Auf Seite 392 von „Science and Health“ schreibt Mrs. Eddy: „Stehet Wache an der Tür des Denkens”. Es wird den Christian Scientisten sehr zum Segen gereichen, wenn sie diese Ermahnung stets im Sinne behalten, denn sie werden dadurch täglich und stündlich ermutigt. Wir sollten nie vergessen, daß Furcht und Entmutigung, welche der Glaube an das Übel mit sich bringt, das Ergebnis des falschen Denkens sind. Entmutigung ist nichts weiter als die Annahme, welche unserm Bewußtsein in schlauer und listiger Weise die Behauptung aufdrängen möchte, daß das Übel eine Wirklichkeit sei und mehr Macht habe, als das Gute. Die Krankheit ist nur eine weitere List des Versuchers; sie ist das Übel in einer andern Verkleidung, sie ist die Äußerung der Annahme, daß der Mensch einer Macht unterworfen sei, die ihn leistungsunfähig machen kann und der er schließlich unterliegen müsse. Unter welcher Verkleidung sich das Übel auch darstellt, möge es seine unrechtmäßige Herrschaft dreist behaupten, oder sich in schlauer Weise verstecken, ehe es erkannt wird: es kann aus seiner vermeintlich festen Stellung vertrieben werden, wenn man ihm mit Entschiedenheit entgegentritt — mit der mächtigen und siegreichen Wahrheit, daß „Gott ... unendlich, alle Kraft, alles Leben, alle Wahrheit, alle Liebe, über allem und Alles” ist („Science and Health, S. 17).
Vielleicht sucht der Zweifel, ob unser Schutz auch zuverlässig sei, in uns Fuß zu fassen. Wir haben jedoch nichts zu befürchten, wenn wir dem Rat jenes Streiters der Wahrheit, des Apostels Paulus, folgen und „den Harnisch Gottes” anziehen, unsre Lenden „umgürtet” haben „mit Wahrheit und angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit, ... gestiefelt, als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens”, und ausgerüstet mit dem „Helm des Heils” und dem „Schwert des Geistes”. Die Wahrheit ist das genaue Gegenteil aller falschen Annahmen. Wenn Gott allmächtig ist und nur das Gute erschaffen hat, und wenn der Mensch sein Ebenbild und Gleichnis ist, so hat das Übel weder Wirklichkeit noch Macht. Wer die entgegengesetzte Anschauung vertritt, entehrt Gott. Christus Jesus wußte, was seinen Nachfolgern bevorstand, denn er wurde selbst von dem Bösen versucht; aber er begegnete diesen Einflüsterungen des Versuchers mit der Behauptung der Allheit und Allmacht Gottes des Guten, und errang den Sieg. So können auch wir siegen. Die Ermahnung des Paulus: „Laßt dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem”, drückt den selben Gedanken aus.
Mrs. Eddy gibt uns die gleiche Ermahnung in den folgenden Worten: zu allen Zeiten und unter allen Umständen, überwinde das Böse mit Gutem. „Erkenne dich selbst, und Gott wird die Weisheit und die Gelegenheit zum Sieg über das Übel geben” („Science and Health“, S. 571). Ferner gibt sie uns in der Broschüre „What Our Leader Says“ („Was unsre Führerin sagt”) die folgenden trostreichen Worte: „Gute Gedanken sind eine undurchdringliche Rüstung; mit derselben angetan bist du vor den Angriffen des Irrtums jeder Art vollständig geschützt. Diese Worte drücken keine Entmutigung, keinen Zweifel, und kein Zögern aus, sondern ein unentwegtes Ausharren auf der Verteidigungslinie.
Was würde man von einem Reisenden denken, der beständig erklärt, er könne nicht weiter reisen, oder von einem Handwerker, der beständig seine Fähigkeit, die ihm zugewiesenen Arbeit zu verrichten, in Abrede stellt. Der eine würde sich seinem Ziel nur langsam nähern, der andre wäre bald ohne Beschäftigung. Welches Recht hat nun der Christian Scientist, Befreiung vom Übel zu erwarten, oder wie kann er dem „Strick des Jägers” entgehen, wenn er, anstatt dem herannahenden Feind mutig entgegenzutreten und dessen Angriffe zurückzuschlagen, nur in lauer Weise Gottes Allheit behauptet und sich beständig veranlaßt fühlt zu erklären: „Ich bin krank”, „Ich kann nicht das leisten, was andre leisten”, und was der Äußerungen der Ungewißheit und Entmutigung mehr sind.
Der Glaube an das Übel und die Ergebnisse dieses Glaubens würden vollständig zerstört werden, wenn jedermann die Wahrheit in Bezug aus das Übel kennen würde, nämlich, daß es nichtig und machtlos ist. Warum sollten also die Christian Scientisten, die zu dieser Erkenntnis gelangt sind, sich dazu verleiten lassen, Dinge in ihr Bewußtsein aufzunehmen, die den Glauben an das Übel aufrecht erhalten? Durch die Christian Science sind wir zu der Einsicht gekommen, daß diese üblen Annahmen nur dann festen Fuß fassen können, wenn wir die Tür des Denkens unbewacht lassen und ihnen somit Einlaß gewähren. Wir handeln also gewiß weise, wenn wir aufhören uns dadurch zu beschränken, daß wir die sogenannte Wirklichkeit oder Macht des Übels anerkennen. Ungeachtet aller Scheinbarkeit wollen wir an der Macht Gottes, des Guten, festhalten. Wir müssen erkennen, wie uns unsre Führerin ermahnt hat, daß „Geist” (Mind) ... der Meister der körperlichen Sinne” ist „und ... Krankheit, Sünde und Tod überwinden” kann. ... „Erhebe dich in der Kraft des Geistes, um allem zu widerstehen, was dem Guten unähnlich ist. Gott hat den Menschen hierzu befähigt, und nichts kann die den Menschen von Gott verliehene Fähigkeit und Macht vernichten” („Science and Health“, S. 393). In dieser Weise gewappnet, können wir mit dem Psalmisten sagen: Ich fürchte „kein Unglück; denn Du bist bei mir”.