Die Christian Science lehrt unzweideutig, daß Sünde, Krankheit und Tod nur verschiedene Erscheinungsformen des einen Übels sind, gegen welches sich die Anhänger dieser Lehre verpflichtet haben; daß sich die Menschheit diesen angeblichen Zerstörern des Frieden und des Glücks nicht unterwerfen, sondern sie bekämpfen soll, bis sie dieselben völlig überwunden hat; daß dieser Sieg nicht mit materiellen Waffen zu erkämpfen ist, sondern durch geistige Mittel, durch folgerichtiges und beharrliches Festhalten an der Wahrheit von Gottes Allmacht, sowie durch kräftiges Verneinen aller Ansprüche des Übels auf Stellung und Macht.
Angesichts der menschlichen Annahmen über Leben und Tod, Gutes und Böses, die in all den Jahrhunderten des sterblichen Daseins entstanden sind, ist es wohl kaum zu verwundern, daß die Welt die hierauf bezüglichen Lehren der Christian Science bekämpft hat. Diese sterblichen Annahmen sind jedoch nur das Ergebnis der Erziehung und Überlieferung, und anscheinend läßt sich nichts schwerer durch Wahrheit ersetzen, als die irrigen Annahmen, die sich auf diesem Weg Eingang in das sterbliche Denken verschafft haben. Jahrhundertelang vor Jesu Zeit herrschte allgemein der Glaube, der Tod sei wirklich, unvermeidlich und göttlich bestimmt, und trotz des gegenteiligen Beweises, den unser Meister gab, hat diese Annahme auf die Angelegenheiten der Sterblichen bis auf den heutigen Tag den größten Einfluß ausgeübt.
Als Warnung vor dieser weitverbreiteten, aber nichtsdestoweniger irrigen Ansicht, schreibt Mrs. Eddy in „Science and Health“ (S. 39): „Die anerzogene Annahme, daß Seele im Körper sei, veranlaßt die Sterblichen, den Tod als einen Freund anzusehen, als einen Schritt aus der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit und Seligkeit. Die Bibel bezeichnet den Tod als einen Feind, und Jesus überwand den Tod anstatt sich ihm zu unterwerfen. Er war ‚der Weg‘. Für ihn war der Tod daher nicht die Schwelle, die er zu überschreiten hatte, um zur Herrlichkeit des Lebens zu gelangen.” Ferner schreibt sie (S. 45): „Unser Meister demonstrierte völlig und endgültig die göttliche Wissenschaft in seinem Siege über Tod und Grab. Jesu Tat sollte der Menschheit zur Erleuchtung dienen und die ganze Welt von Sünde, Krankheit und Tod erlösen.”
Es ist einleuchtend, daß, wenn die Scientisten den beiden ersten von dieser „Dreiheit der Irrtümer” begegnen und dieselben überwinden, sie dem dritten, der die Gesamtsumme der beiden ersten ausmacht, nicht besonders begegnen müssen. In ihrem Werk „Unity of Good“ (Einheit des Guten) sagt Mrs. Eddy auf Seite 43: „Das Erreichen dieses höchsten Zieles der Science — erfordert Zeit und ungeheures geistiges Wachstum.” Sie will aber damit nicht sagen, daß wir der Entmutigung Einlaß gewähren sollen; vielmehr sollen wir unerschrocken zur Überwindung dieses Feindes unser Teil beitragen. Jeder Widerstand gegen die Versuchung, sich diesem vermeintlich unüberwindlichen Übel zu unterwerfen, jeder Sieg über Krankheit und Sünde, ist ein Schritt dem erstrebten Ziele entgegen, hilft die angebliche Macht des Übels zerstören und führt zu dessen endgültiger Vernichtung. Wenn die Sünde zerstört sein wird, dann wird der Tod, der, wie Paulus sagt, durch Sünde in die Welt kam, auch nicht einmal eine scheinbare Daseinsberechtigung haben.
Dem Gebot Jesu zufolge sollen die Kranken geheilt werden, und es ist die Pflicht seiner Nachfolger dieses Gebot zu befolgen, indem sie sich selbst sowie andere heilen. Es gibt keinen leichten oder bequemen Weg zur Erlösung. Wir können keinen geeigneteren Ort zur Ausführung dieses notwendigen Werkes finden, als den, an welchem wir uns gerade befinden, keine gelegenere Zeit, als die gegenwärtige. Wenn der Tod göttlichen Ursprungs und daher wirklich wäre, so wäre es eine Sünde, seinen Verwüstungen Einhalt tun zu wollen. Wenn er ein Freund wäre, der die Sterblichen in einen besseren und glücklicheren Zustand einführt, so wäre es unrecht, wenn wir uns ihm widersetzen würden oder ihm entgehen wollten. In unsern Tagen ist vor allem eine allgemeinere und entschiedenere Ablehnung der Annahme nötig, daß der Tod dem Menschen irgendwie schaden oder nützen könne, und diese Ablehnung muß sich auf das Verständnis von Gott und dem zu Seinem Ebenbild geschaffenen Menschen gründen. Die folgende Stelle aus „Science and Health“ (S. 442), mit welcher jeder Christian Scientist vertraut sein und die er beherzigen sollte, steht mit dem Gesagten in Übereinstimmung: „Christian Scientisten, seid euch selbst ein Gesetz, daß mentale Malpraxis euch nichts anhaben kann, weder wenn ihr schlaft, noch wenn ihr wach seid.”
Hierin liegt unsre Ermutigung, unser Vertrauen auf den Sieg. Das Übel kann da nicht Einlaß finden, wo Wahrheit und Liebe eine Schutzmauer errichtet haben. Er, der, wie uns der Apostel sagt, „dem Tod die Macht hat genommen, und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium”, ist unser Wegweiser. Indem wir nun täglich in seinen Fußtapfen wandeln, das Übel beharrlich und getreulich mit Gutem überwinden, werden auch wir den Sieg erringen; d. h. wir werden durch Ihn, „der uns den Sieg gegeben hat”, unsre Freiheit von Sünde, Krankheit und Tod erlangen.