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Geben und Empfangen

Aus der Februar 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Wissenschaft gehen das Geben und das Empfangen Hand in Hand. Ist jemand der Vermittler des Gesetzes der Liebe, so findet bei ihm mit dem Empfangen auch gleichzeitig ein Geben statt. Wahres Geben wird durch das geistige Gesetz ebenso genau regiert, wie die Addition oder die Subtraktion durch ein mathematisches Gesetz. Wer nun das Verständnis von diesem geistigen Gesetz erlangt hat und demselben gehorcht, empfängt den dadurch entstehenden Segen ebenso sicher, wie er durch das Befolgen einer mathematischen Regel zum richtigen Resultat gelangt. Hierdurch wird die wissenschaftliche Übereinstimmung vom Geben und Empfangen hergestellt, und jede Möglichkeit, hierbei vom göttlichen Prinzip abzuweichen, ist ausgeschlossen. Es gibt nur eine richtige Verfahrungsart, drei und vier zu addieren oder drei von vier zu subtrahieren. Weder des Lehrers Anerkennung der eifrigen Bemühungen eines Schülers, noch des Schülers Unvermögen, die Regel zu erfassen, können an dem unwandelbaren mathematischen Gesetz ein Jota ändern. Die Aufgabe des Lernenden besteht darin, sein Denken mit dem Wirken dieses Gesetzes in Übereinstimmung zu bringen. Dann erst kann ein günstiges Ergebnis zutage treten.

Wenn etwas von dem Geist des göttlichen Gesetzes in den beschränkten menschlichen Sinn vom Geben und Empfangen hineingetragen wird, so kommt dieser Sinn in universaler und unparteilicher Weise zum Ausdruck. Sagt doch Mrs. Eddy: „Was auch immer einen segnet, segnet alle („Science and Health“, S. 296). Das Walten dieses Gesetzes bedeutet immer gegenseitiges Wohl und allgemeine Förderung. Es stellt Gleichheit und gegenseitige Abhängigkeit her, ähnlich der zwischen Prinzip und Idee oder Gott und dem Menschen bestehenden. Die Bibel weist aus dieses Gesetz hin, wie z. B. in den folgenden Verheißungen: „Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein”, und „Wer seine Gebote hält, der bleibet in ihm, und Er in ihm.” Dieses göttliche Gesetz schließt seinem innersten Wesen nach sowohl ein Zuwenig wie ein Zuviel aus. Der Mathematik kann z. B. weder durch Addieren etwas hinzugefügt noch durch Subtrahieren etwas genommen werden, denn sie ist stets vollständig. Der Gebrauch ihrer Bezeichnungen dient nur zur Darlegung des Grundgesetzes, welches das Verhältnis bekannter Größen einer unwandelbaren Ordnung gemäß regiert.

So verhält es sich mit dem Gesetz von des Menschen Beziehung zum Menschen. All sein Tun und Handeln wird durch das vollkommene Gesetz des göttlichen Prinzips regiert; daher sollte man beim Geben oder Empfangen — wie an der Hand eines Beispiels aus der Mathematik soeben gezeigt wurde — nicht befürchten, etwa durch Bereicherung eines andern zu verlieren, denn das Prinzip ist gerecht und unparteilich und bei Ihm „gilt kein Ansehen der Person.” Der Mensch ist, wie eine Nummer, ein vollkommenes, in sich abgeschlossenes Ganzes, dem man weder etwas geben noch nehmen kann. Er ist, wissenschaftlich gesprochen, gleich der ausbalancierten Wage, in einem Zustand vollkommenen Gleichgewichts. Er bewegt sich in wechselseitiger Beziehung zu jeder andern göttlichen Idee innerhalb des Kreises geistiger Liebe, alles empfangend, was Gott gibt, und durch Widerspiegelung alles gebend, was er empfängt. Das menschliche Leben muß geläutert und veredelt werden, dann erst kann es sich hoch genug emporschwingen, um die Wirklichkeiten des Geistes zu erkennen. Sobald diesen Anforderungen genügt wird, tritt das Denken seine Reise vom Sinn zur Seele an. Seine ersten schwankenden Schritte bedürfen oftmals der vorsichtigsten Unterstützung und Leitung. Die Christian Science kommt diesem Bedürfnis entgegen, einmal durch die praktische Heilsarbeit oder die Demonstration der erhaltenden und heilenden Macht der Christus-Idee, und sodann durch die einschlägige Literatur und durch die Vorträge, Lesezimmer und Komitees für Veröffentlichungen. Die höchsten Eigenschaften des Denkens und der Lebensführung sind aber notwendig, um würdig befunden zu werden, als Vermittler der geistigen Gaben zu dienen. Demut, Enthaltsamkeit und Ehrlichkeit müssen alle menschlichen Tätigkeiten innerhalb der Christian Science Sache stützen. Hierzu gehört natürlich das richtige Geben und Empfangen von Vergütung, welches dem Gesetz der Gerechtigkeit und des Rechts entspricht.

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