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Liebet einander

Aus der März 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist heutzutage ebenso schwer die Gegensätze, die bisweilen zwischen Glaubensgenossen in der Familie, im Geschäft, in der Gesellschaft oder Kirche bestehen, mit ihrem Glaubensbekenntnis in Übereinstimmung zu bringen, als es für den Apostel, Johannes gewesen sein muß, da er in seiner ersten Epistel den scharfen Verweis erteilte: „So jemand spricht, ich liebe Gott, und hasset seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebet, den er siehet, wie kann er Gott lieben, den er nicht siehet?”

Selbst in den Tagen der Kinder Israel wurden die Menschen dazu angehalten einander zu lieben. Im dritten Buche Mose, Kapitel 19, finden wir eine Ermahnung an die Kinder Israel, nicht rachgierig zu sein, noch Zorn gegeneinander zu halten, sondern ihren Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das Gesetz der Liebe sollte in dem Evangelium Christi Jesu eine höhere Bedeutung und bessere Auslegung erhalten. Als der in dem Buchstaben des Gesetzes wohl bewanderte Pharisäer den Meister mit der verfänglichen Frage versuchen wollte, welches das vornehmste Gebot im Gesetz sei, schlug dieser den Grundton an, der klar wie eine Silberglocke durch alle seine Lehren hindurchklingt, nämlich, daß der Grundstein des ganzen Gesetzes und der Propheten Liebe sei; daß man Gott lieben müsse „von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte, und den Nächsten als sich selbst.”

Ferner finden wir in den sanften Trostesworten, mit welchen der Meister die Jünger auf die herannahende Probe ihres Glaubens vorzubereiten suchte, eine neue Basis des Vergleiches: sie sollten einander lieben, wie er sie geliebt hatte. Wer hat je die mitleidsvolle Liebe zum Ausdruck gebracht, die er den Menschenkindern erwies — den Kranken und Sündern, ja sogar denen, die ihn vernichten wollten? Und doch forderte er diese Liebe von denen, die von nun an seine Lehren der Welt werktätig beweisen sollten, und richtete die bedeutsamen Worte an sie: „Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.”

Mrs. Eddy äußert sich über die Beziehungen dieses neuen Gebotes zur Christian Science folgendermaßen: „Niemand kann die Menschheit heilen oder bekehren, wenn er nicht von Liebe und Wohlwollen angetrieben wird. Die Übereinstimmung zwischen Gesetz und Evangelium, zwischen dem alten und dem neuen Gebot, bestätigt die Tatsache, daß Gott und Liebe eins sind. Die geistig Gesinnten sind von Menschenfreundlichkeit, Wahrheit und Liebe erfüllt. Das Leben Christi Jesu, seine Worte und Werke demonstrieren Liebe. Wir sind nur dann Christian Scientisten, wenn wir diese Liebe besitzen und deren heilende und erlösende Macht beweisen” („Messages to The Mother Church“, S. 82).

Wie weise, wie umsichtig war unsre verehrte Führerin, als sie in Anbetracht unsres Hangs zum Irrtum, unsrer Neigung, der empfangenen Segnungen nicht eingedenk zu bleiben, bestimmte, daß die „Vorschrift in Bezug auf Beweggründe und Handlungen” am ersten Sonntag jeden Monats vom Lesepult herab gelesen werden solle. Es ist demütigend für uns, daß wir so oft mit folgenden Worten ermahnt werden müssen: „In der Science regiert göttliche Liebe allein den Menschen; und ein Christian Scientist spiegelt die holde Anmut der Liebe wieder, in wahrer Brüderlichkeit, Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit” (Manual, Artikel VIII, Abschnitt 1). Warum machen wir diese Ermahnung notwendig, da wir doch jeden Tag unsern Vater bitten, uns zu vergeben, „wie wir vergeben unsern Schuldigern”, und da wir die geistige Auslegung dieser Bitte kennen: „Liebe wird durch Liebe wiedergespiegelt” („Science and Health“, S. 17)?

Angesichts der Gebote des Gesetzes und des Evangeliums sowie angesichts des Umstandes, daß die Welt uns beobachtet und den Maßstab des Meisters: „So ihr Liebe untereinander habt”, an uns anlegt, sollten wir unsre Herzen sorgfältig prüfen, ehe wir uns als die Nachfolger des Meisters ausgeben. Wir müssen als Christian Scientisten danach trachten, in seinen Fußtapfen zu wandeln, die Heilungswerke zu vollbringen, die er als die Beweise der Gemeinschaft mit ihm bezeichnete. Wie dürfen wir es überhaupt wagen, um Vergebung unsrer eignen Mängel zu bitten, wenn wir wissen, daß bittere Gefühle, Neid, Eifersucht oder irgendein andres Übel zwischen uns und unserm Bruder in Christo eine Scheidewand zu bilden sucht?

Wir wollen also einander lieben, wie wir geliebt werden wollen, einander vergeben, wie wir wünschen, daß uns vergeben werde, und im täglichen Leben die Ermahnung des Apostels Johannes befolgen: „Meine Kindlein, laßt uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.”

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