrößter Bedeutung. Uns ist dies alles sehr vertraut; doch wenn Jesus nicht in die Welt gekommen wäre, dem wir diese Erkenntnis verdanken, hätten wir niemals etwas davon erfahren. Sobald wir durch das Wirken Jesu erkennen, wie Gott ist, beginnt für uns ein neues Leben, und wir haben teil am Leben Gottes. Gott erkennen heißt ewiges, göttliches Leben besitzen. ...
Gott erkennen bedeutet [jedoch] keineswegs, dass wir ihn nur mit dem Verstand erkennen, sondern heißt, dass zwischen Gott und den Menschen eine so persönliche Beziehung besteht, wie sie enger und vertrauter gar nicht denkbar ist. ... Dieses Vertrautsein mit Gott ist wiederum ohne Jesus unvorstellbar und unmöglich. Jesus hat die Menschen nicht nur gelehrt, dass Gott nicht ein ferner, unnahbarer Gott ist, sondern der Vater, dessen Name und Wesen die Liebe ist, sondern in ihm kommt uns Gott selbst nahe. Er ist die Nähe Gottes in Person.
Gott erkennen heißt zu Gott in ein Vertrauensverhältnis wie zu einem Freund eintreten. Und all dies ist ohne Jesus Christus unmöglich. Durch Jesus wissen wir, wie Gott ist; durch Jesus erlangen wir die Freundschaft Gottes. «(Barclay)
Das ist's aber, was ihr tun sollt: Rede einer mit dem anderen Wahrheit und richtet recht, schafft Frieden in euren Toren, (Sach 8:16)
»... die Gemeinschaft mit Gott kann nicht ohne ein geheiligtes Leben festgehalten werden. Niemand kann zugleich der Güte Gottes vertrauen und doch bewusst an der Sünde festhalten wollen (vgl. Joh 8:11). Darum erinnert Sacharja seine Hörer noch einmal an die Verkündigung der früheren Propheten... Dies sind die Worte, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit einer mit dem anderen! In dem hebr. Wort Wahrheit liegen Anklänge an Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Treue. Mit dem anderen Wahrheit reden heißt soviel wie: sich ihm gegenüber als zuverlässig und treu erweisen. Das kann zuweilen auch heißen, ihm bittere Wahrheiten zu sagen, wie die Propheten es manchmal taten. In diesem Wort schimmert aber auch die geistliche Haltung der Beständigkeit durch, dem eigenen Wort die Treue zu halten, so dass der andere sich auf einen verlassen kann.
Glaube muss sich in praktischer Frömmigkeit bewähren. Nicht nur die privaten zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch das öffentliche Leben ... werden angesprochen. ... Die Verwaltung des Rechtes soll immer mit dem Ziel ausgeübt werden, dass der Frieden gefördert und die Eintracht unter den Zerstrittenen wiederhergestellt wird. Ältere Ausleger erinnern hier an den Rat, den der Priester Jethro seinem Schwiegersohn Mose gab, auf welche Weise er unter dem Volk Israel Frieden stiften solle (vgl. 2. Mose 18:23). «(WStB)
Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei rein! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein. (Mt 8:2,3)
»An dieser Geschichte ist zweierlei bemerkenswert: Wie sich der Aussätzige Jesus naht und wie Jesus auf ihn eingeht. Drei Dinge lassen sich über den Aussätzigen sagen, der sich Jesus nähert.
1. Der Aussätzige kam voller Vertrauen zu Jesus. ... Kein Aussätziger hätte je gewagt, sich einem orthodoxen Schriftgelehrten oder Rabbi zu nähern; er wusste zu genau, dass sie ihn mit Steinen fortjagen würden. Dieser Mann dagegen kam zu Jesus und vertraute vollkommen darauf, dass Jesus bereit war, auch jemanden zu begrüßen, den alle anderen fortgejagt hätten. ... Dieser Mann vertraute der Kraft Jesu, obwohl Aussatz die einzige Krankheit war, für die es kein vorgeschriebenes rabbinisches Heilmittel gab. ...
2. Der Aussätzige kam demütig und bescheiden zu Jesus. Er kam nicht als Forderer; er sagte bloß: So du willst, kannst du mich wohl reinigen. ... Zu Christus findet, wer demütig und sich seiner Not bewusst ist.
3. Der Aussätzige kam voller Ehrfurcht zu Jesus. In der Lutherbibel heißt es: Er fiel vor ihm nieder. Das entspricht der Bedeutung des griechischen Verbs proskynein, das stets im Zusammenhang mit der Verehrung und Anbetung der Götter verwendet wurde ... Der Aussätzige hätte niemandem zu sagen vermocht, für wen er Jesus halte; doch er wusste genau, dass er sich in Gegenwart Jesu auch in der Gegenwart Gottes befand. ...
Dieses Verhalten des Aussätzigen bewirkte eine ganz bestimmte Reaktion Jesu. Zuerst und vor allem empfand er Mitleid und zeigte Erbarmen. Nach dem Gesetz durfte Jesus den Mann nicht berühren; nach dem Gesetz drohte ihm schreckliche Unreinheit, wenn er den Aussätzigen näher als zwei Meter an sich herankommen ließ. Dennoch streckte Jesus seine Hand aus und rührte ihn an. Nach den medizinischen Erkenntnissen jener Zeit ging Jesus damit das Risiko der Ansteckung ein; dennoch streckte er seine Hand aus und rührte ihn an. Jesus kannte nur eine Verpflichtung: Die Verpflichtung, zu helfen. Er kannte nur ein Gesetz: Das Gebot der Liebe. Diese Verpflichtung und Liebe hatten den Vorrang vor allen anderen Bestimmungen, Vorschriften und Satzungen und ließen ihn allen körperlichen Risiken Trotz bieten. ... Wahre Christen werden sich nie nach herkömmlichen Bräuchen richten, sondern jedes Risiko auf sich nehmen, wenn es gilt, einem Mitmenschen in der Not zu helfen. «(Barclay)
Quellenangaben
Barclay = William Barclay,
Auslegung des Neuen Testaments
WStB = Wuppertaler Studienbibel