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„Wie sich ein Vater ... erbarmet”

Aus der November 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Worte des mosaischen Gesetzes: „Auge um Auge, Zahn um Zahn”, drücken Wiedervergeltung und Rache aus, während das Gesetz Christi die heilende Berührung bringt, welche von allen Sünden reinigt. Es ist das Gesetz, welches, wie Mrs. Eddy in ihrem Werke „No and Yes“ sagt, „die Sünde nicht losläßt, bis dieselbe zerstört ist — bis nichts übrig ist, was der Vergebung bedarf, was leiden kann, oder was vergeben werden muß” (S. 30).

In dem Verhältnis, wie die Christian Scientisten die Lehren ihres Textbuches, „Science and Health“, erfassen, wird es ihnen klar, daß Sünde und Krankheit ein und dieselbe Basis haben, nämlich einen falschen Begriff von Gott und dem Menschen; daß man den Sünder gerade so wenig verdammen darf wie den Sterblichen, dessen physischer Zustand das Mitleid aller derer erweckt, die mit ihm in Berührung kommen. Die Sünde, welche dem einen Menschen anhaftet, ist nicht mehr wirklich als die Krankheit, die dem andern anhaftet. Es ist daher das Bestreben derjenigen, die das Gebot der Nächstenliebe erfüllen wollen, ihren Mitmenschen zu befreien, möge er in den Banden der Krankheit oder der Sünde liegen.

Die Lehre der Christian Science über die Sünde ist in dem dritten Lehrsatz dieser Denomination sehr deutlich dargelegt („Science and Health“, S. 497): „Wir glauben an die Vergebung der Sünde durch die Zerstörung der Sünde und durch das geistige Verständnis, welches das Übel als unwirklich austreibt. Aber der Glaube an die Sünde wird bestraft, so lange dieser Glaube besteht.” Die Heilung des Sünders durch die Zerstörung der Sünde, die er zum Ausdruck bringt, ist das große Werk, das vollbracht werden muß. Wohl kein Fall einer Heilung von Sünde steht dem Bibelforscher klarer vor Augen, als der des Paulus, welcher aus falschem Pflichtgefühl die Nachfolger Jesu grausam verfolgte. Als jedoch seine Augen geöffnet wurden, so daß er seine Sünde in ihrer ganzen Größe erkannte, war er unermüdlich in seinem Bestreben, die Echtheit seiner Reue zu beweisen. Selbst die ersten Jünger, die ihn zuerst nur zögernd als einen der Ihrigen aufnahmen, mußten ihm glauben, als sie sahen, daß ihm die „Zeichen” folgten.

Kriminalgesetze sind hinsichtlich der gegenwärtigen menschlichen Zustände nötig. Durch diese Gesetze wird „der Glaube an die Sünde ... bestraft, so lange dieser Glaube besteht.” Die Strafe hat jedoch in unsrer Zeit nicht mehr den Zweck, das begangene Unrecht zu rächen, sondern der Verbrecher soll gebessert werden, und so lange er glaubt, daß das Übertreten des Gesetzes Genuß bereite oder Gewinn bringe, muß man seine Mitmenschen vor ihm schützen. Aus dem selben Grunde darf man einen bußfertigen Menschen, der in seinem Bewußtsein gesündigt hat, d. h. der eine Sünde begangen hat, von welcher das Gesetz keine Notiz nimmt, weil sie von keiner offenkundigen Übertretung des Gesetzes begleitet war — aus dem selben Grunde darf man einen solchen nicht zum Gegenstand der Rache machen, und seine Fehler, die er bitter bereut, dürfen ihm nicht fortwährend vorgeworfen werden, sondern man soll ihm Liebe und Wohlwollen entgegenbringen.

Als der verlorene Sohn seine Torheiten und Sünden einsah und als er bereit war, nach der Heimat zurückzukehren, um dort sein Unrecht einzugestehen und in Demut eine niedrige Stellung einzunehmen, begegnete ihm der Vater nicht mit Drohungen der Wiedervergeltung für seine früheren Sünden, sondern er empfing ihn mit Freuden und vergalt ihm seine Buße und Demut mit allem Guten, was die Liebe eines Vaters sich ausdenken kann. Jesus hat in obigem Gleichnis gezeigt, daß derjenige, der seine Sünden eingesehen hat und dieselben wahrhaft bereut — d. h. dieselben aufgibt —, in den himmlischen Räumen mit Freuden aufgenommen wird. Diese Lehre sollte ein jeder Nachfolger Jesu beherzigen, ganz besonders der Christian Scientist, welcher gelernt hat, daß Gott die Strafe für die Sünde nur dann beseitigt, wenn die Sünde beseitigt ist; daß Er sie nur so lange straft, bis sie vernichtet ist, und niemals späterhin. (Siehe „Messages to The Mother Church“, S. 49).

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