Vielleicht erinnern Sie sich an das Interview in der Juli-Ausgabe, in dem ich darüber berichtet hatte, wie ich Anfang der Neunziger »fliegen gelernt« habe. Na ja, natürlich nicht so richtig selbst mit Flügelschlagen und so. Nein, ich hatte meine Flugangst besiegt und bin ja seither unzählige Male völlig unbehelligt zu den verschiedensten internationalen Zielen geflogen.
Inzwischen kann ich Ihnen — ehrlich gesagt sehr zufrieden – erzählen, dass dieser Sieg über die Flugangst kräftig auf die Probe gestellt und »für gut befunden« wurde. Im November war ich in den USA, u.a. in Boston in der Christian Science Publishing Society. Boston war auch Ausgangspunkt für einen weiteren inneramerikanischen Flug. Und der Rückflug nach Boston führte uns unmittelbar durch ein heftiges Sturmtief in einer insgesamt nicht flugfreundlichen Wetterlage. Nein, so was hatte ich zuvor noch nie erlebt. So ein Geschaukel in den Böen, das Krachen und Knarzen im Flugzeugkörper, die abrupten Mini-Abstürze in irgendwelche Luftlöcher — also nein, das muss ich nicht unbedingt haben. Ich fand es auch bei Weitem nicht so lustig wie die drei schwarzhäutigen Kinder, die schräg vor mir saßen und es offensichtlich zum Brüllen komisch fanden, dass sie zum Flug auch noch eine gratis Achterbahnfahrt bekamen. Sie haben gejuchzt und gekreischt und gelacht, wie ich es sonst nur vom Rummelplatz kenne, während es ansonsten bis auf verhaltene Schreckenslaute sehr still war im Flieger. Aber ich muss ehrlich zugeben, diese Kleinen haben mich auch nachdenklich gemacht. Sie hatten offensichtlich keinerlei Gefühl von Angst. Mag es auch Naivität gewesen sein, sie fühlten sich absolut sicher.
Und dann erinnerte ich mich daran, wie ich mir damals dieses Thema Fliegen ausgearbeitet hatte. Ich dachte an all die Intelligenz und Weisheit, die in die Konstruktion von diesen riesigen Flugzeugen »hineingebaut« wurde. Und ich fragte mich: Ist jetzt etwas anders als bei anderen Flügen? Außer etwas Wind eigentlich nicht. Das »Wir wandeln auf Kräften«, der Ausspruch von Mary Baker Eddy, auf den ich mich immer berufen hatte, stimmte immer noch. Und waren wir auf einmal von Gott und Seiner liebevollen, umsichtigen, sicheren Fürsorge getrennt? Nein. Was erlebten wir also? Ich kam zu dem Entschluss, dass hier etwas versuchte, sich als etwas von Gott Getrenntes, als etwas Störendes darzustellen. Und da konnte ich mit großer Überzeugung und Ruhe entgegenhalten, dass es nichts von Gott Getrenntes gibt — nicht da, wo ich war, und letztlich nirgends in Zeit oder Raum.
Mit diesen Gedanken beschäftigte ich mich noch eine Weile. Und es dauerte nicht lange, bis das Gerumpel nachließ. Auch auf dem Rückflug nach Europa wurden wir wegen rauer Unwetter gebeten, die Sicherheitsgurte wieder anzulegen. Aber da konnten wir nur noch schmunzeln, denn diese kleinen Wackeleien konnten so kampferprobte Fluggäste wie uns nicht mehr schrecken.
Waren diese unfreundlichen Begleiterscheinungen nun ein Grund, enttäuscht zu sein, dass die Heilung von Flugangst nicht vollständig gewesen sei? Ganzim Gegenteil, dieser Flug ist für mich ein Beweis, dass dieses Thema mich nicht mehr beeindrucken kann. Ist eine Heilung notwendigerweise eine Garantie dafür, dass wir dem gelösten Thema nie mehr begegnen? Nein. Sie ist aber eine Garantie dafür, dass wir ihm nie mehr als Opfer ausgeliefert sind, sondern es souverän und siegreich meistern — selbst wenn man im ersten Moment kurz erschrocken sein sollte wie ich beim ersten Luftloch.
Seien wir also nicht enttäuscht über eine Herausforderung, sondern meistern wir sie!
Ihre