Keine Worte haben dem menschlichen Herzen mehr Trost gebracht, als die folgenden aus dem Munde Christi Jesu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.” Ebenso lautet die Botschaft der Christian Science. Es gibt ein Mittel gegen jeden unharmonischen Zustand in der menschlichen Erfahrung, und es braucht deshalb niemand zu sagen, er habe „keine Hoffnung” und sei „ohne Gott in der Welt”. Die Christian Science zeigt den Weg. Sie ruft allen Menschen zu: Kommt, und ihr werdet durch eigne Erfahrung die Überzeugung gewinnen, daß das Verständnis der Wahrheit und Liebe Disharmonie berichtigt; daß die Wahrheit „Schmuck für Asche, und Freudenöl sür Traurigkeit, und schöne Kleider für einen betrübten Geist” gibt.
Die Sterblichen haben auf ihrer Suche nach Gesundheit und Glück mancherlei Erfahrungen durchgemacht. Es hat im allgemeinen die Neigung geherrscht, gegen Disharmonie materielle Mittel zu suchen und die Materie zur Basis der Harmonie und des Wohlergehens zu machen. Obgleich nun die Sterblichen das Zeugnis der materiellen Sinne in Bezug auf das irdische Dasein des Menschen geglaubt und die Dinge, welche dieses Dasein unharmonisch machen, für wirklich gehalten haben, so hat doch von jeher bei vielen ein unerschütterlicher Glaube an die Wirklichkeit und Fortdauer geistiger Dinge bestanden. Es ist ein Hauptpunkt in allen christlichen Lehrsystemen, daß geistige Dinge dauernder sind, als die Dinge, welche durch die körperlichen Sinne wahrgenommen werden und dem Menschen zu seinem jetzigen Wohlergehen so unentbehrlich zu sein scheinen. Der menschliche Glaube an die Wirklichkeit und Fortdauer dessen, was „unsichtbar” und nur sehr wenig bekannt ist, findet seine Berechtigung in den folgenden Worten des Meisters: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.”
Seit mehreren Jahrzehnten haben viele Religionslehrer auf eine geistige Erweckung hingearbeitet und dieselbe erwartet — eine Erweckung, wie sie seit Jahrhunderten nicht mehr stattgefunden hat. Menschliche Erwartungen gehen nicht immer in Erfüllung, und die Wahrheit erscheint selten in der Weise, wie die Welt sie erwartet. Jedoch, das Streben nach dem Guten wird belohnt, und des Menschen Fortschritt in der Richtung des Geistes steht im Verhältnis zu seinem Gehorsam gegen das unfehlbare Gesetz Gottes.
Die längst erwartete geistige Erweckung hat bereits ihren Anfang genommen, und zwar in weit höherem Sinn, als allgemein erkannt wird. Die Christian Science ist gewiß nicht der geringste Faktor in diesem Werk der Erneuerung. Das Christentum, wie dessen Begründer es lehrte und demonstrierte, ist wirksam, und da es wirksam ist, ist es praktisch anwendbar, und da es praktisch anwendbar ist, hat ein jeder Mensch das Recht, dessen Wahrheit und Kraft im eignen Leben zu erproben. Weil die Christian Science die praktische Seite des Christentums hervorhebt, spricht sie die Leute an. Das Christentum ist nicht nur Glaubenssache. Wer es nicht in die Tat umsetzt, beweist dadurch, daß er es nicht richtig versteht. Die Heilige Schrift erklärt: „Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist ... tot an ihm selber”. Glaube ist nötig, aber an und für sich genügt er nicht. Seine Richtigkeit und Wirkungsfähigkeit wird nur durch Resultate oder Werke offenbar. Daher erklärt der Apostel, der Glaube, welcher nicht demonstriert oder angewandt wird, ermangle der erlösenden Kraft.
Die Christian Science flößt Glauben ein und enthüllt die unendlichen Möglichkeiten in der Richtung des Guten. Tausende und aber Tausende freuen sich, daß sie durch diese Lehre einen lebendigen Glauben an Gott erlangt haben, einen Glauben, den sie in allen Lagen des Lebens und jederzeit praktisch anwenden können. Das Interesse an der Christian Science war nie so groß und nie so weitverbreitet, wie heute. Mag man sie als eine Religion oder als ein Heilsystem ansehen — so viel ist gewiß: sie erregt die Aufmerksamkeit taufender denkender Menschen in der ganzen zivilisierten Welt. Daß die Christian Science eine Religion ist, welche die Kranken heilt, ist in zahllosen Fällen bewiesen worden. Ein großer Prozentsatz der Genesenden hatte alle erdenklichen materiellen Mittel erschöpft. Daß die Christian Science ein Heilsystem ist, welches in jeder Hinsicht christlich genannt werden darf, wird allen klar, die eingesehen haben, daß sie von ihren Anhängern verlangt, sich ganz und gar auf Gott zu verlassen und keine Macht außer Ihm anzuerkennen.
Fast in jedem Gemeinwesen finden sich Anhänger dieser Lehre — Leute, die die Grundlehren dieser Wissenschaft verstehen und die in nicht geringem Maße, deren heilende und befreiende Wirkung an sich erfahren haben. Ferner finden sich allerorts intelligente und gottesfürchtige Menschen, welche die durch die Christian Science bewirkten guten Werke anerkennen und als Außenstehende dieser Bewegung ferneren Erfolg wünschen. Die Christian Scientisten stimmen mit allen Christen darin überein, daß nichts so sehr zur Hebung und Veredlung der Menschheit beigetragen hat, wie die christliche Religion. Es wird allgemein zugegeben, daß der Begründer der christlichen Religion die Wahrheit des Seins besser verstanden hat, als irgendeiner vor oder nach ihm. Die Grundlage seiner Lehre war Wahrheit. Er lebte in Übereinstimmung mit seiner Lehre, und dies befähigte ihn, die wunderbaren Werke zu tun, welche alle seine Nachfolger als bestimmte Beweise dafür ansehen, daß seine Lehre auf Wahrheit beruht. Weil er die Wahrheit des Seins verstand und weil er bestimmt glaubte, daß sie die Menschheit erlösen kann, sagte er zu seinen Jüngern: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.” Durch die Jünger ist diese Botschaft bis zu den entlegensten Teilen der Erde gedrungen.
Der Glaube an die Wahrheit
Jeder Mensch glaubt an die Wahrheit. Es sind keine Beweisgründe nötig, um ihn von der Wirklichkeit und Macht der Wahrheit zu überzeugen. Jeder denkende Mensch weiß, daß die Wahrheit keine menschliche Erfindung ist und daß sie nicht durch allgemeine Zustimmung festgestellt wird. Menschliche Annahmen, Meinungen und Überzeugungen können weder die Wahrheit bestimmen, noch sie umstoßen. Die Wahrheit ist Ursache, nicht Wirkung. Sie ist unendlich. Keine einzelne Person und keine Klasse von Leuten kann die Wahrheit für sich allein beanspruchen. Es ist das Vorrecht eines jeden Menschen, die Wahrheit zu erkennen. Da die Menschen nicht in der gleichen Umgebung leben, nicht gleich erzogen worden sind und nicht die gleichen Neigungen und Wünsche haben, so besteht eine Meinungsverschiedenheit in Bezug auf das Wesen der Wahrheit. Insofern nun die Rechte des Nächsten nicht verletzt werden, steht es einem jeden Menschen zu, seine eigne Idee oder seine eigne Auffassung von der Wahrheit in seiner Lebenserfahrung auszuarbeiten. Im individuellen Bewußtsein sowohl wie unter den Menschen im Allgemeinen bleibt das Lebenskräftigste übrig, und dieses wiederum weicht naturgemäß dem, was der Wahrheit noch näher kommt. Die Erfahrung bringt dem Menschen eine klarere, höhere Erkenntnis der einen unendlichen Wahrheit, die das allem wahren Sein zugrundeliegende Prinzip ist.
Es ist nicht meine Absicht, die Christian Science mit andern Religionslehren oder mit andern Heilsystemen zu vergleichen. Ich will nur die Grundlehren dieser Wissenschaft kurz darlegen. Schon ein beschränktes Verständnis von derselben genügt, um irgendwelche falsche Auffassungen in Bezug auf Zweck und Ziel dieser verhältnismäßig neuen Bewegung zu berichtigen.
Der echte Christian Scientist greift niemals den Glauben seines Mitmenschen an. Er spricht niemals in wegwerfender oder gleichgültiger Weise von den guten Werken eines Andersdenkenden. Er gibt sich nie dem Bekehrungseifer hin, versucht niemals, seine Ansichten andern aufzudrängen, sondern hat, wie alle Christen, einen Grund für seinen Glauben. Sein Glaube beruht jedoch nicht auf dem Sand menschlicher Ansichten, sondern auf dem Felsen praktischer Resultate. Er ist „allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund hat der Hoffnung, die in [ihm] ist.”
Des Menschen Begriff von Gott
Es gibt nichts Okkultes oder Geheimnisvolles in der Christian Science. Im rechten Lichte besehen ist sie leicht verständlich, und das scheinbar Mystische weicht dem, was praktisch und beweisbar ist. Die Macht der Christian Science, Gutes zu bewirken, ist auf die Tatsache zurückzuführen, daß sie eine geistige Auffassung von Gott und dem Menschen lehrt. Jede Religionslehre gründet sich auf eine bestimmte Auffassung vom höchsten Wesen. Jeder Mensch, der an Gott glaubt (und es gibt wenige, die nicht an Ihn glauben), macht sich einen mehr oder weniger klaren Begriff von dem Wesen Gottes. Eines Menschen Glauben an Gott oder sein Mangel an Glauben an Ihn ist das natürliche Ergebnis seines Verständnisses von Gott. Die religiösen Anschauungen eines Menschen müssen mit seinem Begriff von dem höchsten Wesen übereinstimmen. Nicht sowohl was er sagt, sondern was er tut, steht im Einklang mit seiner Idee von Gott und zeigt, ob er glaubt, Gott kümmere sich unmittelbar um die Angelegenheiten eines Menschen und um die Erfahrungen seines täglichen Lebens. Sein Tun und Handeln zeigt ferner, ob er glaubt, daß es des Menschen Pflicht oder sein Vorrecht ist, sich um Hilfe an Gott zu wenden, damit er (der Mensch) in den sogenannten materiellen Beziehungen und in der materiellen Umgebung Harmonie zum Ausdruck bringen möge.
Wohl wenige Menschen dürften bestreiten, daß es ihnen und andern sehr nützlich wäre, wenn sie einen mehr praktischen Glauben an die Allgegenwart und Allmacht Gottes beweisen würden. Da eines Menschen Glauben an Gott und sein Vertrauen zu Ihm im richtigen Verhältnis zu seinem Begriff vom höchsten Wesen stehen muß, so ist es klar, daß die Menschen vor allem den Begriff von Gott erlangen müssen, welcher die fortwährende Entfaltung des Glaubens und die stete und folgerichtige Anwendung und Demonstration der ewigen Wahrheit des Seins möglich macht.
Die Heilung der Kranken
Die Christian Science demonstriert, daß es möglich ist, die Kranken heutigestags in der selben Weise zu heilen, wie der Meister und seine unmittelbaren Nachfolger sie heilten. Obgleich das Heilen der Kranken ein außerordentlich wichtiges Werk ist, so ist doch die Wirksamkeit der Christian Science weit umfassender. Das Heilen ist nur der Anfang des großen Werkes, welches der Menschheit das Verständnis der Wahrheit bringen soll. Daß der Meister, die Apostel sowie die ersten Christen im allgemeinen die Kranken geheilt haben, ist eine geschichtliche Tatsache. Die heutigen Christen bestreiten dies nicht, auch geben sie zu, daß diese Heilungswerke nötig waren, und daß sie keinen geringen Teil der Aufgabe bildeten, einen sicheren Boden für die geistige Lehre zu schaffen, eine Lehre, die dazu berufen ist, die endgültige Erlösung von allen Erscheinungsformen des Übels zu bringen. Nur gegen die Behauptung der Christian Science, solche Werke seien heutigestags nicht nur möglich, sondern ebenso notwendig, wie vor neunzehnhundert Jahren, macht sich Zweifel, ja oft Opposition geltend. Wer diese Sache ernstlich betrachtet, muß zu der Überzeugung gelangen, daß diese Stellungnahme unhaltbar ist. Die Christian Science beansprucht nicht mehr, als was einstmals ein wesentliches Element der christlichen Religion bildete. Warum sollte irgend jemand sie bezweifeln oder sich ihr widersetzen? Sollten diese Werke nicht möglich sein, so kann die Lehre nicht lange bestehen. Wenn andrerseits die Heilungswerke getan werden, so ist doch dadurch nur Gutes bewirkt.
Die Christian Science wendet sich an alle Menschen. Sie erklärt, daß das Gesetz der geistigen Heilung stets wirksam ist, daß jeder, der dieses Gesetz versteht und demselben gehorcht, es anwenden kann und daß, wenn es richtig angewandt wird, Resultate nicht ausbleiben; daß sie so sicher zutage treten, wie die Resultate, die der richtigen Anwendung eines sogenannten materiellen Gesetzes folgen. Das Gesetz der geistigen Umwandlung, wodurch die Kranken geheilt und die Sünder bekehrt werden, ist das unwandelbare, unfehlbare Gesetz des göttlichen Geistes, und niemand würde daran denken, das Gesetz Gottes umzustoßen oder für null und nichtig zu erklären. Man muß dieses Gesetz verstehen und ihm gehorchen, wenn man der Wohltaten teilhaftig werden will, die es in sich schließt. Diese Auffassung wird von der Heiligen Schrift in vollem Maße bestätigt, und die Christian Science lehrt nichts, was nicht auf der geistigen Auslegung des inspirierten Wortes beruht.
Der größte Wohltäter
Zum mindestens in der ganzen Christenheit wird der große galiläische Prediger, der von den Hügelabhängen herab das Volk lehrte, als der größte Wohltäter der Menschheit angesehen. Sein Leben und seine Werke finden längst nicht die Würdigung, die sie verdient haben. Gab er doch den Menschen ein Gut, das von höchstem praktischen Wert ist und stets sein wird. Wenn die Welt im allgemeinen ein besseres Verständnis von des Meisters Lehren sowie von dem Wesen und dem Zweck seiner Arbeit hätte, dann würden die Werke Gottes mehr verherrlicht werden. Das Heilen der Kranken war ein wichtiger Teil der Arbeit des Meisters, und auf diese Werke wies er hin, als er gefragt wurde, ob seine Lehre auf Wahrheit beruhe und ob er der verheißene Messias sei. Obschon seine Heilungen einen großen Teil des Berichtes über sein Erdenleben bilden, und obschon die Christen unsrer Tage ihren Glauben auf die Wahrheit dieser Berichte stützen, so gibt es doch Tausende, welche es nicht für möglich halten, daß die Kranken in der selben Weise geheilt werden können, wie sie von den Aposteln geheilt wurden.
Es wird zuweilen behauptet, die Kraft des Heilens, welche die ersten Christen ausübten, sei wunderbar und übernatürlich, und Gott habe sie nur einigen wenigen Auserwählten verliehen, damit die Welt erkenne, daß der längst verheißene Messias gekommen sei; und da über diesen Punkt kein Zweifel mehr herrsche, so seien diese Heilungswerke nicht mehr nötig und daher nicht mehr möglich. Wir achten die ehrlichen Ansichten andrer, können aber nicht einsehen, worauf sich diese Behauptung stützt. In der ganzen Heiligen Schrift, vom ersten Buch Mose an bis zur Offenbarung, finden wir nicht eine einzige Stelle, die zu einer solchen Folgerung berechtigt.
Lehren und Werke
Die Heilungswerke, welche der Meister und seine Nachfolger verrichteten, bewiesen allerdings, daß der längst erwartete Erlöser gekommen war; doch es entstehen hier die folgenden wichtigen Fragen: Woher kam diese Kraft des Heilens, und in welcher Weise wurde sie denen verliehen, die sie ausübten? Wenn eine Verbindung zwischen den Lehren und den Werken des Meisters besteht, welcher Art war sie? Ist es wahr, daß die Kraft des Heilens, die er ausübte, unabhängig von seinen Lehren bestanden hat und ihm unabhängig von denselben verliehen wurde? Wenn dies der Fall ist, so kann man mit Recht fragen: Wie konnten seine Heilungswerke beweisen, daß seine Lehren auf Wahrheit beruhten, wenn diese nicht mit jenen in Verbindung standen? Bestand aber eine Verbindung zwischen seinen Lehren und seinen Werken, so besteht sie heute noch, denn seine Lehren sind in unsern Tagen nicht weniger wahr und nicht weniger mächtig, denn da sie zuerst am Ufer des Galiläischen Meers verkündet wurden.
Wohl jedem aufrichtigen Sucher nach Wahrheit haben sich diese Fragen aufgedrängt. Die Christian Science beantwortet dieselben in einer praktischen Weise, und die Resultate zeigen, daß sie richtig beantwortet worden sind. Die Lehren und Werke des Meisters stehen in enger Beziehung zu einander. Wer das volle Verständnis von seinen Lehren erlangt hat, kann die Werke tun, die er tat.
Der Jünger Christi
Ein Jünger ist in Wirklichkeit ein Schüler. Die Zwölfe und die Siebenzig waren Schüler des Meisters. Nun wird kein Christ die Lehren Jesu für menschliche Erfindungen, Theorien oder Folgerungen halten; keiner wird sie als das Gesamtresultat, der „Weisheit dieser Welt” bezeichnen. Als Christian Scientisten wissen wir, daß das, was Jesus lehrte, das Ergebnis der göttlich-natürlichen Entfaltung der Wahrheit im menschlichen Bewußtsein darstellte, und daß das Verständnis von diesen Lehren die Jünger befähigte, die Kranken zu heilen. Wenn immer es ihnen, an Erfolg fehlte, lag der Grund in ihrem Unglauben oder ihrem Mangel an geistiger Erkenntnis. Der Meister erklärt sehr deutlich, daß diejenigen, die an ihn glauben, d. h. diejenigen, die seine Lehren verstehen und betätigen, die Werke tun können, die er tat. Wie die Christian Science fortwährend beweist, haben diese Erklärungen auf die Gläubigen aller Zeiten Bezug. Auch heute ist es das gottverliehene Vorrecht der Menschen, die Wohltaten des Evangeliums zu genießen, das der ganzen Welt zu ihrem Heil gepredigt wird. Die Grundlage der Christian Science ist mehr als ein Glaubensbekenntnis oder eine äußere Gottesverehrung; sie beruht auf einem Lebensprinzip, welches sich stets gleich bleibt.
Die Wahrheit über das Christentum ist die Wissenschaft des Christentums. Wahrheit ist die Basis aller Wissenschaft und Wissenschaft kann nur mit dem identifiziert werden, was wahr ist. Das Christentum ist wahr, und die Wissenschaft des Christentums oder die Christian Science (Christliche Wissenschaft) ist zum richtigen Verständnis des inspirierten Wortes nötig. Das Wort muß verstanden werden, ehe man es in die Tat umsetzen kann. Wenn das Christentum keine Resultate aufweist, so sind entweder seine Grundlehren nicht erfaßt worden, oder der Schüler weiß es nicht zu betätigen. In beiden Fällen werden die stets vorhandenen Segnungen der Wahrheit, wie Jesus sie lehrte und demonstrierte, nicht erkannt und genossen.
Gott nicht begrenzt
Der große Irrtum unsrer Zeit besteht darin, daß man der Macht Gottes und seiner Bereitwilligkeit, den Menschen in Zeiten der Not beizustehen, Schranken setzt. Der Psalmist erklärt, die Israeliten hätten sich Gott widersetzt, als sie bezweifelten, ob Er einen Tisch in der Wüste bereiten könne. Den Worten des Propheten Jesaja zufolge sind es die menschlichen Annahmen, die die Macht des Guten beschränken und den Menschen von Gott zu trennen scheinen. Als man sich dinstmals um Hilfe an den Meister wandte, sagte dieser: „Euch geschehe nach eurem Glauben”, woraus ersichtlich ist, daß man nur in dem Maße gesegnet wird, wie man für die Segnungen empfänglich ist.
Niemand, der mit den Grundzügen unsrer heutigen christlichen Unterweisung bekannt ist und denselben beistimmt, wird behaupten, der Mensch unterliege deshalb in dem Kampfe mit der Sünde, weil Gott entweder nicht willens oder nicht fähig sei zu helfen. Jeder Christ gibt zu, daß der Fehler stets auf Seiten der sterblichen Menschen liegt. Es hat wohl eine Zeit gegeben, da man glaubte, Gott habe eine Anzahl Menschen dazu bestimmt, auf immer und ewig in den Banden der Sünde zu verweilen und die Strafe für dieselbe zu erdulden. Solche Anschauungen sind jedoch in unsrer Zeit sehr selten. Man hat heute einen klareren Begriff von Gott; man erkennt Ihn immer mehr als einen Gott, „welcher will, daß allen Menschen geholfen werde, und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.” Gott hat sich nicht verändert, aber in der menschlichen Auffassung von Gott, insoweit Seine Beziehung zur Erlösung des Menschen von Sünde in Betracht kommt, hat eine große Veränderung stattgefunden.
Es gibt noch andre irrige Annahmen, welche die Macht des Guten beschränken und die Ausübung des Glaubens verhindern, der zur Erlösung nötig ist. Unter diesen ist besonders die Annahme zu nennen, daß Krankheiten und Leiden dem Willen Gottes gemäß seien, daß Gott die Kranken entweder nicht heilen könne oder nicht heilen wolle, wie Er es vor Alters tat. Solange man an dieser Annahme festhält, kann man unmöglich die Befreiung von Krankheit und Leiden erlangen, deren die ersten Christen sich erfreuten. Das menschliche Denken nähert sich jedoch immer mehr der Wahrheit, und es wird die Zeit kommen, da die Annahme, daß Gott das Leiden und den Tod des Menschen bestimmt habe, ebenso von den Kirchen zurückgewiesen werden wird, wie in unsern Tagen die Lehre von der Gnadenwahl.
(Schluß folgt.)