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Keine Ursache für Kummer

»Deine Mutter ist tot!« Mit diesem Gedanken wachte ich mitten in der Nacht auf. Ich war von der Stärke dieses Gedankens so überwältigt, dass in diesem Moment der Tod meiner Mutter für mich eine Tatsache war. Ich fing an zu weinen und rang mit einem schier unkontrollierbaren Gefühl von Verzweiflung.

Aus der August 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Zu dieser Zeit arbeitete ich als Assistentin eines Fotojournalisten im Osten der Türkei auf einer archäologischen Ausgrabungsstätte — fernab jeglicher Zivilisation. Ich wollte sofort zur nächstgelegenen Ortschaft fahren, um zu telefonieren. Mein Arbeitgeber versuchte zwar, mich zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Wie groß war meine Überraschung, als meine Mutter am Apparat war! Ich werde nie vergessen, wie ich beinahe schockiert war, ihre Stimme zu hören. Als ich ihr von meinen Gedanken erzählte, mussten wir beide über die Gewalt und Wirkung dieser Illusion lachen. Meine Mutter lebte danach noch mehr als 40 Jahre.

Mrs. Eddy konnte so überzeugend Tod und Kummer verneinen, weil sie verstand, dass der Mensch Gottes geliebtes Kind ist, immer eins mit dem Schöpfer,der Leben ist.

Nicht lange nach diesem Erlebnis begann ich mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft und erfuhr, dass Mary Baker Eddy eine vergleichbare Situation in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift wie folgt beschreibt.

»Ein sinnentstelltes Telegramm, das irrtümlich den Tod eines Freundes mitteilt, verursacht den gleichen Kummer, den der wirkliche Tod des Freundes mit sich bringen würde. Du meinst, dein Schmerz wäre durch deinen Verlust verursacht worden. Ein weiteres Telegramm, das den Fehler berichtigt, heilt deinen Kummer und du erkennst, dass dein Leid nur die Folge deines Glaubens war. So ist es mit allem Leid, mit Krankheit und Tod. Du wirst schließlich erkennen, dass es keine Ursache für Kummer gibt, und die göttliche Weisheit wird dann verstanden werden.« (Seite 386)

Mrs. Eddy konnte so überzeugend Tod und Kummer verneinen, weil sie verstand, dass der Mensch Gottes geliebtes Kind ist, immer eins mit dem Schöpfer, der Leben ist. Diese ewige Einheit bedeutet, dass es unmöglich ist, dass irgendjemand von Gottes liebevoller, lebenserhaltender Gegenwart getrennt werden kann. Gott, das eine Eltern-Gemüt, ist sich ständig jeder einzelnen ldentität bewusst, erhält und liebt und versorgt sie. Da wir nicht von Gott getrennt werden Können, können wir keinen Tod erfahren. Es gibt daher keinen Grund für Trauer. Diese Erkenntnis half mir sehr, ein seit meiner Kindheit vorhandenes Gefühl von Verlust hinsichtlich meines Vaters zu überwinden. Er war im Zweiten Weltkrieg gefallen, als ich vier Monate alt war.

Als ich mehr über die Einheit von Gott und dem Menschen nachdachte — und jeden Einzelnen in dieser Einheit wahrnahm — sah ich mit großer Klarheit, dass mein Vater nie aufgehört hatte zu leben und dass mir seine wahre, geistige Natur nicht unbekannt sein konnte. Als Widerspiegelung der unendlichen Seele hatte er nie aufgehört, göttliche Eigenschaften auszudrücken, jene Eigenschaften, die mir durch das Studium der Christlichen Wissenschaft sehr klar und wichtig geworden waren. Ich werde nie die Freude und den Frieden vergessen, mit der diese Erkenntnis mich erfüllte. Jedes Gefühl von Verlust und Trennung von meinem Vater war plötzlich und für immer überwunden.

Da wir nicht von Gott getrennt werden können, können wir keinen Tod erfahren.

Bald darauf wurde mein tieferes Verständnis von Leben und der Unwirklichkeit von Tod auf eine Probe gestellt. Nur wenige Jahre, nachdem ich Klassenunterricht bei einem Lehrer der Christlichen Wissenschaft genommen hatte, erhielt ich die Mitteilung, dass er verstorben war. Meine unmittelbare Reaktion auf diese Nachricht war mentale Rebellion. Ich war so überwältigt, dass ich zunächst unfähig war, klar und ruhig zu denken. Mein einziger Gedanke war der des Verlustes — Verlust für mich, für seine Schüler, besonders aber für die christlich wissenschaftliche Bewegung. Wieder und wieder bekräftigte ich die Tatsachen über Leben, aber ich fand keinen Frieden. Dieser mentale Kampf dauerte bereits zwei Tage, als ich ernsthaft Gott um eine Antwort bat.

Bald darauf wurde mein tieferes Verständnis von Leben und der Unwirklichkeit von Tod auf eine Probe gestellt.

Seine Antwort kam so klar, als ob sie jemand zu mir gesprochen hätte. Ich erinnerte mich plötzlich an die Bestimmung im Kirchenhandbuch Der Mutterkirche, die die Pflichten eines Lehrers gegenüber seinen Schülern u.a. wie folgt beschreibt: »... ihren Fortschritt in dem Verständnis des göttlichen Prinzips zu fördern, und zwar nicht nur während der Zeit des Klassenunterrichts, sondern auch später.« (S. 83)

Als ich über diese Anweisung nachdachte, drängte sich die Frage auf: Würde dein Lehrer jemals dieser Pflicht gegenüber ungehorsam sein? Ein eindeutiges NEIN war die Antwort. Ich erkannte, dass er, genau wie mein Vater, nach wie vor Gott widerspiegelte, Ihn ausdrückte und dies als Kind Gottes auch weiterhin tat. Die göttliche Liebe für meinen Lehrer und seine Schüler konnte nie unterbrochen werden. Das beinhaltete gleichzeitig, dass die Bestimmung des Kirchenhandbuchs weiter eingehalten wurde, wenn auch in anderer Form. Niemand konnte einen Verlust erleiden!

Ein unbeschreibliches Gefühl von Liebe, Freude und Dankbarkeit erfüllte mich für all das Gute, das mein Lehrer getan hat und weiterhin tut. Jedes Empfinden von Verlust und Kummer war überwunden. In all den Jahren, die seitdem vergangen sind, habe ich die Kirchenhandbuch-Bestimmung erfüllt gesehen: die jährlichen Schülertreffen bereichern, stärken und unterstützen die Schüler ebenso wie zu jener Zeit, in der er bei uns war. Und seine Arbeit segnet weiterhin.

Ein unbeschreibliches Gefühl von Liebe, Freude und Dankbarkeit erfüllte mich — jedes Empfinden von Verlust und Kummer war überwunden.

All diese Erfahrungen waren eine große Hilfe für mich, als mein Mann vor mehr als einem Jahr verstarb. Sein größter Wunsch war es immer gewesen, Gott besser zu verstehen und »im Hause des Herrn [dem Bewusstsein der Liebe]« (W&G S. 578) zu leben. Während unserer täglichen Waldspaziergänge bekräftigten wir die Tatsache, dass Gott Alles-in-allem ist und daher Sünde, Krankheit und Tod nicht wirklich sind. Diese Spaziergänge vermittelten mir immer das Gefühl, dass »wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.« (Mt 18:20)

Ich war so erhoben durch diese Gebete, dass ich, als er verstarb, völlig unberührt von dem Augenschein war. In seiner letzten Stunde hatte ich ihn in meine Arme genommen und liebevoll zu ihm gesagt: »Bernd, die Tür zum Himmel ist so weit geöffnet. Gott selbst umarmt dich liebevoll und spricht zu dir gerade jetzt: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. « Es war mir, als ob Gott selbst dies zu meinem Mann gesprochen hätte, und deshalb trösteten diese Worte auch mich unendlich.

Natürlich gibt es immer wieder Momente, wo ich meinen Mann so gern bei mir hätte. Aber in solchen Augenblicken sage ich zu diesen Gedanken ganz einfach: »Stop!« Und jedes Mal verschwinden Selbstmitleid und Sorgen und ich weiß, dass weder mein Mann noch ich noch sonst irgendjemand den Himmel, das göttliche Bewusstsein des Guten, verlassen hat. Unsere Einheit mit Gott ist eine ewige Tatsache. »Denn in ihm leben, weben und sind wir.« (Apg 17:28) Nicht Tod oder Trennung finden statt, sondern ständiger Fortschritt in geistiger Hinsicht — für jeden.

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