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Jesus hatte kein Auto

Aus der August 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Da fällt mir eine Fernsehwerbung ein: Eine junge, attraktive Dame klopft an die Tür. Nach dem »Guten Tag« sagt sie: »Ich wollte nur sagen: Ihr Auto steht im Parkverbot, und die Polizei war schon da und hat das aufgenommen«. Darauf er: »Kommen Sie doch herein!« Und er bietet ihr eine Tasse Cappuccino an. Sie setzen sich und sie fängt wieder von dem Auto im Parkverbot an. Darauf er dann in schönstem Deutsch-ltalienisch: »Abere iche habbe doch gar keine Auto!« Ein Werbespot eben, keine große Bedeutung. Es ging also um Kaffee-Werbung in diesem Clip,— aber auf Umwegen und charmant verpackt.

Nun, ich habe ein Auto. Damit verbunden sind viele Vorteile beim Transport, aber auch Kosten für Anschaffung und Betrieb, Garage, Durchsichten. Notwendig sind auch Führerschein, Erfahrung, Kenntnisse zur Bedienung und Straßenverkehrsordnung, möglicherweise auch über Parken und Falschparken. Im letzteren Fall mit ziemlicher Gewissheit Ärger und neue Kosten. Das alles wird oder kann auf mich zukommen, weil ich eben doch ein Auto habe. Diesem Italiener kann das nicht passieren. All das spielt für ihn keine Rolle, ist gegenstandslos — »Ich habe doch doch gar kein Auto!« Was soll er sich mit Dingen belasten, die ihn nicht betreffen? Für ihn gibt es nur einen Fall.

Ich dagegen habe ein Auto. Folglich können sich für mich zwei Fälle ergeben 4— entweder ordnungsgemäß oder falsch parken. Zwei Möglichkeiten oder zwei Fälle; womit wir beim Wortstamm von Zwei-fel sind!

Mindestens seit Aristoteles (geb. 384 v. Chr.) haben sich Philosophen, Psychologen und viele andere mit der Systematik möglicher Situationen beschäftigt. Dabei formulierten sie vielfach die Extreme, genannt auch Dualität, Polarität, Gegensätze, Negation der Negation, Widersprüche. Letztere werden dann auch noch »dialektisch« genannt, wenn es gelingt, sie gedanklich in einem bestimmten Umfeld zu platzieren.

Beispiele: hell oder dunkel, warm oder kalt, nass oder trocken, offen oder verschlossen, intelligent oder dumm, schön oder hässlich, auch Liebe oder Hass, Heil oder Unheil, Geist oder Materie usw. Unschärfen und Übergänge zwischen diesen Extremen sind in der polaren Welt üblich.

Die Erzählungen der Bibel befassen sich oft mit Situationen, die auf solche Dualitätsannahmen zurückgehen. So erscheint der Begriff »Widersacher« dort insgesamt 55 Mal. M.B.Eddy widmet sich in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit über weite Teile solchen Dualitätsannahmen und gibt die Denkmethodik zur Lösung der dadurch hervorgerufenen Probleme vor. Sie verwendet den Begriff »Gegensätze« in diesem Werk beispielsweise insgesamt 29 Mal, den Begriff Widersprüche/widersprechen 67 Mal.

Im Deutschen gibt es einige Begriffe, bei denen es schwierig oder auch unmöglich ist, das passende Pendant zu finden, z.B. Ewigkeit und ... Zeit?, oder besser Zeit und Unzeit, Seele und ...?, Gemüt und ...?, Seligkeit und ...?, Bewusstsein und ...? Solche Begriffe mögen ein Hinweis darauf sein, dass es Bereiche gibt, in die das Gedankengut des täglichen dual konzipierten Alltags nicht hineinreicht.

Jesus sagt: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt« (Joh 18:36), und damit stellt er zunächst klar, dass es Bereiche außerhalb unseres Alltages gibt. In vielen Aussprüchen verweist er uns auf ein Reich ohne Dualität, ohne Widersprüche oder Gegensätze. In der Welt, wie wir sie zu kennen meinen, gibt es das nicht! Er vermittelt eine ganz andere Welt. Etliche meinen, eine solche Welt ohne Gegensätze wäre ohne Antrieb, langweilig, ohne Entwicklung, leblos. Andere meinen, sie sei Frieden, Ruhe, Erfüllung, Ziel unserer geistigen Entwicklung, also Erlösung von der Dualität.

Der Mensch Jesus nahm die Nöte wahr, die sich aus der Anerkennung von Gegensätzen ergeben können. Der Christusgeist, den er demonstrierte, Kannte und kennt nur diese andere, geistige Welt. Jesus erklärt das durch Aussprüche, welche die völlige Einheit mit seinem Vater, Gott, belegen. Und er bewies dies durch Lösung von Problemen, die auf Dualität, auf Zweifel an der Existenz des Reiches ohne Dualität zurückgehen. Die Wirkung seiner Taten war epochemachend und begründete eine Weltreligion.

Wie weit wollen, wie weit können wir ihm in sein Reich folgen?

M.B.Eddy zeigt den Weg nach seinem Vorbild. Er beruht darauf, dem menschlich begrenzten Gedankenmodell zunehmend die Dualität zu nehmen, materielle Vorgänge, Sorgen, Furcht und Zweifel zu verneinen und das Reich ohne Widersprüche als real wahrzunehmen und zu verwirklichen,— Lebensaufgaben innerhalb der Unendlichkeit! Sie betitelt eines ihrer Werke mit Die Einheit des Guten. Sie bewies die Richtigkeit bzw. Wirkung der Gesetze dieses Reiches in der Praxis, vor allem durch aufsehenerregende Heilungen.

Und nun kommt die Frage vieler Menschen: Wie soll denn Geist, d.h. korrektes, unbegrenztes Bewusstsein des Reiches ohne Widersprüche meine täglichen Probleme wahrnehmen und lösen, wo diese ja aus der Annahme von Widersprüchen entstehen und ohne diese gar nicht wahrnehmbar sind? Eine typische Frage aus dem Bereich begrenzten menschlichen Denkens! Wir verstehen nur Erklärungen, die in unser gewohntes Denkmodell passen. Manch einer würde die Wahrheit erhobenen geistigen Bewusstseins — ausgedrückt durch Heilungen — verstehen und anerkennen, wenn sie auf materielle Weise erklärt werden könnten, z.B. durch Gesetze der Physik oder mit Hilfe elektronischer Schaltkreise.

Aber nein: das Reich Gottes, — ohne Dualität — vollkommen gestaltet, die Grundursache bzw. das Prinzip aller Entfaltung, ist real, für uns auch erkennbar an den Wirkungen auf Basis geistiger Gesetze. Nichts als diese Wahrheit ist da, wirkt, und damit ist generell alles ordentlich, richtig und heil. Ist das unreal? Vielleicht für den, der in Widersprüche verstrickt und damit veranlasst ist, sich auf eine äußerliche Hilfe zu verlassen. Völlig real aber in einem Bewusstseinszustand ohne Widersprüche, in dem alles gut und liebevoll und geklärt ist.

Scheiden wir die Dualitäten aus unserem Lernprozess hier auf Erden möglichst aus. Haben wir »Ein-fälle«, — Eingebungen der Wahrheit. Und halten wir die Dualitäten — die Zweifälle, die zweifel aus unserem Bewusstsein heraus. Dann braucht es keine menschlich logische Erklärung für Heilungen und andere Klärungen. Das Richtige, die Wahrheit, ist da und schlägt durch!

Jesus hatte kein Auto! Eine provozierende Überschrift, auch ein Anachronismus. Mit allem was gewesen wäre, wenn er eines gehabt hätte, befasste er sich nicht, war nicht im Zweifel darüber und trotzdem immer an dem Ort, wo Wahrheit zu demonstrieren war. Befassen wir uns doch mehr mit dem »Einen-Fall« der Unendlichkeit Gottes an Stelle von Dualität bzw. Zwei-Fällen. Im Gebet des Herrn beten wir: »... und erlöse uns von dem Bösen«. Es könnte auch heißen: »... erlöse uns vom Zweifel«.

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