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Heilung von Magersucht

Aus der Januar 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Das ist ungerecht!“, sagte ein Mädchen in der Cafeteria an meinem Tisch, als ich den Kuchen auspackte, den mir meine Mutter für die Mittagspause eingepackt hatte. „Du kannst essen, was du willst, und bleibst trotzdem schlank.“ Sie schnitt ihrer Packung Reiswaffeln eine Grimasse und schaute mich mit einem Gesichtsausdruck tiefer Abneigung an.

Nachdem ich Bemerkungen dieser Art in der 9. und 10. Klasse des Öfteren hörte, fing ich an, mir wegen meines Gewichts und meiner körperlichen Erscheinung Sorgen zu machen, was ich vorher nie getan hatte. Ich war so erzogen worden, zu essen, was mir schmeckte, wenn ich Hunger danach verspürte, und aufzuhören, wenn ich satt war. Süßigkeiten wurden in unserer Familie nie weggeschlossen. Und nun brachten mich meine Essgewohnheiten, zusammen mit weiteren Eigenarten, plötzlich in eine Außenseiterrolle. Ich dachte, ich hätte keine wahren Freunde. Ich war mir sicher, immer dieses dumme Mädchen zu bleiben, mit dem niemand reden wollte. Wenn ich heute in meinen Tagebücher von damals lese, finde ich Stellen, an denen ich mich fragte, ob es überhaupt sinnvoll für mich wäre, weiter zu leben.

In dem Bemühen dazuzugehören, fing ich an, weniger von den begehrten Süßigkeiten zu essen, die meine Mutter mir normalerweise einpackte. Man sagte immer von mir, dass ich schlank war, aber ich dachte, dass ich noch nicht schlank genug wäre. Ich reduzierte meine Nahrungsaufnahme drastisch, bis auf die Ferienzeiten, in denen ich gefräßig große Mengen der von meiner Mutter gekochten Leckereien verschlang, nachdem ich wochenlang darauf „gespart“ hatte. Jahre später sah ich ein Foto von mir aus dieser Zeit und ich sah darauf, vorsichtig ausgedrückt, ausgemergelt aus. Ich war 162 cm groß und wog nur 37 Kilo. (Bei dieser Größe wäre das Normalgewicht ca. 53 Kilo) Meine Lehrer und meine Eltern waren sehr besorgt, aber ich stritt ab, dass es irgendein Problem gäbe. Ganz offensichtlich zeigte ich alle Symptome von Magersucht.

Da das körperliche Erscheinungsbild und die Beziehung zum Essen sehr stark mit der Identität eines Menschen in Verbindung gebracht werden, glaube ich, dass es sehr effektiv ist, sich auf geistiges Heilen zu verlassen, um Essstörungen zu überwinden. Während ich mich dagegen sträubte, über das Problem zu diskutieren oder irgendwelche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wusste ich, dass meine Mutter mit aller Kraft für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden betete. Vieles, was sie mir in der Absicht mich zu ermutigen sagte, frustrierte mich jedoch nur noch mehr. An einen Satz jedoch kann ich mich noch gut erinnern, ein Satz aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy: „Die ewige Wahrheit zerstört, was die Sterblichen vom Irrtum gelernt zu haben scheinen, und das wirkliche Dasein des Menschen als ein Kind Gottes kommt ans Licht.“ (S. 288)

Diese einfache Aussage blieb mir im Gedächtnis hängen. Ich sah ein, dass mein äußeres Erscheinungsbild verzerrt und ungesund war, wenn die Basis hierfür Kommentare von anderen Leuten sowie meine falschen Vorstellungen über einen scheinbar festgelegten Standard waren. Langsam aber stetig sah ich mich mehr und mehr als Schöpfung Gottes. Ich begriff, dass mein Wert als Mensch nicht von meinem körperlichen Erscheinungsbild abhing.

Als ich meinen Wert mehr und mehr erkannte, der meiner geistigen Identitätinnewohnte, begann sich mein Fokus stärker nach außen zu richten, weg von mir selber und mehr der Welt um mich herum zugeneigt mit all ihren unermesslichen Möglichkeiten. Das Bild eines schüchternen Sonderlings, das ich von mir selber hatte, zerschlug sich, als ich in der Schule mit Theaterproduktionen in Berührung kam. Diese Aktivitäten brachten mich in Kontakt mit anderen Studenten, die meine Interessen teilten, und ich wurde unverkrampfter. Ich erinnere mich haargenau an die erste Nacht, die ich draußen mit Schulfreunden „rumhing“, ohne über mich nachzugrübeln, und ich genoss das Zusammensein mit neuen Freunden. Durch meine erwachte Wahrnehmung meiner Identität als Gottes kind hatte ich die intensive Fixierung auf meinen Körper verloren und machte mir weniger Gedanken darum, was ich aß.

Langsam aber stetig sah ich mich mehr und mehr als Schöpfung Gottes. Ich begriff, dass mein Wert als Mensch nicht von meinem körperlichen Erscheinungsbild abhing.

Mein Gewicht stabilisierte sich nach und nach und ich konnte eine ausbalanciertere Diät halten. Und irgendwoher nahm ich den Mut und fragte einen wirklich netten Jungen, ob er mit mir zur Abschlussparty gehen wollte und er sagte Ja!

Ich rufe mir diese Heilung oft ins Gedächtnis, wenn ich mich unüberwindbaren Herausforderungen gegenüber sehe. Das hilft mir, sie als neue Möglichkeiten zu betrachten, um Zeugnis meines „wirkliche(n) Dasein(s) als ein Kind Gottes“ zu geben, ohne Grenzen, die andere Menschen oder ich aufgestellt haben.

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