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Der eine Meister

Aus der Februar 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gegen Ende seiner irdischen Tätigkeit gab Jesus allen, die ihm Gehör schenkten, ob Freund oder Feind, einige seiner bedeutsamsten und weitreichendsten Unterweisungen. Die meisten dieser Reden hielt er wohl innerhalb des Tempelbezirkes, wo er auch die Lahmen und Blinden heilte. Es störte ihn nicht, daß die mit Macht und Würde bekleideten Schriftgelehrten und Pharisäer ihn fragten, was ihn zu seinen Worten und Werken berechtige, und es bekümmerte ihn nicht, daß sie sehr entrüstet waren, als ihm die Kinder dankbaren Herzens huldigten. Er wußte, daß er ein großes Werk zu verrichten hatte und daß kein Wort der Wahrheit verloren gehen könne, selbst wenn Himmel und Erde vergehen sollten.

Im 23. Kapitel des Matthäus lesen wir, wie der große Meister ernstlich vor der Neigung warnt, die man in neuerer Sprache als persönliches Dominieren bezeichnen würde. Er sagte: „Einer ist euer Meister, Christus.” Zu Anfang seiner Amttstätigkeit hatte er erklärt, kein Mensch könne zweien Herren dienen; man müsse Gott allein dienen. Dies wurde wahrscheinlich von seinen Zuhörern als eine Warnung vor weltlicher Gesinnung aufgefaßt und diese Bedeutung hat man auch in neuerer Zeit der angeführten Stelle allgemein beigelegt. Aber die Christian Science lehrt uns, in allen Fällen den wahren Sinn nicht an der Oberfläche zu suchen, sondern tiefer einzudringen. Es genügt nicht zuzugeben, daß wir Gott und dem Mannon nicht zugleich dienen können, sondern wir müssen klar erkennen, daß es unmöglich ist, zwei Herren zu haben, nämlich Gott und das eigne Ich, und daß wir gegen unsern Meister Christus untreu werden, wenn wir andern die Herrschaft des eignen Willens auferlegen.

Hier müssen wir nun unterscheiden zwischen persönlichem Dominieren und rechtmäßiger Autorität im Heim, in Vereinen, oder im Gemeinwesen. In den Episteln finden wir viele Ermahnungen an die Diener, ihren Herren Untertan zu sein, sowie auch an Kinder, ihren Eltern zu gehorchen. Dies ist gewiß recht und billig. Der Arbeitgeber hat zu entscheiden, wie gearbeitet werden soll, denn andernfalls würde ein persönliches Dominieren seitens derjenigen stattfinden, die sich verpflichtet haben zu dienen. Christus Jesus warnte vor der listigen Neigung des sterblichen Sinnes, die Gedanken, Worte und Handlungen andrer zu beherrschen, wodurch den Menschen „schwere und untrügliche Bürden” auferlegt werden, weil es an der Erkenntnis der wichtigen Wahrheit fehlt, daß es einem jeden frei stehen sollte, sich der Führung des Christus-Geistes anzuvertrauen. Die mentale Knechtschaft, welche die Forderungen der Wahrheit außer acht läßt, ist nicht nur denen schädlich, die diese Knechtschaft in ihrer Blindheit und zuweilen ganz unbewußt andern auferlegen, sondern auch denen, die sich gewohnheitsmäßig den Vorschriften einer oder mehrerer Personen fügen, nur um Reibereien zu vermeiden. Geistige und mentale Freiheit ist einem jeden Menschen von Gott verliehen, und wehe dem, der entweder gedankenlos oder mit böser Absicht andre dieses zu ihrem Wachstum und ihrer Entfaltung, kurz, zu ihrer Erlösung so wichtigen Elementes beraubt. Viele, denen Liebe und Hochachtung entgegengebracht werden sollte, werden wegen ihrer herrschsüchtigen Neigung gefürchtet und gemieden. Sie haben vollständig vergessen, daß einer Meister ist, nämlich Christus.

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