Kann der Mensch nur glücklich werden, wenn er einen Sinn im Leben sieht? Oder umgekehrt: Können Menschen auch glücklich sein, ohne den Sinn des Lebens gefunden zu haben?
Das hängt davon ab, was man unter „Sinn” versteht. Aus dem Selbstentwurf von „Sinn” ergeben sich dann auch die Dimensionen von Glück. Wir leben in einer verdinglichten Kultur, einer haben-orientierten Kultur, in der das „kleine Ich” noch eine große Rolle spielt. Das „kleine Ich” sucht Befriedigung durch das Erreichen von Status, will Dinge und Menschen besitzen. Dann ist Glück daran gebunden, genau diese Dinge auch zu bekommen. Diese Sichtweise geht davon aus, dass durch die Anhäufung von Endlichem Befriedigung gefunden und tiefe Sehnsucht gestillt werden kann. Sehnsucht ist für mich ein entscheidender Zugang, denn sie ist die stärkste Kraft in unserem Leben. Hinter jeder Sehnsucht, auch der kleinsten, nach einem Produkt, nach einem Automobil, nach Mode — aber auch nach anderen Menschen — schwingt eine Grundsehnsucht mit. Das ist die nach dem Absoluten, die nach dem Letzten, man könnte auch sagen: die nach dem Göttlichen. Von daher kann Sehnsucht, ausgerichtet auf die selbstbezogenen Formen des kleinen Glücks, nie ankommen, nie befriedigt werden, weil die Jagd immer weitergeht, zeitlebens. Deshalb würde ich in diesem Zusammenhang auch nicht von Glück sprechen wollen. Glück ist für mich grundsätzlicher. Es hat nicht mehr mit den Bedürfnissen des „kleinen Ich” zu tun, sondern ist beheimatet in einem größeren Selbst. ...
Also, alles ist eins?
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