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Bibelnotizen

Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibel zitaten, die in der jeweiligen Wochenlektion vorkommen. Sie finden hier einige wenige der vielseitigen Möglichkeiten, die Bibel zu erforschen. Die Zitate sind der Lutherbibel entnommen (revidierte Ausgabe 1984).

Aus der August 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. (Lk 11:9)

»Borgen und Leihen, Bitten und Gewähren sind Charakterzüge der nahöstlichen Menschen, die einander gern aushelfen, ohne mit dem Wiedererlangen der Gaben zu rechnen. Wirf dein Brot ins Wasser und du wirst es wiederfinden lautet ein beliebtes, orientalisches Sprichwort, mit dem angedeutet wird, wir sollten freigebig und barmherzig handeln, damit auch uns selbst Freigebigkeit und Gnade zuteil werde. Brot und Kleider gibt man seinem Nachbarn ohne Rücksicht darauf, ob er sie wiedererstatten kann oder nicht. Erinnern wir uns nur daran, wie die Ägypter den Israeliten nicht nur Kleider, Schuhe und anderes mehr liehen, sondern ihnen sogar ihre kostbaren Schmuckstücke gaben, die sie nicht mehr zurückerhielten (2. Mose 12:35,36). Geld leiht man einander ohne je de Quittung. Der Schuldner gibt es dankend zurück, sobald er es bequem tun kann. Fremde und Freunde scheuen sich nicht, zu des Nachbars Haus zu laufen, an seine Türe zu klopfen und ihn um eine Gefälligkeit zu ersuchen. Ist der Bittsteller ein würdiger und allgemein geachteter Mann und soll das Geld einem guten Zweck, wie zur Bezahlung von Steuern oder Anschaffung von Nahrungsmitteln oder anderen Notwendigkeiten, dienen, dann wird dem Verlangen meist entsprochen.« (Lamsa)

Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. (Mt 4:3)

»Im Orient wird der Weizen nie gebleicht. Die Farbe des Brotes ist daher braun, und wenn die runden Laibe gebacken sind, gleichen sie Steinen. Hungrige Menschen sehen oft solche heißen Steine und wünschen, sie wären Brote.

Einen Propheten kennt man an seinen Wundertaten und seinen in Erfüllung gehenden Weissagungen, aber nicht an seinen Lehren. Niemand kann als Prophet anerkannt werden, der nicht über ganz besondere Gaben verfügt. Als von Mose verlangt wurde, nach Ägypten zurückzukehren, bat er um ein Zeichen, damit er seine Begabung mit der Fähigkeit, Wunder zu verrichten, prüfen könne. Da ward der Stab zur Schlange (2. Mose 4:1-4). In Ägypten wirkte er Wunder, welche die Taten der großen ägyptischen Magier übertrafen. Elia tat Wunder und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch (1.Kön.17:6). Elisa mehrte das Ol der Witwe (2.Kön.4:3-6).

Jesus wurde in Versuchung geführt, Seine Macht als Messias auf die Probe zu stellen. Er musste natürlich größere Wunder vollbringen als alle seine Vorläufer, denn Er war im Begriff, die größte Aufgabe zu beginnen, die je durch einen Abgesandten Gottes übernommen worden war. Er vertraute Gott und zweifelte nicht an Seiner Macht.

Steine in Brot zu verwandeln würde nicht genügen, um die Herzen der Menschen zu erweichen, denn Gott hatte vorher schon viele Wunder unter ihnen gewirkt. Aber trotzdem vergaßen die Menschen Ihn immer wieder und wandten sich anderen Göttern zu. Jesus verließ sich auf Seinen himmlischen Vater für geistige Hilfe und Nahrung, und nicht für materielles Brot.« (Lamsa)


Es geschah aber an einem anderen Sabbat, dass er in die Synagoge ging und lehrte. Und da war ein Mann, dessen rechte Hand war verdorrt. (Lk 6:6)

»Als Jesus am Sabbat in die Synagoge ging, um zu lehren, waren auch die Schriftgelehrten und Pharisäer dort, um ihn zu beobachten und eine Handhabe wegen Sabbatschändung gegen ihn zu haben, falls er die kranke Hand heilte. Interessant an dieser Geschichte ist, ... dass nur Lukas uns berichtet, es habe sich bei der verdorrten Hand um die rechte des Mannes gehandelt. Hier spricht der Arzt, der an den Einzelheiten dieses Falls interessiert ist. Bei diesem Vorfall brach Jesus ganz offenkundig das Gesetz. Heilen galt als Arbeit, und am Sabbat war es verboten, zu arbeiten. Wenn allerdings ein Leben in Gefahr war, durften Schritte zur Hilfe des Kranken unternommen werden. So war es zum Beispiel erlaubt, Augenund Halskrankheiten zu behandeln. Aber für diesen Mann bestand keinerlei Lebensgefahr; er hätte ebenso gut bis zum nächsten Tag warten können. Doch Jesus wollte mit der Heilung demonstrieren, dass es, einerlei, was Vorschriften und Bestimmungen darüber aussagen, stets richtig ist, am Sabbat etwas Gutes zu tun. Jesus richtete die Frage an sie: Ist es recht, am Sabbat Leben zu erhalten oder zu verderben? Das musste sie treffen, denn während er dem Mann zu helfen versuchte, taten sie alles, um ihn zu vernichten. Er versuchte die Menschen zu retten, und sie trachteten nach Vernichtung. In dieser Geschichte treten drei Personen auf.

1. Der Mann mit der verdorrten Hand. Zweierlei lässt sich von ihm sagen. a) In einem der apokryphen Evangelienberichte, also in einem Evangelium, das nicht in das Neue Testament aufgenommen wurde, wird berichtet, dass es sich um einen Maurer gehandelt habe, der zu Jesus gekommen sei und ihn mit folgenden Worten um Hilfe angefleht habe: Ich war ein Maurer und verdiente meinen Lebensunterhalt durch meiner Hände Arbeit. Ich flehe dich an, Jesus, gib mir meine Gesundheit wieder, damit ich nicht in Schanden um mein tägliches Brot betteln muss. Es handelt sich also um einen Mann, der arbeiten wollte. Gott blickt wohlwollend auf alle, die ehrlich ihr Tagewerk verrichten möchten. b) Er war ein Mann, der bereit war, das Unmögliche zu versuchen. Er erhob keine Einwendungen, als Jesus ihn hieß, seine unnütze Hand auszustrecken; er versuchte es, und durch die Kraft, die Jesus ihm verlieh, gelang es ihm auch. Das Wort unmöglich sollte aus dem Sprachschatz jedes Christen verbannt sein. ...

2. Die zweite Person ist Jesus. Es liegt etwas wie eine heilige Herausforderung über dieser Geschichte. Jesus wusste, dass er beobachtet wurde, doch ohne zu zögern heilte er die Hand des Mannes. Er bat den Mann sogar hervorzutreten. Diese Angelegenheit sollte nicht abseits in einer Ecke erledigt werden. ...

3. Die Pharisäer. ... Sie hassten den Mann, der soeben einen Kranken geheilt hatte. Sie sind ein hervorragendes Beispiel für alle, die das von ihnen errichtete System mehr als Gott lieben. Ihnen lag mehr an der Einhaltung sämtlicher Vorschriften und Satzungen als an Gott. Auch in den Kirchen geschieht das immer wieder. Die Auseinandersetzungen betreffen häufig nicht die wesentlichen Fragen des Glaubens, sondern nur Fragen der kirchlichen Verwaltung und dergleichen mehr. ... Wir leben in ständiger Gefahr, die Loyalität gegenüber einem System über die Loyalität, über die Treue gegenüber Gott zu stellen.« (Barclay)


Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war mit ihm. (Lk 2:25)

»Als die drei armen Leute (Maria, Joseph und das Jesuskindlein) den Tempel von Jerusalem betraten, zog nichts an ihnen die Blicke der Umstehenden auf sich, die dort herumstanden und den Ausführungen der pharisäischen Lehrer Iauschten oder im Vorhof der Heiden Handel trieben. Jeden Tag kamen ja viele Mütter zum Reinigungsopfer und zum Darstellungsopfer ihres Erstgeborenen. Die kleine Gruppe verdiente wirklich keine besondere Aufmerksamkeit. Doch gerade an diesem Tag weilte im Vorhof ein Mann, der tiefer sah als die übrigen und wahrzunehmen vermochte, was der Menge verborgen war. — Mit heiliger Ehrfurcht tritt Simeon vom Heiligen Geist geleitet heran und schaut das Kindlein an. Da wird ihm offenbar, es wird ihm zur seligsten Gewissheit: Dies Kindlein ist Er! ... Es muss ein tiefergreifender Anblick gewesen sein, als der Greis sich über das Kindlein beugte. Er herzt und küsst Es nicht. Die Ehrfurcht verbietet es ihm, mit diesem kind zu tun, wie man mit anderen Kindern zu tun pflegt. Welches Leuchten mag über das alt gewordene Angesicht gezogen sein! Simeon hat erreicht, was er sich ersehnt und erhofft hat. ...

In Simeon sehen wir das Bild des zur Erfüllung seiner besonderen Mission gelangten Israels, denn das Heil sollte ja von den Juden kommen Herr, nun entlässt Du Deinen Knecht in Frieden. ... Mit diesem Nun löst er sich von dieser Erde. Mit seinen leiblichen Augen hat er zwar nur ein kleines Kindlein geschaut. Mit seinem Glaubensaugen aber hat er in diesem Kindlein das ewige Heil Gottes erblickt, ...

Jetzt hat er Frieden. Alle Sorgen um die Zukunft seines Volkes und aller Druck, welcher auf seiner Seele wegen der dunklen Gegenwart noch lastete, ist von ihm genommen. ...

Meine Augen haben Dein Heil gesehen. Der Ausdruck gesehen ist bezeichnend. Wir erinnern an den Bericht über die Hirten, wo es auch heißt: Lasst uns das Wort sehen (2,15).

Simeon sieht in diesem Kindlein das Heil nicht nur für Israel, sondern auch für alle Völker. ...

Wir staunen über die tiefe Einsicht, die Simeon hat ... Dass der Messias das Heil für alle Völker wirkt und eine Erleuchtung für die Heiden bilde, ... die außerhalb des auserwählten israelitischen Volkes standen, bedeutet für den Pharisäismus Ärgernis und Umsturz. — Israel und die übrigen Völker miteinander auf gleiche Stufe zu stellen, das war nach Meinung der jüdischen Schriftgelehrten Irrlehre und Aufruhr! Ein engherziger Nationalstolz hatte Stellen wie Jes 42,6 und Jes 49,6 vergessen lassen. *

* Man findet in der ganzen rabbinischen Auslegungsliteratur keine einzige Stelle, wo die beiden soeben angeführten Jesaja-Zitate berücksichtigt worden sind, wie wenn jenes Licht für die Heiden dem geistigen Auge Israels lästig gewesen wäre. Da man jene Jesaja-Stellen nicht auslöschen konnte, tat man so, als ob diese Worte im AT überhaupt nicht wären (Strack-Billerbeck Bd. 2 S 139).

In dem Augenblick, wo das Jesuskindlein losgekauft wird von Seinen Erstgeburtspflichten im Volk Israel, wird Es zum Heil-Eigentum aller Völker der Erde.« (WStB)

Quellenangaben
Barclay = William Barclay,
Auslegung des Neuen Testaments

Lamsa = Georg M. Lamsa,
Die Evangelien in aramäischer Sicht

WStB = Wuppertaler Studienbibel

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