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Befreiung vom Scheinbaren

Aus der Februar 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jedermann meiß, daß alle Falsche wertlos ist, eine Täuschung und ein Fallstrick, und daß das Festhalten an dem Falschen unweigerlich zu sittlichem Verfall und traurigen Zuständen führt. Ferner werden die meisten Menschen zugeben, daß selbst die scheinbare Macht und Wirksamkeit eines Irrtums vollständig dem Umstand zuzuschreiben ist, daß er als Echtheit verkleidet einherschreitet, weil seine Opfer ja zurückschrecken würden, wenn er im eignen Gewände erschiene und wenn sein wahres Wesen erkannt würde. Das natürliche sittliche Gefühl aller freien Menschen ist so stark, daß sie über alles Unechte spotten und es verurteilen, selbst wenn sie dadurch vieles in ihrem eignen Leben und ihrer eignen Handlungsweise verwerfen. Die Erziehungssysteme der zivilisierten Länder sind ein Beweis, daß alle, die für dieselben eintreten, Unechtheit und Unwissenheit für gesetzwidrig halten. Durch allgemeines Übereinkommen nehmen sie die durch das Erziehungssystem entstehenden ungeheuren Unkosten ohne weiteres auf sich und suchen die Unwissenheit systematisch zu beseitigen, damit alle Menschen in den Besitz des einen, was wissenswert oder für sie erkennbar ist, nämlich der Wahrheit, gelangen mögen.

Die Erkenntnis aller rechtdenkenden Menschen, daß die Herrschaft des Scheinbaren und Unwahren den Fortschritt hindert, daß sie vernunftlos ist und keinen Nutzen bringt, und daß das einzige vernunftige Verfahren darin besteht, die Wahrheit in Bezug auf alle Dinge festzustellen und zu beweisen — diese Erkenntnis bildet den wissenschaftlichen Geist, der stets ein Befreier war und der immerdar streitet gegen die Zufriedenheit in der Unwissenheit und gegen den Widerstand vorurteilsvoller und reaktionärer Elemente. Treue gegen diesen Geist erklärt den ungeheuren Fortschritt, der auf dem Gebiete der Physik stattgefunden hat, hauptsächlich während des letzten Jahrhunderts. Die Bedeutung der Entdeckungen und Erfindungen eines Gutenberg, Bell oder Edison für das menschliche Leben sieht ein jeder sofort ein, und wir tun wohl daran, die allgemein förderlichen Errungenschaften im Reiche des Physischen richtig einzuschätzen. Ferner haben wir es den Naturwissenschaftern, hauptsächlich den philisophisch veranlagten unter ihnen zu verdanken, daß die zahllosen abergläubischen und sophistischen Anschauungen, deren Sklaven unsre Väter sogar bis in die jüngste Zeit waren, aufgedeckt worden sind. Sie haben die Menschen dahin geführt, die Zuverlässigkeit vieler sinnlicher Wahrnehmungen in Frage zu stellen und dieselben einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. In dieser Weise haben die Denker gelernt, ihre Folgerungen nur dann als zuverlässig zu betrachten, nachdem sie weit mehr in Erwägung gezogen haben, als auf der Oberfläche erscheint. Unter wissenschaftlichem Geist versteht man eingehendes und vorurteilsloses Forschen, ein logisches Betrachten aller dem Menschen zu Gebote stehenden Tatsachen und einen gesunden Skeptizismus, der nicht leicht getäuscht wird, sondern überzeugt ist, daß Wahrheit keiner Gönnerschaft bedarf.

Es ist jedoch eine interessante Tatsache, daß nicht alle, die dies gerne zugeben, zu weiterem Fortschritt in der Richtung der Freiheit bereit sind, wenn derselbe irgendwie mit den ihnen überlieferten religiösen Anschauungen in Konflikt gerät. Sie sind vielleicht dahin gelangt, viele materielle Annahmen über das Wesen der Materie usw. in Frage zu stellen. Und doch, wenn man darauf hinweist, daß der ganze materielle Begriff vom Sein möglicherweise irrtümlich, und daß alles Übel, alles Ungeistige eine Scheinbarkeit sei, schrecken sie zurück, als ob etwas Wertvolles in Gefahr stehe. Sie rühmen also das wissenschaftliche Verfahren, welches ihnen den Beweis lieferte, daß viele ihrer materialistischen Begriffe falsch sind; dennoch aber lassen sie sich nicht herbei, die Lehre der Christian Science zu prüfen, nach welcher alle Materialität unwirklich ist und derzufolge das in der Materialität begründete Gesetz der Krankheit und des Todes das Ergebnis und Walten der falschen Annahme ist.

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